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Lärmschutz an der A94: Autobahn GmbH sieht Thema als erledigt an, Anwohner nicht ...

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Von: Heinz Seutter

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Wegweiser-Schild auf der A94 bei Mühldorf am Inn.
Wegweiser-Schild auf der A94 bei Mühldorf am Inn. © jz

Schon seit einer Weile zieht sich die Debatte um Lärmschutz an der A94. Wir haben uns erkundigt, wie die zuständige Autobahn GmbH des Bundes und betroffene Anwohner die aktuelle Lage beurteilen.

Landkreis Mühldorf am Inn - „Nachdem auch die zusätzlichen Überprüfungen, bei denen auch die eingegangenen Hinweise von Bürgern und Anwohnern berücksichtigt wurden, bestätigt hatten, dass die Autobahn planfeststellungskonform hergestellt wurde und die gesetzlichen Anforderungen zum Lärmschutz erfüllt sind, gibt es keine Grundlage für zusätzlich Maßnahmen oder Nachbesserungen beim Lärmschutz“, erklärt Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern auf Anfrage unserer Redaktion. „Die Autobahn ist regel- und planfeststellungskonform gebaut, weitere Maßnahmen stehen daher nicht an.“

Lärmschutz an der A94 im Kreis Mühldorf am Inn: Autobahn GmbH sieht Thema als erledigt an, Anwohner nicht ...

Die Debatte um am Neubau-Abschnitt der A94 beschäftigt die Region schon eine Weile. Seit Langem kritisieren Anwohner die lauten Geräusche, die vor allem von Brücken ausgehen. In zahlreichen Gesprächen mit Vertretern der Politik und dem Autobahnbetreiber galten die Wartungsbrücken als eine mögliche Ursache. Dabei angedachte Verbesserungen würden, laut einer Antwort des Bayerischen Verkehrsministeriums auf die Kleine Anfrage an die Staatsregierung des Münchner Grünen-Landtagsabgeordneten Markus Büchler in, über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Das hieße, der Bund sei nicht dazu verpflichtet, sondern würde freiwillig zusätzliche Maßnahmen ergreifen. Zuletzt gab es Hoffnungen, dass eine mögliche Photovoltaik-Anlage an der A94 auch Verbesserungen beim Lärmschutz mit sich bringen könnte.

Wie geht es denjenigen, die über die Lärmbelastung klagten aktuell? „Die kurze Antwort aus persönlicher Sicht: Es gibt keinen Lärmschutz an der A94, zumindest ist bei mir als direkt betroffener Anwohner circa 260 Meter entfernt ist keiner vorhanden!“, berichtet Markus Heindl aus Obertaufkirchen, der für eine Gruppe Betroffener spricht. „Hier muss auf die Ergebnisse der 2020 durchgeführten Lärmmessung eingegangen werden, welche die neuralgischen Punkte aufgezeigt hat. Ferner muss, wie von der Politik versprochen jetzt nach Corona eine weitere Messung durchgeführt werden. Da das Verkehrsaufkommen zuletzt nachweislich zugenommen hat. Darauf basierend müssen effektive Verbesserungsmaßnahmen ergriffen werden.“

Wo muss seiner Ansicht nach nachgebessert werden? „Eine Nachbesserung setzt voraus, dass bereits Maßnahmen vorhanden sind. Bezugnehmend auf die durchgeführten Messungen im 3. und 4. Quartal 2020, veröffentlicht im Januar 2021 auch im OVB, wurden der Grenzwert von 54,0 dB(A) mit einem Messwert von 53,8 dB(A) nur so knapp verfehlt dass dieser Unterschied für das menschliche Gehör gar nicht mehr wahrnehmbar ist. Es muss daher keine Diskussion über eine faktisch bewiesene Lärmbelastung geführt werden. In örtlichen Kleinsiedlungsgebieten wären und sind solche Werte für die Bürger nicht zumutbar, dort gilt ein Grenzwert von 49 dB(A). Laut Umweltbundesamt ist bei Pegeln über 55 dB(A) mit körperlichen Beeinträchtigungen zu rechnen, diese Werte werden tagsüber sogar überschritten!“

„Zuständige Stellen haben keinerlei Interesse Situation zu verbessern“

„Im Alltag bedeutet dass, das man auch bei geschlossenen Fenstern, selbst wenn diese 3-fach isolierverglast sind, nachts vom Lärm der Autobahn aus dem Schlaf gerissen wird. Geschweige denn Fenster nachts gar zu öffnen oder sich abends im freien aufzuhalten. Wenn es unter solchen Umständen keiner Nachbesserung bedarf, unter welchen dann? Manchmal liegt man nachts wach und überlegt wie das alles weitergehen soll“, fährt Heindl fort, „Was daher zu tun ist? Alles was getan werden kann! Abhängig von der Situation an den Brennpunkten sind Lärmschutzwände, Fahrbahnbeläge, Bepflanzungen und Tempolimits beispielsweise während der Nacht notwendig. Dass all dies möglich ist zeigen die Zubringerautobahnen rund um München sehr eindrucksvoll, wie die A99 oder A9. Dort sind beispielsweise zeitliche begrenzte Geschwindigkeitsbegrenzungen in Verbindung mit Lärmschutzwänden gang und gebe. Ich möchte es aber ausdrücklich nicht auf Tempolimits reduzieren, wäre als Akutmaßnahme aber schnell, billig und würde vielleicht auch die Unfallhäufigkeit reduzieren!?“

„Die Tatsache dass seit der Eröffnung des neuen Teilabschnitts vor drei Jahren keinerlei Verbesserungsmaßnahmen ergriffen wurden, zeigt dass die zuständigen Stellen hier keinerlei Interesse haben die Situation der Betroffenen zu verbessern. Von Seiten der Politik gab es leere Versprechungen und Ankündigen die scheinbar allesamt in Vergessenheit geraten sind. Das trifft auf alle Ebenen der Politik zu. Es ist eine schallende Ohrfeige für alle betroffenen Bürger im ländlichen Wohnraum – die unverschuldet in diese Situation geraten sind - dass die Politik die Augen vor der Realität bewusst verschließt!“, so Heindl weiter und schließt: „Ich möchte dazu zwei Zitate anführen: Zum Ersten Ministerpräsident Markus Söder bei seinem Vor Ort-Besuch am 8. Januar 2020: ‚Lärmschutzwände halte ich für essenziell.‘ Zum anderen der heutige Landrat Max Heimerl, zum damaligen Zeitpunkt noch in der Kandidatur, am 24. Oktober 2019 in Ebering: ‚genauso wie man sich dafür eingesetzt hat dass die A94 kommt, muss man sich jetzt auch dafür einsetzen dass den betroffenen Anwohnern geholfen wird!‘ Nichts von dem ist bis heute passiert!“

hs

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