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Viel zu wenig Bunkerplätze für Bürger im Kreis Mühldorf – Jetzt werden weitere gesucht

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Von: Christa Latta

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So waren Luftschutzräume „LSR“ im Zweiten Weltkrieg an Häuserfassaden gekennzeichnet. Ältere Mitbürger können sich daran noch gut erinnern.
So waren Luftschutzräume „LSR“ im Zweiten Weltkrieg an Häuserfassaden gekennzeichnet. Ältere Mitbürger können sich daran noch gut erinnern. © picture alliance/dpa/dpa-Zentral

Sieben öffentliche und nicht-öffentliche Schutzräume sind dem Landratsamt Mühldorf bekannt. Sofort betriebsbereit sind sie alle nicht.

Mühldorf – Die täglichen Nachrichten und Bilder vom Krieg in der Ukraine wecken auch im Landkreis Ängste. Was, wenn ein Atomkraftwerk in die Luft geht? Was, wenn sich eine Rakete bis zu uns verirrt? Was, wenn es zu einem Krieg auf deutschem Boden käme?

Ältere können sich noch gut an Luftschutzbunker in Städten und Gemeinden erinnern. Doch was ist aus denen geworden? Die OVB-Heimatzeitungen haben beim Landratsamt, Abteilung Katastrophenschutz, nachgefragt.

Bund überprüft Rückbaukonzept

Auf Nachfrage übermittelt das Landratsamt eine Liste von im Landkreis Mühldorf vorhandenen Schutzräumen: In Mühldorf ist es die Tiefgarage an der Luitpoldallee; in Waldkraiburg gibt es einen an der Realschule Franz-Liszt-Straße und einen bei der Firma Schönfelder; in Mettenheim bei der Firma Sanwald; in Buchbach im Rathaus und in Gars an der Kirche. Sie alle sind von „mittlerer Größe“, was einer Aufnahmekapazität zwischen 83 bis 2414 Personen entspricht. Laut Landratsamt gibt es in diesen Schutzräumen insgesamt 3767 Plätze – für den ganzen Landkreis.

Das Landratsamt hat für den ganzen Landkreis Mühldorf sechs öffentliche Schutzräume aufgelistet. Ein nicht-öffentlicher Raum dient nur dem Landratsamt, wird aber längst anderweitig genutzt.
Das Landratsamt hat für den ganzen Landkreis Mühldorf sechs öffentliche Schutzräume aufgelistet. Ein nicht-öffentlicher Raum dient nur dem Landratsamt, wird aber längst anderweitig genutzt. © Grafik Klinger

„Die Schutzräume wurden im Rahmen der zivilen Verteidigung errichtet und direkt vom Bund verwaltet“, so die Auskunft von Pressesprecherin Julia Parstorfer. Nach Ende des Kalten Krieges wurden bundesweit zahlreiche Bunker und Schutzräume abgebaut. Angesichts der aktuellen Lage überprüft der Bund dieses Rückbaukonzept. Als ersten Schritt wird der Bund gemeinsam mit den Ländern zeitnah eine vollständige Bestandsaufnahme der vorhandenen Schutzräume von Bund und Ländern vornehmen. „Im Zuge dessen findet auch im Landkreis Mühldorf eine Bestandsaufaufnahme der Schutzräume, des Instandsetzungsbedarfes und der Ausstattung statt.“

Als Antwort auf die Fragen nach der aktuellen Nutzbarkeit dieser Räume, der Dauer ihrer Reaktivierung, ihrer Ausrüstung mit Lebensmitteln oder Strom- und Wasserversorgung und ihrer Schutzstandards etwa gegen Bomben oder Radioaktivität, verweist das Landratsamt auf die angekündigte Überprüfung aller Schutzräume durch den Bund. Ebenso bei den Fragen nach der maximalen Aufenthaltsdauer in einem solchen Schutzraum oder wer denn den Zugang für die streng begrenzte Personenzahl kontrolliert.

Vollständige Liste liegt noch nicht vor

Auch das Landratsamt Mühldorf verfügt über einen Schutzraum – allerdings nicht-öffentlich – der zurückgebaut ist und anderweitig genutzt wird. Pressesprecher Wolfgang Haserer: „Die Führungsgruppe Katastrophenschutz erstellt derzeit eine Übersicht über weitere nicht-öffentliche Schutzräume im Landkreis sowie deren aktuelle Verwendung. Eine vollständige Liste mit allen Schutzräumen und deren Klassifizierung liegt derzeit noch nicht vor.“

+++ Weitere Meldungen aus dem Landkreis Mühldorf +++

Würden denn die über den Landkreis verteilten Sirenenanlagen zur Alarmierung der Bevölkerung im Ernstfall ausreichen?

Dazu das Landratsamt: „Der Landkreis Mühldorf hat zur Warnung der Bevölkerung eine Katastrophenschutzsirene im Gebiet Aschau. Ansonsten verfügt der Landkreis Mühldorf über klassische Feuerwehrsirenen, die auf den Feuerwehrhäusern oder Gemeinden angebracht sind. Derzeit läuft ein Zuschussprogramm des Freistaates Bayern, bei dem bereits bestehende Feuerwehrsirenen ertüchtigt werden sollen, um die Warnung der Bevölkerung flächendeckend sicher stellen zu können.“

Auch Tiefgaragen, Keller oder Treppenhäuser bieten Schutz

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist für den Zivilschutz zuständig. Auf seiner Homepage werden häufige Fragen beantwortet – auch „Wo finde ich Schutzräume?“. Dazu das BBK: „Nach Ende des Kalten Kriegs, wurde das öffentliche Schutzbaukonzept nicht fortgesetzt, ihre funktionale Erhaltung wurde eingestellt.“ Die ursprünglich öffentlichen Schutzraumanlagen befinden sich heute überwiegend in Privateigentum sowie im Eigentum von Kommunen und wurden meist zurückgebaut und zweckentfremdet. In der aktuell laufenden Bestandsaufnahme durch den Bund wird der Status ihrer Schutzwirkung geprüft. Das BBK verweist auf die „heute flächendeckend überaus solide Bausubstanz in Deutschland.“ So könnten Bauwerke wie U-Bahn-Stationen, städtische Tiefgaragen und Kellerräume in Massivbauweise Schutz vor dem Einsatz von Kriegswaffen bieten. „Sie bieten guten Grundschutz vor: Explosionsdruckwellen, Trümmer- und Splitterflug, herabfallenden Trümmern, sowie begrenzten Schutz vor radioaktiver Umgebungs-Strahlung.“ Dieser Schutz ist umso besser, je massiver und dicker das Baumaterial und das Erdreich drumherum sind. „Im Notfall können auch oberirdische Treppenhäuser oder innen liegende Räume, die keine Fenster nach außen haben, einen deutlichen Schutz vor Waffeneinwirkungen bieten“, so das Bundesamt.

Weitere Infos finden Sie unter www.bbk.bund.de/DE/Das-BBK/Zivilschutz/zivilschutz_node.html.

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