NGG kritisiert geplante Danone-Schließung in Rosenheim scharf
Rosenheim - Danone schließt das Milchwerk in Rosenheim. Rund 160 Mitarbeiter sind direkt betroffen. Aber auch rund 220 Milchviehbetriebe in der Umgebung müssen sich einen neuen Abnehmer suchen. Die Gewerkschaft NGG kritisiert die geplante Werkschließung scharf.
Update, 14.45 Uhr: Gewerkschaft NGG kritisiert Werkschließung
„Kein Kahlschlag bei Danone“: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die geplante Schließung des Rosenheimer Danone-Werks heftig kritisiert. „Die 160 Beschäftigten wurden von der Nachricht kalt erwischt. In der Belegschaft herrscht Fassungslosigkeit“, sagt Manuel Halbmeier von der NGG Rosenheim-Oberbayern. Ein milliardenschwerer Konzern wie Danone dürfe seine Mitarbeiter nicht einfach auf die Straße setzen.
Die Gewerkschaft fordert das Unternehmen mit Sitz in Paris dazu auf, die Schließung des oberbayerischen Standorts zu überdenken. „Das Rosenheimer Werk ist einzigartig, weil es auch kleine Mengem produzieren kann.
Damit ist der Standort ein wichtiges Labor für die neuen Milchprodukte, die der Weltmarktführer derzeit testet“, so Halbmeier. Die Kündigung eines Produktionsauftrags vom Käsehersteller Hochland dürfe kein Vorwand sein, um ein ganzes Werk zu schließen. Schließlich habe Danone zuletzt eine Umsatzrendite von 15 Prozent bei Milchprodukten erwirtschaftet.
Nach Einschätzung von Manuel Halbmeier schreibt auch das Rosenheimer Werk seit Jahren schwarze Zahlen,
Sollte der Konzern an den Schließungsplänen festhalten, müsse es einen ausgereiften Sozialplan mit soliden Abfindungen geben, fordert die NGG. In der kommenden Woche berät die Gewerkschaft bei einer Mitgliederversammlung über weitere Schritte.
Pressemeldung Gewerkschaft NGG
Vorbericht:
Der französische Lebensmittelkonzern Danone hat am Mittwoch angekündigt, sein Werk in Rosenheim zum 31. Juli 2021 zu schließen. Das Unternehmen führt als Grund einen Rückgang der Auslastung um rund 70 Prozent in den vergangenen zehn Jahren an. "Es zeichnete sich schon seit zehn Jahren ein kontinuierlicher drastischer Rückgang von bis zu 70 Prozent ab", bestätigte auch Danone-Pressesprecherin Susanne Knittel im Gespräch mit rosenheim24.de. "Die Anlagen, die wir im Werk Rosenheim haben, sind nicht auf die aktuellen Marktbedürfnisse ausgerichtet. Da hätte man zu viel investieren müssen, um sich auf die neuen Konsumentenbedürfnisse einzustellen."
"Vegantrend" auch in Rosenheim zu spüren
Danone sei in Rosenheim auf Milchfrischeprodukte, speziell Frischkäseprodukte fokussiert gewesen, so Knittel. Die neue Richtung seien aber pflanzenbasierte Produkte. Der "Vegantrend" ist also auch bei Danone in Rosenheim zu spüren. Das Sortiment werde durch die pflanzenbasierten Produkte ergänzt. "Gerade die Frischkäseprodukte, die in Rosenheim produziert werden, sind nicht mehr so gefragt."
Wie geht es für die Mitarbeiter weiter?
Die nächsten Schritte seien, dass man sich mit dem Betriebsrat berate und mit ihm gemeinsam einen guten Sozialplan entwickle. "Die Mitarbeiter stehen an erster Stelle. Wir schlagen dem Betriebsrat vor, eine Transfergesellschaft zu gründen." Die Transfergesellschaft soll dann nochmal weitere Zeit geben. Die Mitarbeiter seien dann über diese Transfergesellschaft nach der Schließung noch weiter angestellt. Man wolle sich die anderen Standorte von Danone anschauen, ob es da Möglichkeiten und offene Stellen für Mitarbeiter gebe. Danone will seinen Mitarbeitern darüber hinaus auch Bewerberschulungen geben. Bis zum Juli 2021 laufe aber alles so weiter wie gewohnt.
So reagierten die Mitarbeiter
Die Mitarbeiter selber wurden auch erst am Mittwoch über eine Belegschaftsversammlung von der bevorstehenden Schließung informiert. "Es gab alle möglichen Reaktionen. Natürlich Betroffenheit, aber ich hatte auch das Gefühl, dass es für viele keine ganz so große Überraschung gewesen ist", schildert Knittel ihre Eindrücke von der Versammlung.
Auswirkungen auf die Region
Man wisse, dass es für die Stadt und die Landwirte eine Auswirkung haben werde. Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU) bezeichnete die bevorstehende Schließung des Danone-Werks als „herben Schlag für die ganze Region“. Die Stadt verliere „ein Unternehmen, das zu den tragenden Säulen unseres Produktions- und Industriestandortes gezählt hat“. Das Unternehmen kündigte an, die Milchbauern, die das Werk in Rosenheim beliefern, bei der Suche nach neuen Abnehmern zu unterstützen. Während der Übergangszeit werde man wie bisher, eng mit der Milcherzeugergemeinschaft Rosenheim-Bad Aibling zusammenarbeiten.
Was passiert mit dem Areal?
Was mit dem rund 20.000 Quadratmeter großen Grundstück passiert wisse man noch nicht, so Knittel. Hier werde man sich in den kommenden Wochen mit der Stadt Rosenheim zusammensetzen und schauen, was dort möglich ist.
Bayerischer Bauernverband zeigt sich traurig
Josef Steingraber, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes Rosenheim zeigt sich betrübt über die bevorstehende Schließung des Danone Werkes. "Das ist eine sehr traurige Sache, da hier ein Rosenheimer Traditionsunternehmen schließt. Unsere Bauern waren da gut aufgehoben und wir haben immer sehr gut und kollegial mit Danone zusammengearbeitet." Steingraber sichert zu, dass man zusammen mit der Milcherzeugergemeinschaft Rosenheim-Bad Aibling in den nächsten eineinhalb Jahren die bestmögliche Lösung suche und neue Abnehmer finde. "Wir hoffen natürlich, dass die dann auch aus der Region sind. Es braucht kein Bauer Angst haben, dass er in den nächsten Wochen seine Milch nicht mehr los wird.
jb