Zwischenfall im Chemiepark
Chlorgas im Werk Gendorf ausgetreten: Mitarbeiter zum Routine-Check und Ursache der Störung noch unklar
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Am Dienstag (28. Juni) herrschte Aufregung auf dem Werksgelände des Chemieparks Gendorf. Am Vormittag musste das gesamte Areal abgesperrt werden, weil Chlorgas ausgetreten war. Über 50 Mitarbeiter mussten zum Routine-Check. Jetzt läuft die Ursachenforschung.
Burgkirchen - Nach neuesten Informationen (am 28. Juni gegen 15.50 Uhr) sind von den ursprünglich 51 Verletzten beim Chlorgas-Austritt im Werk Gendorf lediglich fünf Personen im Krankenhaus untersucht worden, „von denen wiederum vier leicht verletzt sind und eine Person mittelschwer“, so Tilo Rosenberger-Süß von der Unternehmenskommunikation im Werk Gendorf. Alle fünf konnten das Krankenhaus wieder verlassen. Andere Geschädigte, die das Chlorgas in der Werkshalle von Westlake Vinnolit eingeatmet hatten, konnten ihre Arbeit unverzüglich wieder aufnehmen. Der Betriebsarzt im Werk gab Grünes Licht. Bis auf ein paar Hustenattacken war kein bleibender Schaden feststellbar.
Chlorgasaustritt im Chemiepark Gendorf vom 28. Juni




Offene Durchgangsrouten wichtig für die Rettungskräfte
Am Werkstor beim Haupteingang zum Chemiepark ist das Treiben auch gegen 13 Uhr immer noch hektischer als gewöhnlich. Denn gegen 9.20 Uhr Vormittag musste das komplette Werksgelände abgeriegelt werden. Am Haupttor berichtet ein Mitarbeiter vom Werkschutz innsalzach24.de, „dass kurzfristig niemand mehr raus oder rein durfte, außer Sanitätern, Krankenwagen und Polizeifahrzeugen“. Die Einsatzkräfte hätten sich „nicht vor dem Haupttor der Zentrale, sondern vor dem Alten Werkstor versammelt“. Die Wege dort sind offener und schneller durchgängig. Am Zentraleingang dagegen regeln Schranken, Ampeln und Kontrollen den Zu- und Abfahrtsverkehr.
Laute Durchsagen und schneller „Shutdown“ auf dem Werksgelände in Burgkirchen
Auf dem Werksgelände seien kurz nach 9 Uhr plötzlich „laute Durchsagen zu hören gewesen und Sirenen von Einsatzfahrzeugen“, so der Werkschutz-Mann. Es waren dramatische Szenen. Danach beruhigte sich das Ganze schnell wieder und gegen 11.30 Uhr war alles wieder freigegeben. Innerhalb kürzester Zeit konnte der Chlorgas-Austritt geschlossen werden.
Von Anfang an bemerkenswert offen - und vorbildlich - gehen Werksleitung und Unternehmenskommunikation mit dem Zwischenfall um. Dass es „etwa 50 Verletzte innerhalb des Werksgeländes gibt“, vermeldete Thilo Rosenberger-Süß bereits gegen 10 Uhr Vormittag in einer Pressemitteilung. Alle weiteren Handlungsschritte und Ereignisse wurden den Medien umgehend kommuniziert. Infraserv-Geschäftsleiter Dominik Gschwendtner half unmittelbar vor Ort bei der Organisation der Rettungskräfte und stand innsalzach24.de Rede und Antwort.
Mitarbeiter vom Landratsamt Altötting untersuchen Betriebsstörung
Vor Ort am Eingangsbereich am Dienstag gegen 13 Uhr kann innsalzach24.de beobachten, wie sich zwei junge Mitarbeiter in Blaumännern „nach der Untersuchung wieder zurückmelden“. Alles läuft offenbar gut geplant und unauffällig ab. Externe dürfen das Werksgelände grundsätzlich nur auf Einladung, wegen eines Termins bzw. nach vorheriger Online-Anmeldung betreten. Zwei Mitarbeiter vom Landratsamt Altötting melden sich „wegen der Betriebsstörung“ am Haupteingang an. Externe Nachforschungen sind eine Standard-Prozedur beim Austritt einer gefährlichen Flüssigkeit oder wie in diesem Fall eines Gases. Mögliche Umweltschäden müssen ausgeschlossen werden.
Ursachen der technischen Störung im Werk Gendorf werden erforscht
Aktuell sieht es danach aus, dass dieses Chlorgas in überschaubaren Mengen in die Luft entwichen ist. Die Umwelt wurde nicht geschädigt. Bedenklich war vor allem die Gefährdung der Gesundheit von Menschen im Arbeitsbereich. Nun folgen weitere interne Untersuchungen, wie es „in den Hallen von Westlake Vinnolit zu dieser technischen Störung kommen konnte“, so Tilo Rosenberger-Süß. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es „noch zu früh, um Aussagen dazu zu treffen“.
Stellungnahmen von Werk Gendorf und Westlake Vinnolit (im Wortlaut)
„Unser Notfallmanagement hat schnell und zuverlässig reagiert. Innerhalb weniger Minuten war unsere Werkfeuerwehr vor Ort und konnte den Stoffaustritt erfolgreich stoppen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, solche Ereignisse regelmäßig zu üben“, resümiert Dominik Gschwendtner - Geschäftsleiter der Standort-Betreiberfirma Infraserv Gendorf. Aktuell laufen gemeinsam mit den Behörden Untersuchungen, wie es zu dem Stoffaustritt kommen konnte.
„Wir bedauern diesen Stoffaustritt, bei dem es Verletzte gegeben hat, und die damit verbundene Beunruhigung unserer Nachbarn außerordentlich. Dabei unterstützen wir vollumfänglich die nun anstehenden Untersuchungen zur Unfallursache. Den verletzten Kolleginnen und Kollegen wünschen wir eine rasche Genesung“, so Westlake-Vinnolit-Sprecher Dr. Oliver Mieden.
Hintergrund: Bei Chlor handelt es sich um einen gelbgrünen flüchtigen Stoff mit stechendem Geruch, der starke Reizungen der Atemwege, der Augen und der Haut verursachen kann. Der Stoff ist einer der wichtigsten Grundprodukte in der chemischen Industrie. Er dient unter anderem zur Herstellung von PVC-Kunststoff mit seinen vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten beispielsweise bei Fensterprofilen, Klebebandfolien, Fußbodenbelägen, Rohrleitungen und als Unterbodenschutz für PKWs. Chlor ist auch Bestandteil in vielen Prozessen zur Herstellung von Arzneimitteln.