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A94-Eröffnung: „Historischer Tag“ unter Protesten

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Von: Jens Zimmermann

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Drei Demonstranten gaben während der Rede von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ihren Unmut preis.
Drei Demonstranten gaben während der Rede von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ihren Unmut preis. © jz

Dorfen/Landkreis Mühldorf – Am Montag fand die feierliche Verkehrsfreigabe des Neubauabschnitts der A94 zwischen Pastetten und Heldenstein bei Dorfen statt. Der 33 Kilometer lange Lückenschluss fand in Anwesenheit zahlreicher Politiker, aber auch unter Protest, statt.

Lange war die B12 wegen hoher Unfallzahlen als regelrechte „Todesstrecke“ berüchtigt. Ein Jahr nach diesem Artikel, im September 2020, haben wir uns erkundigt, ob die Eröffnung des A94-Neubauabschnitt wie erhofft Linderung brachte.

September 2019: A94-Eröffnung: „Historischer Tag“ unter Protesten

„Kein Grund zu feiern“ riefen drei Protestanten plötzlich vor der Bühne während der Rede von Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. In einer Demokratie sei Protest erlaubt und so sprach Scheuer währenddessen einfach weiter. „Auch wenn die A94 für viele Diskussionen gesorgt hat, ist sie ein Mehrwert für die Region. Auch Autos mit alternativem Antrieb brauchen sichere Wege“, so Scheuer.

Des Weiteren sprach Scheuer von einem „wichtigen Schritt“ und einer „Investition in die Infrastruktur“. Zudem würde die A94 die B12, einer der verkehrsreichsten Bundesstraßen, entlasten. Mit rund 23.000 Fahrzeugen täglich waren schwere Verkehrsunfälle keine Seltenheit. „Es ist ein historischer Tag. Die Notwendigkeit ist unbestritten“, hebt der Bundesverkehrsminister die Bedeutung dieser Autobahn für diese Region nochmal hervor. Denn anders als bei den früheren Freigaben, ist der Lückenschluss nun geschafft. Und eine über 30 kilometerlange Freigabe habe Scheuer selbst auch noch nicht erlebt.

Gegner: "Verfehlte Verkehrspolitik"

Die Gegner sehen in der Eröffnung eine verfehlte Verkehrspolitik. Zudem würde das vor Kurzem von der Bundesregierung beschlossene Klimapaket keinen Grund zur Hoffnung auf eine effektive CO2-Reduktion zulassen

Ein weiterer Kritikpunkt sei der Streckenverlauf der A94: "Trotz des heftigen und unermüdlichen Widerstands engagierter und entschlossener Bürgerinnen und Bürger von Anfang an, führte politischer Wille von oben herab zur Trasse durch das ökologisch wertvolle und einzigartige Isental, obwohl eine alternative Route auf einer bestehenden Straße mit weit geringeren Eingriffen und Aufwand möglich gewesen wäre. So sehen wir uns heute der dramatischen Zerstörung von biologischem und menschlichem Lebensraum gegenüber", so die Gegner in einer Pressemitteilung.

Gegner haben alle Schritte ausgeschöpft

„Die A94 hat Familien und Dörfer gespalten“, weiß auch Staatssekretär Stephan Mayer. Die Gegner hätten alle rechtlichen Schritte ausgeschöpft und dann müssten sie ein Urteil auch respektieren. Es sei eine Abwägung zwischen dem Schutz des Menschen und dem Schutz der Natur gewesen.

Die A94 sei für Mayer wichtig für die regionale Wirtschaft, insbesondere für das Chemiedreieck, um wettbewerbsfähig zu sein. „Es ist ein guter Tag für die Region. Zudem hat sich die Mehrheit für diese Autobahn ausgesprochen. Wir können zuversichtlich in die Zukunft der Region blicken“, ist sich Mayer sicher.

117 von 150 Kilometer befahrbar

Dr. Hans Reichhart, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, sprach von einem „Tag der Freude“. Es sei eine Autobahn, die die Menschen verbindet und eine Straße, die den Wohlstand in dieser Region sichern wird. „Straßen sind unsere Lebensadern. Ich bin froh, dass nun 117 der 150 Kilometer der A94 befahrbar sind“, so Reichhart. Es sei ein Spagat zwischen der Infrastruktur und einem schonendem Umgang der Natur gewesen. Inzwischen wurde der Vorentwurf zwischen Marktl und Simbach genehmigt und ein weiterer Schritt Richtung Lückenschluss gemacht.

Auch für Dr. Marcel Huber, Mitglied des Bayerischen Landtags, sei dieser Tag ein „Grund zum Feiern“. Durch die Entlastung der B12 würden in Zukunft weniger Unfälle passieren und dies sei sehr erfreulich. „Das war der beste Kompromiss, den wir in einer Demokratie erreichen konnten“, freut sich Huber.

Die Redner ließen sich die gute Laune von der kurzen Protestaktion während der Ansprache von Scheuer nicht verderben. Im Gegenteil: Circa 500 Schaulustige waren zur Eröffnung gekommen und feierten bei Blasmusik und Brotzeit.

Die symbolische Eröffnung: Staatssekretär Stephan Mayer (4. v.l.), Verkehrsminister Andreas Scheuer, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Dr. Hans Reichhart und viele weitere haben das Band zerschnitten.
Die symbolische Eröffnung: Staatssekretär Stephan Mayer (4. v.l.), Verkehrsminister Andreas Scheuer, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Dr. Hans Reichhart und viele weitere haben das Band zerschnitten. © jz

Verkehrsfreigabe bis Dienstag Nachmittag

Nachdem das Band symbolisch für die feierliche Eröffnung durchgeschnitten worden ist, gab es noch einen Autokorso mit Oldtimern auf der neuen Fahrbahn der A94. Erst am darauffolgenden Tag, 1. Oktober, wird der 33 Kilometer lange Lückenschluss der A94 zwischen Pastetten und Heldenstein schrittweise bis zum Nachmittag für den Verkehr frei gegeben. Damit konnte die Isentalautobahn GmbH & Co. KG den Bau einen Monat früher als vertraglich gefordert fertig stellen.

Doch auch für die anderen Teilstrecken werde sich Scheuer einsetzen. Die Baufreigabe für einen Abschnitt bei Pocking sei seit kurzem vorhanden. Die restlichen Planungen würden zudem auf Hochtouren laufen, versicherte der Bundesverkehrsminister.

jz

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