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„Ständiger Treffpunkt“: Hier wird ein „Aktivzentrum“ für Bad Reichenhall entstehen

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Von: Melanie Fischer

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Auch Spaziergänge und Ausflüge sollen im Seniorenzentrum möglich sein. © Alexander Rochau/imago/Symbolbild

Fast jeder dritte Reichenhaller ist über 65 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt gehört mit 48,8 Jahren zu den höchsten in Deutschland - Klar, dass die Kurstadt dadurch Angebote für Senioren braucht. Nun wird ein neues Seniorenzentrum entstehen. Die Stadt bezuschusst das Vorhaben und ein Standort steht auch schon fest.

Bad Reichenhall - Der Verein Generationenbund betreibt in Bad Reichenhall bereits das Seniorencafé. Regelmäßig treffen sich dort bis zu 40 Gäste, um sich zu unterhalten. Zusätzlich gibt es Vorträge über regionale und gesundheitliche Themen. Der Generationenbund möchte nun aber ein umfangreicheres Seniorenzentrum eröffnen. Hierzu braucht es Geld. Günter Wolf stellte daher das Projekt am Dienstag (23. Mai) im Stadtrat vor und bat um Bezuschussung.

Was ist der Generationenbund BGL?

Der Generationenbund BGL ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Förderung des generationsübergreifenden Zusammenhalts und den Austausch zwischen den verschiedenen Altersgruppen einsetzt. Der Generationenbund organisiert verschiedene Veranstaltungen, Workshops und Projekte, die Menschen unterschiedlichen Alters zusammenbringen. Hierbei wird der Fokus auf den Austausch von Erfahrungen, Wissen und Fähigkeiten gelegt. Der Generationenbund arbeitet eng mit anderen lokalen Organisationen, Bildungseinrichtungen und den Gemeinden zusammen.

Das Seniorenzentrum soll breiter aufgestellt sein als das Seniorencafé. „Wir wollen einen ständigen Treffpunkt für ältere Menschen schaffen“, so Wolf. Er verwies auf das Sozialbüro in Anger als Vorbild, das neben Beratungen auch verschiedene Treffen und Aktivitäten organisiert. Der Bedarf nach Gesprächsmöglichkeiten bei älteren Menschen sei sehr groß. Viele seien nicht mehr so mobil, die sozialen Kontakte nähmen ab und es drohe immer mehr die Vereinsamung. Senioren hätten ein Verlangen danach, angehört und ernst genommen zu werden. Wolf stellt sich verschiedene kleinere Gruppen vor, in denen etwa gemeinsam Karten gespielt, gesungen und getanzt wird. Laut Wolf wird es „ein richtiges Aktivzentrum“, in das sich auch andere soziale Einrichtungen einbringen können und sollen.

Das Seniorenzentrum soll sich selbst tragen

Getragen wird der Generationenbund und damit auch das geplante Seniorenzentrum von ehrenamtlichen Helfern. Diese leisteten im vergangenen Jahr fast 10.000 Arbeitsstunden. Das entspricht sechs Vollzeitstellen. Wer am Seniorenzentrum Angebote in Anspruch nehmen will, muss selbst auch Mitglied sein. Der Generationenbund hat 1364 Mitglieder, davon 402 in Bad Reichenhall. Von den Mitgliedern sind 374 aktive Helfer. 990 haben Hilfebedarf oder unterstützen den Verein. Förderanträge sind laut Wolf schon bei verschiedenen Stellen initiiert. Von der Kurstadt erbat er sich daher nur einen einmaligen Betrag für die Möblierung einschließlich einer Küchenausstattung sowie eine Beteiligung von 30 Prozent an den Mietkosten.

Standort in der Tiroler Straße

Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung (CSU) erklärte dem Gremium, dass der Generationenbund aus der Volkshochschule weichen musste. Da in der Tiroler Straße das Ladengeschäft der Bäckerei frei geworden sei, biete dieses eine gute Ersatzlösung. Stephanie Kunz (CSU) erkundigte sich über die Dauer des Mietvertrages sowie die Öffnungszeiten. Wolf erklärte, dass das Seniorenzentrum erst einmal auf vier Jahre angelegt sei. Der Mietvertrag habe keine Befristung. Geöffnet sei das Zentrum dann dreimal die Woche halbtags, vielleicht auch gelegentlich samstags.

Die ehemalige Bäckerei in der Tiroler Straße in Bad Reichenhall
Noch hängen die Bäckerei-Beschriftung und die Weihnachtsdeko an der Fassade des Gebäudes in der Tiroler Straße. Ab August wird das Seniorenzentrum hier seine Pforten öffnen. © mf

Ania Winter (FWG) lobte die „gute Einrichtung. Es ist auch notwendig, dass wir so etwas haben. Ich tue mich aber schwer mit einem monatlichen fixen Zuschuss.“ Schließlich sei der Generationenbund ja für den ganzen mittleren und nördlichen Landkreis zuständig. „Ich weiß nicht, ob das Geld dann nur für Reichenhall sein soll.“ „Der Zuständigkeitsbereich schließt sich eng um Reichenhall“, entgegnete Wolf. Es werden höchstens noch Bayerisch Gmain und vielleicht Piding beteiligt. Zudem stellte Winter die Frage an Lung, ob man nicht ein günstigeres Mietangebot finden könne, was dieser mit „wir sind bereits in einer sehr günstigen Miete“ beantwortete. Die Räumlichkeiten sind Eigentum der Städtischen WohnbauGmbH. Die Miete beträgt 850 Euro im Monat. Ab dem 1. August soll es losgehen.

Stadt bewilligt Zuschuss

Am selben Abend stand kurz zuvor das Schulprojekt St. Zeno mit Kosten von 56 Millionen Euro auf der Tagesordnung. Dieses hatte der Stadtrat bewilligt. Friedrich Hötzendorfer (FWG) meinte: „Wer bin ich, der 56 Millionen für Schulen bewilligt und das nicht?“ Dennoch dürfe man eines nicht außer Acht lassen: Nicht jeder alte Mensch in Bad Reichenhall sei arm. „Es gibt auch fette Rentner, die zum Reber gehen können.“

„Wir brauchen das und wir müssen diese Angebote machen“, erklärte Julia Schmied (fraktionslos). Statt den 30 Prozent Mietzuschuss hätte sie am liebsten 50 Prozent vorgeschlagen. Nach der heißen Diskussion um die Schulbaukosten traue sie sich dies aber nun nicht mehr. Der Beschluss zur Bezuschussung des Seniorenzentrums wurde einstimmig gefasst. Der Generationenbund erhält somit 30 Prozent der Mietkosten sowie einen einmaligen Zuschuss für die Erstausstattung in Höhe von maximal 4500 Euro.

mf

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