Gräber-Sensation in Altötting
MdL Sabine Weigand: „Die Öffentlichkeit müsste diese historischen Stoffreste und Schwerter sehen dürfen“
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Die Funde aus der Zeit zwischen dem 6. und dem 8. Jahrhundert, die 2019 auf dem Grundstück in der Ebererstraße 7 in Altötting gesichert wurden, gewähren wertvolle Einblicke in die Zeit vor der Pfalzerhebung Altöttings. Im August 2022 wurden die Gegenstände offiziell präsentiert.
Altötting - Man kann von einer kleinen archäologischen Sensation sprechen: Bei Ausgrabungen auf einem Privatgrundstück in Altötting kamen Grabbeigaben aus dem frühen Mittelalter zum Vorschein. Nach drei Jahren behutsamer Sichtung und Restaurierung wurden die Stücke jetzt der Öffentlichkeit präsentiert.
„Besondere Textilreste an eisernen Waffen und Trachtzubehör“
Im Sitzungssaal des Rathauses ging es am 12. August um das Thema „Nachhaltigkeit in der Archäologie“. Federführend präsentiert wurden die Ausgrabungen von Dr. Sabine Weigand, der denkmalpolitischen Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion: „Die geborgenen Funde, auch bewegliche Bodendenkmäler genannt, müssen dauerhaft erhalten werden. Die Funde aus frühmittelalterlichen Gräbern, die vor einigen Jahren in der Ebererstraße 7 geborgen wurden, begeistern aufgrund der besonderen Textilreste an eisernen Waffen und Trachtzubehör.“
Baurechtlicher Umgang mit dem mittelalterlichen Grabmal
Im Umfeld der Fundstelle war seit langem ein frühmittelalterliches Gräberfeld bekannt. Dort bedürfen deshalb ebenso wie im nahen Umfeld Erdarbeiten schon lange einer denkmalrechtlichen Erlaubnis. Das ist also nichts Neues und sollte es dort künftig zu Bautätigkeiten kommen, wissen die Denkmalschutzbehörden und potentielle Bauträger, wie sie mit Rücksicht auf das Bodendenkmal vorgehen müssen.
Auf Nachfrage von innsalzach24.de ergänzt sie ihre Stellungnahme am Dienstag (23. August) folgendermaßen: „Sie (die Funde) öffnen gleichsam eindrucksvoll und sehr anschaulich ein stückweit die Tür zur Frühgeschichte der Stadt. Besonders beeindruckend sind die Beigaben aus dem Grab eines Kriegers aus der Zeit um 700 n.Chr.. Zwei Schwerter haben noch Stoffanhaftungen, was sehr selten ist. Und der reich verzierte Gürtel zeugt ebenfalls von dem hohen Stand des Kriegers.“ Er wurde rund zwei Generationen vor der ersten urkundlichen Erwähnung Altöttings beigesetzt und aus den Funden wissen die Experten jetzt, dass der Ort damals schon von großer Bedeutung war. Die Familien, die dort bestattet wurden, haben offenbar großen Einfluss auf die Entwicklung genommen.
„Menschen in Altötting haben den Wunsch, sich mit ihrer Herkunft zu beschäftigen“
Dr. Sabine Weigand findet es „schade, dass diese spannenden Grabbeigaben bisher nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind“. Es wäre aus ihrer Sicht „sehr wünschenswert, wenn sich ein Ort findet, in dem sie ausgestellt werden können. Ich bin mir sicher, dass es dafür einen Bedarf gibt. Viele Menschen haben den Wunsch, sich mit ihrer Geschichte und Herkunft zu beschäftigen. So anschauliche Funde wie diese sind besonders geeignet, das Interesse für die Geschichte an der Heimat zu fördern. Ich würde mich freuen, wenn die Akteure vor Ort einen Weg finden, die Funde auszustellen.“
Weitere interessante Fundstelle in Unteremmerting - Kombination mit Photovoltaik
Am 12. August 2022 ging es auch um das Thema „Wie gehen Bodendenkmäler und Photovoltaikanlagen zusammen?“ Experten um Dr. Sabine Weigand besuchten den Solarpark Unteremmerting (Anfahrt über die Staatsstraße 2108 von Neuötting nach Emmerting, auf halber Strecke in einem Waldweg abbiegen, der zur Anlage führt, Anm. d.Red.).
Mit dem Landesamt für Denkmalpflege stellt sich die Frage, wie Bodendenkmäler sinnvoll mit Photovoltaik-Freiflächenanlagen überplant werden können. Am Rand von Unteremmerting liegt eine Villa Rustica, zudem belegen Einzelfunde aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit sowie aus dem Mittelalter die Nutzung auch des angrenzenden Areals in einer Zeit vor über 2000 Jahren.
Fachleute aus München kümmern sich um Fundstücke und Ausgrabungsstätten
Gebietsreferentin Martina Pauli und Dr. Jochen Haberstroh (Referatsleiter Oberbayern für Bodendenkmalpflege) vom Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege sind mit Restaurierung, Analyse und fachlicher Begleitung der Ausgrabungen in Altötting und Unteremmerting betraut. Auch in Neumarkt-St. Veit wurden kürzlich Gräber an der Johanneskirche gefunden, deren Alter auf 500 bis 1.000 Jahre geschätzt wird.