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AfD-Werbung vom Fanclub-Chef der „Rodn Muidoafa“ - So hart reagiert der FC Bayern

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Von: Markus Honervogt

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Vor der roten Wand im Keller des Vorsitzenden: Christian Wagenspöck, Ingo und Sonja Kretschmer sind zuversichtlich, dass es mit dem Mühldorfer Bayern-Fanclub Richtung Champions League geht.
Vor der roten Wand im Keller des Vorsitzenden: Christian Wagenspöck, Ingo und Sonja Kretschmer sind zuversichtlich, dass es mit dem Mühldorfer Bayern-Fanclub Richtung Champions League geht. © Markus Honervogt

Der Mühldorfer FC Bayern-Fanclub „De rodn Muidoafa“ ist beim deutschen Rekordmeister in Ungnade gefallen. Grund war die Werbung des Vereinschefs für die AfD. Das sind die Konsequenzen.

Mühldorf - Der bisherige Vorsitzende ist bereits im Dezember zurückgetreten. Der Grund: Der FC Bayern hat den Mühldorfer Fanclub „De Rodn Muidorfer“ mit einer Kartensperre belegt, weil der Verein und vor allem sein Vorsitzender Werbung für die AfD mit der Vereinsarbeit vermischt hat. Das erklärte der neue Vorstand jetzt. Damit wurde den Bayern-Fans ihr Herzensvorhaben genommen: Tickets für einen Stadionbesuch bei Spielen des FCB.

Bei einer teilweise turbulenten Jahreshauptversammlung wählten die Mitglieder einstimmig einen neuen Vorstand und distanzierten sich klar vom AfD-Engagement des ehemaligen Vorsitzenden. Und sie gaben dem Fanclub einen neuen Namen, wie Ingo Kretschmer, der frisch gewählte Vorsitzende erzählt: „Wir sind jetzt die ,Muidoafa Inn-Bazis‘.“ Ein Neuanfang sei damit gemacht.

FC Bayern verweigert Kartenzuteilung

Die Vorwürfe des FC Bayern haben den Fanclub ins Herz getroffen, sagen die Vorstandsmitglieder. So habe Bayerns Fanclub-Beauftragter Raimond Aumann davon gesprochen, dass der Fanclub mit dem Ortsverband der AfD identisch sei. Fest steht laut Kretschmer, dass der langjährige Vorsitzende Franz Springer den Fanclub und seinen Internetauftritt genutzt hat, um Mitglieder für die AfD zu werben. Es habe mehr als 50 Beschwerde-E-Mails und Anrufe beim FC Bayern gegeben - und eine harte Reaktion.

„Der Fanclub ist für den FC Bayern verbrannt“, sagt Kretschmer. „Seit Oktober sind wir gesperrt und haben keine Karten mehr erhalten.“ Der ehemalige Vorsitzende habe von der Sperre gewusst, die Mitglieder des Fanclubs aber nicht informiert. Springer habe außerdem mehrfach Aufforderungen zu einem Gespräch durch den FC Bayern erhalten, sei dazu aber nie bereit gewesen. Stattdessen habe er auf der Internetseite des Vereins ein ehemaliges NPD-Mitglied zum Ehrenmitglied ernannt. „Das stimmte aber nicht“, sagt Kretschmer.

FCB will politisch neutral sein

Auf die Vorgänge in Mühldorf will der FC Bayern auf Anfrage nicht konkret eingehen. Er verweist an den Vorstand des neuen Fanclubs. Ein Sprecher teilt lediglich mit: „Die „Muidoafa Inn-Bazis“ haben ihre Satzung im Einklang mit den Werten des FC Bayern München aufgestellt. Eine Sperre der „Muidoafa Inn-Bazis“ existiert nicht.“ Der alte Fanclub sei aufgelöst.

Für Toleranz und Vielfalt

Der Verein verweist auf seine Satzung, in der festgelegt ist, dass der Verein überparteilich ist. „Parteipolitische Vorgaben gibt es grundsätzlich nicht.“ Der Sprecher dementiert auch, dass es eine rechte Tendenz bei den Fanclubs gibt. „Im Gegenteil: Fans und Fanclub-Vertreter des FC Bayern engagieren sich in sehr großer Anzahl seit vielen Jahren – wie der FC Bayern selbst – für Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit, und sie machen sehr deutlich, dass es in unserer Gesellschaft wie im Sport keinen Raum für Rassismus und Diskriminierung gibt.“

Fanclubvorsitzender Ingo Kretschmer und sein Co. Christian Wagenspöck haben Verständnis für das Vorgehen des FC Bayern. „Es geht um die strikte Trennung von Politik und Fanclubarbeit“, sagt Kretschmer. „Der FC Bayern will keine Vermischung und wir auch nicht.“ Wegen seiner Geschichte und Rolle im Dritten Reich sei der Verein vor allem gegenüber rechten Gruppen und Parteien sehr vorsichtig.

AfD-Mandatsträger bleiben Mitglieder

Die heimischen AfD-Mandatsträger Oliver Multusch und Martin Wieser versuchten während der Mitglieder-Versammlung nach Angaben von Versammlungsteilnehmern die Stimmung auf ihre Seite zu ziehen. Sie sprachen von einem Formfehler bei der Einladung zur Sitzung, von einer Beschränkung der Meinungsfreiheit oder dem Verbot von politischem Engagement. Sie drangen damit aber weder bei den übrigen Anwesenden noch beim neuen Vorstand durch.

Trennung von Politik und Sport

Die Wahl „hochpolitischer Mitglieder“ in den Vorstand lehnte die Versammlung ab. Sie wollte Multusch und Wieser aber auch nicht aus dem Club ausschließen. Ein Austritt steht für Stadtrat Multusch nicht zur Debatte, er sei aus reiner Fußballfreude Mitglied beim FC Bayern und im Fanclub. Er nannte auf Anfrage die vom FC Bayern geforderte Trennung von Politik und Vereinsengagement verständlich. „Es ist aber eine gewisse Entwicklung zu sehen, wenn die Moral gegenüber den Fanclubs sehr hoch gehängt wird, aber die Zusammenarbeit mit Katar weitergeht“, sagte Multusch. „Das hat ein Geschmäckle.“

Ex-Vorstand Springer ist dagegen nach eigenen Angaben aus dem Fanclub ausgetreten.

Ex-Vorsitzender sagt wenig

Der bisherige Vorsitzende Franz Springer antwortet auf Anfragen nur sehr kurz. Er nennt „persönliche Gründe“ für seinen Rücktritt und bestreitet, als Vorsitzender Werbung für die AfD gemacht zu haben. Er verneint auch die Frage, ob der FC Bayern den Club für die Kartenzuteilung gesperrt habe.

Weil die Mitglieder einmütig hinter ihrem neuen Vorstand und dessen Plänen stehen, ist zweiter Vorsitzender Christian Wagenspöck überzeugt: „Das Kapitel AfD ist abgeschlossen.“ Er und Kretschmer sind zuversichtlich, dass sie den Fanclub wieder zu dem machen können, was er sein will: Der Vertreter des FC Bayern in Mühldorf. 148 Mitglieder hat der Club, einige seien in den letzten Monaten ausgetreten, sagte Kretschmer.

Liebe zum FC Bayern nach Mühldorf bringen

Kretschmer und Wagenspöck bewegt vor allem eins: Die Liebe zum FC Bayern. Die wollen sie in die Stadt tragen und Menschen für den Bundesliga-Rekordmeister begeistern. Erster Schritt sei eine Vereinbarung mit dem FC Mühldorf und dem Wirt des Sportheims in Mößling. Es soll künftig das Vereinsheim des Fanclubs sein. Dort können dann auch Spiele der Bayern gemeinsam angeschaut werden.

Der neue Vorstand will den Kontakt zu anderen Vereinen in der Stadt und den FCB-Fanclubs stärken und so seine Präsenz erhöhen. Und er will natürlich auch wieder das wichtigste tun: Die Bayern im Stadion unterstützen. Nächste Gelegenheit dazu ist der 11. Februar: Für das Spiel gegen Bochum haben die Muidoafa Inn-Bazis Karten.

Dem neuen Vorstand gehören neben Kretschmer und Wagenspöck Christoph Zehentmaier als Schriftführer und Sonja Kretschmer als Kassier an. Wagenspöck und Sonja Kretschmer waren bereits im früheren Vorstand.

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