Markus Söder weiht Wasserkraftwerk Töging ein
Meilenstein gegen Stromausfall: Schützt das neue Wasser-Kraftwerk in Töging vor dem Blackout?
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Energie auf die Verlass ist, die verfügbar ist bei Nacht und Windstille: Das neue Kraftwerk Jettenbach-Töging soll seinen Beitrag zur Energiewende in Bayern leisten. Schützt es die Region vor einem Blackout?
Töging – Am 30. September ist das Wasserkraftwerk Töging nach rund vier Jahren Bauzeit offiziell in Betrieb genommen worden. Es soll, so sagten es alle Redner, zur Stromsicherheit beitragen. Denn: Wie wahrscheinlich ist die Gefahr, dass im Winter die Lichter in Deutschland plötzlich ausgehen? Eine Sorge, die viele Bürger umtreibt.
Schutz vor Blackout?
Doch welchen Teil kann Tögings neues Wasserkraftwerk dazu beitragen, dass es nicht so weit kommt? Pauschal lässt sich das nicht beantworten, denn die Stromnetze sind eng verknüpft. Zwar leistet das Kraftwerk einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Region, wie Verbund-Geschäftsführer Michael Amerer auf Nachfrage erklärte. Sollte es aber tatsächlich zu einem Blackout kommen, gebe es spezielle Kraftwerke, die Netze wieder aufbauen.
Um die Gefahr eines Blackouts zu minimieren, seien neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch die Speichermöglichkeiten wichtig. „So lässt sich die Energiewende schaffen. Mit dem Töginger Kraftwerk tragen wir unseren Teil zu einer stabilen Versorgung bei.“
Ein Schlüssel für Markus Söder
Der letzte Schlüssel ist für Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gedacht. Der Schlüssel klemmt zwar ein wenig, aber nur wenige Sekunden später nimmt auch die letzte der drei Kaplan-Turbinen ihren Betrieb auf.
Richtiger Schritt
Ein wichtiger und richtungsweisender Schritt, das weiß auch Ministerpräsident Söder. „Eine runde Sache, eine erfolgreiche Sache“, sagte er mit Blick darauf, dass ein Jahrhundertbauwerk für die nächsten 100 Jahre ertüchtigt worden ist. Im neuen Kraftwerk erzeugen nun drei Turbinen Strom für rund 200 000 Haushalte in Bayern. 250 Millionen Euro hat der Verbund dafür investiert.
Ein Schritt, der Bayern bei der Wasserkraft nach vorne bringt mit dem klaren Ziel: „Um unabhängig zu werden von fossiler Energie, denn der Klimawandel wird uns länger beschäftigen als der Ukraine-Krieg“, sagte Söder. Aber letzterer hat die Notwendigkeit deutlich gezeigt, unabhängig vom russischen Gas zu werden. Dazu braucht es die Wasserkraft als „Heimatenergie“. „Es wäre fahrlässiger, in windstiller Nacht auf die Grundlast durch Wasserkraft zu verzichten“, machte Söder deren Bedeutung klar. „Wir müssen die Wasserkraft weiter nach vorne bringen. Wir glauben an deren Zukunft.“
Das Gelingen in den Vordergrund stellen
Wind im Norden, Sonne und Wasser im Süden – bei erneuerbaren Energien müsse man sich daran orientieren, was vorhanden ist. „Wir werden hier in Bayern keine Offshore-Windanlagen haben, aber Heimatwasserkraftwerke“, sagte Söder. Insgesamt gebe es 4200 kleine und große Wasserkraftwerke in Bayern für rund vier Millionen Haushalte. Ziel müsse es sein für Bayern, beim Thema Energie wieder unabhängig zu werden.
Dazu müssten Bedenken zurückgestellt werden. „Entweder wir wollen die erneuerbaren Energien oder es gibt Klagen dagegen. Das Gelingen muss in den Vordergrund“, sagte Söder, der sich in der Debatte mehr Geschwindigkeit wünscht. Gleichzeitig den Atomkraftwerken mehr Laufzeit einräumen will. Um die Zeit zu nutzen für die Heimatenergie. Vorangetrieben werden müssten Speicher-Optionen und Wasserstoff, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen.
Wasserstoff-Pipeline vor 2050
„Dinge anders denken“, Umweltminister Thomas Glauber (Freie Wähler) schätzte die Entscheidung beim Verbund, sich gerade dann für den weiteren Ausbau der Wasserkraft entschieden zu haben, als den Atomkraftwerken in Deutschland noch längere Laufzeiten zugesprochen worden sind. Dadurch sei der maximale Ausbau der erneuerbaren Energien nicht entschieden genug passiert, mit der Folge: „Wir hängen nun zweimal am Tropf des Diktators.“
Wasserkraft nicht mehr Old School
Der Ausbau der Wasserkraft mag im Jahr 2009 noch „old School“ in manchen Köpfen gewesen sein. Auf eine „mutigen Entscheidung“ ist es zu zurückzuführen, dass in Töging die Jahresstromerzeugung durch Wasserkraft um 25 Prozent erhöht werden konnte. Die Mehrerzeugung entspricht rund 14 Prozent der Wasserkraft-Ausbauziele Bayerns. „Dinge anders denken“, lobte es Glauber, für den der Ausbau des Wasserkraftwerks einen hohen ökologischen und ökonomischen Wert und eine zentrale Bedeutung für die erfolgreiche Energiewende hat.
Kein schneller Abschied von Kohle und Co.
Ein Abschied von den fossilen Energien wird aber nicht von heute auf morgen passieren. Michael Strugl, Vorstandsvorsitzender von Verbund, machte klar, dass man die fossilen Energien nur Schritt für Schritt reduzieren kann, zugleich die erneuerbaren im eigenen Land ausgebaut werden müssen. „Es braucht ein klares Ziel und das muss sein, so viel wie möglich Energie selbst zu erzeugen.“ Durch Verhindern wird es nicht zu schaffen sein.
Stromerzeugung bleibt kompliziert
Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, die unterschiedlichen Energieformen zusammenzubringen. Das Mehr an volatiler Energie mache die Aufgabe komplex. „Wir müssen digitale Möglichkeiten nutzen, um die Energieflüsse zu händeln“, sagte Achim Kaspar, Aufsichtsratsvorsitzender der Verbund Innkraftwerke.
Große Bedeutung
Landrat Erwin Schneider maß der Wasserkraft eine große Bedeutung bei. Ohne den Alzkanal würde es das Chemie-Dreieck heute vermutlich nicht geben, ohne den Innkanal auch kein Aluminiumwerk in Töging. „Die Infrastruktur war ein klarer Standortvorteil. Wir leben noch heute von der Einrichtung von vor 100 Jahren“, sagte Schneider. Die Vorteile der alten Welt gelte es in die neue Welt zu retten. Keine einfache Aufgabe.
Technische Meisterleistung
„Die Wasserkraft hat Zukunft, sie ist Teil der Energiewende“, ist Michael Amerer, Geschäftsführer der Verbund Innkraftwerke, überzeugt und bekannte sich gleichzeitig zum Standort Töging. Denn das denkmalgeschützte Wasserkraftwerk soll noch nicht ausgedient haben. Hier will der Verbund einen neuen Standort schaffen als attraktiver Arbeitgeber in der Region.
Ein Video über die Bauarbeiten bot Einblicke in eine „technische Meisterleistung“. „Beeindruckendes ist passiert auf der Baustelle“, sagte Karl-Heinz Gruber, technischer Gschäftsführer Verbund-Wasserkraft.
Projektleiter Bernhard Gerauer übergab zuletzt die Schlüssel für das neue Töginger Wasserkraftwerk an Werkleiter Tobias Heiserer, der versprach, mit seinem Team einen sichern Betrieb zu führen bei maximaler Verfügbarkeit zu garantieren.