Zukunft des E-Autos in Gefahr: Automobilbranche warnt vor Folgen steigender Strompreise

Aufgrund der weiter steigenden Stromkosten warnt der Verband der Automobilindustrie vor den Folgen für den Hochlauf der E-Auto-Produktion.
Stuttgart - Die Benzin- und Dieselpreise sind in den vergangenen Monaten extrem angestiegen. Zudem endet am heutigen Mittwoch, 31. August, auch der Tankrabatt, wodurch die Benzinkosten für die Verbraucher erneut ansteigen. E-Autos, auf die sich inzwischen nahezu alle namhaften Hersteller konzentrieren, sind aktuell im Verbrauch aber auch nicht unbedingt günstiger. Weil die Stromkosten ebenfalls immens gestiegen sind und möglicherweise noch weiter steigen, warnen Teile der Autoindustrie bereits vor den Folgen für die E-Mobilität. Die Autoindustrie hat derzeit ohnehin mit der Chipkrise zu kämpfen, die noch lange nicht überstanden ist.
E-Autos gelten nicht erst seit dem EU-Entscheid, ab 2035 nur noch klimafreundliche Neuwagen zu erlauben, als Zukunft der Mobilität. Autokonzern Mercedes-Benz will bereits ab 2030 nur noch batteriebetriebene Fahrzeuge produzieren und auch die anderen großen Hersteller befinden sich mitten in der Transformation. Durch den Ukraine-Krieg steigen derzeit allerdings nicht nur die Gaspreise, sondern auch die Stromkosten immer weiter an. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) bezweifelt, dass die erneuerbaren Energien für den Hochlauf der E-Mobilität allein in Deutschland produziert werden können, wie sie der Welt sagte.
E-Auto-Produktion: Energiebedarf kann laut VDA-Präsidentin nicht nur in Deutschland produziert werden
Der Krieg in der Ukraine und die unterbrochenen Lieferketten haben auch in Deutschland eine ganze Welle an Preissteigerungen ausgelöst. Besonders fatal fällt für die Autoindustrie auch der Gasmangel aus. „Wir leiden wie alle unter Gaspreisen und auch die Strompreise machen uns Sorgen“, sagte Hildegard Müller gegenüber der Welt. Da die benötigten erneuerbaren Energien für den Hochlauf der E-Mobilität nicht allein in Deutschland produziert werden könnten, benötige es Rohstoff- und Energiepartnerschaften, so die VDA-Präsidentin. Mercedes-Benz und VW haben erst kürzlich eine solche Partnerschaft mit Kanada geschlossen.
Die hohen Strompreise machen sich nicht nur in Deutschland bemerkbar. Auch E-Autohersteller Tesla hat die Kosten für die Kilowattstunde an den eigenen Supercharger-Stationen von ehemals 24 Cent auf inzwischen 45 Cent angehoben. Dass die Ladeinfrastruktur eine der Grundvoraussetzungen für den Durchbruch der E-Mobilität ist, sagte auch bereits Mercedes-Chef Ola Källenius. Das Ladenetz für E-Autos wird in Deutschland zwar kontinuierlich weiter ausgebaut, aktuell sind aber noch immer viele Gemeinden ohne Ladepunkt. „Die Menschen werden nur auf Elektromobilität umsteigen, wenn sie das Gefühl haben, sie können zu jeder Zeit und an jedem Ort ihren Ladebedarf stillen“, gab Hildegard Müller zu bedenken.
Autoindustrie produziert große Anzahl an E-Auto-Modellen - Stromkosten bleiben Problem
Doch selbst wenn das Ladenetzwerk in Deutschland so weit ausgebaut wird, dass auch der ländliche Raum mit kurzen Distanzen Zugang zu Ladesäulen für E-Autos hat, bleiben die explodierenden Stromkosten ein Problem. Auch der größte Energieversorger im Südwesten, die EnBW, kündigte in einem Schreiben an die Kunden einen weiteren Kostenanstieg an. Zugleich produzieren die Hersteller aber eine steigende Zahl an E-Auto-Modellen. „Die Autoindustrie investiert massiv, es kommen eine Menge Modelle auf den Markt“, sagte Hildegard Müller der Welt.
Mit dem Hochlauf der E-Mobilität wird die Anzahl an batteriebetriebenen Modellen in Zukunft noch weiter ansteigen. Um den Strombedarf der Fahrzeuge zu decken, benötige es laut der VDA-Präsidentin eine „engagiertere Handels- und Energieaußenpolitik, als es zurzeit der Fall ist.“ Die großen Hersteller arbeiten allerdings beständig daran, den Stromverbrauch ihrer Fahrzeuge zu senken. Das Super-E-Auto EQXX von Mercedes-Benz verbrauchte bei einem Roadtrip 8,3 kWh pro 100 Kilometer und schaffte dadurch eine Rekordstrecke von 1.200 Kilometern mit nur einer Batterieladung.