Früher lag über dem Lichtmesstag ein besonderer Zauber. In den Kirchen wurden feierliche Lichterprozessionen abgehalten und Waschkörbe voller Kerzen geweiht, der Bedarf für das ganze Jahr. So kam es auch zum Namen Lichtmess oder Mariä Lichtmess.
Noch einmal stehen Kerzen am Blasiustag, dem 3. Februar, in der katholischen Kirche als Symbol im Vordergrund, nämlich beim Blasiussegen. Den Gläubigen werden zwei Kerzen kreuzweise, verbunden mit einem Segen, vor den Hals gehalten als besonderer Schutz gegen verschiedene Halskrankheiten. Der Legende nach soll nämlich der heilige Blasius einem Buben durch das Kreuzzeichen das Leben gerettet haben, dem im Hals eine Gräte stecken geblieben war.
In den letzten Jahren kam das Verschenken von schön gestalteten Wachsstöckerl wieder mehr in Mode. Anlässe dafür sind Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmung oder Hochzeiten, mit entsprechenden Motiven werden dann die gewickelten Kerzen verziert.
In der Marktgemeinde Kraiburg beschäftigt sich Erika Höpfinger seit vielen Jahrzehnten mit der Kunst, Wachsstöckerl herzustellen. „Zum ersten Mal bin ich mit Wachsstöckerl 1954 in Kontakt gekommen, als ich auf einem Hof einen Schrank aufräumen musste. Ein paar Jahre später hat ein Vortrag in Engelsberg mein Interesse wieder geweckt. Schließlich habe ich vor rund 50 Jahren einen Kurs in Frauendorf besucht und seitdem lassen mich diese kleinen Kunstwerke nicht mehr los“, sagt die inzwischen 82-Jährige zu einem ihrer Hobbies.
Als ihre Lehrmeisterin bezeichnet sie Rosalinde Falter aus Mettenheim. „Diese Frau hat nicht nur Wachsschnüre und alle anderen Materialien verkauft, sondern sie hat mir auch die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten gezeigt und vor allem die verschiedenen Wickeltechniken beigebracht“, schwärmt Erika Höpfinger. Seit den 1980er-Jahren hat sie selber zahlreiche Kurse gegeben, wobei sie Wert darauflegt: „Ich habe bis heute für keinen einzigen Kurs jemals was verlangt, lediglich die Materialkosten mussten bezahlt werden.“
Auf die Frage, welche Fähigkeiten man für dieses Kunsthandwerk mitbringen muss, überlegt Höpfinger nicht lange: „Du brauchst in erster Linie Liebe für diese Arbeiten, und dann brauchst du viel, viel Geduld und Ausdauer, und auch die Arbeitszeit darfst du nie mitrechnen.“
Bekannt ist Erika Höpfinger in Kraiburg und Umgebung nicht nur für ihre Wachsstöckerl, sondern auch für andere Beschäftigungen wie das Anfertigen von Haarnadeln aus Silberdraht als Braut- oder Trachtenschmuck, für ihre zahlreichen Puppen, für das Herstellen von Fatschenkindl und Christbaumschmuck, für ihre Ostereier mit Wachsverzierungen oder die Anfertigung und vor allem Ankleidung von Krippenfiguren.
Bei ihren zahlreichen Klosterarbeiten merkt sie inzwischen, „dass die Augen für diese kleinen Fieselarbeiten nicht mehr so recht mitmachen. Aber die Liebe für diese Arbeiten ist noch da wie am ersten Tag“, strahlt sie und steht dafür auch schon mal bereits um vier Uhr in der Früh auf.
Sie gesteht: „Wenn ich alleine in meiner Stubn so dahinwerkle und rumbastle, da kann ich nicht mehr aufhören. Das ist für mich die reinste Erholung, das fühlt sich wie Exerzitien.“
Seit 24. Januar stellt Erika Höpfinger im Textilgeschäft Grammersperger in der Guttenburger Straße verschiedenste Wachsstöckerl aus, die zu den üblichen Geschäftszeiten besichtigt und auch zum Selbstkostenpreis erworben werden können.