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Wenn Corona extra lange Folgen hat –So hilft die Post-Covid-Sprechstunde am Klinikum Mühldorf

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Von: Christa Latta

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Dr. Christian Wiesner, Chefarzt der Pneumologie am InnKlinikum Mühldorf, behandelt Menschen, die an den Folgen einer Corona-Infektion leiden.
Dr. Christian Wiesner, Chefarzt der Pneumologie am InnKlinikum Mühldorf, behandelt Menschen, die an den Folgen einer Corona-Infektion leiden. © Sponfelder/InnKlinikum

Seit Juli 2020 bietet Dr. Christian Wiesner am InnKlinikum die Sprechstunde an. Die meisten Patienten sind zwischen 40 und 60 Jahren alt, aber auch viele Jüngere sind betroffen.

Mühldorf am Inn – Eine Corona-Infektion kann sehr unterschiedlich verlaufen. Selbst wenn sie nur einen milden Verlauf hatten, leiden viele Patienten nach ihrer Erkrankung weiter unter schweren Langzeitfolgen. Seit Juli 2020 bietet das InnKlinikum Mühldorf eine Post-Covid-Sprechstunde an. Dr. Christian Wiesner, Chefarzt der Pneumologie, kümmert sich um die Patienten. Die OVB-Heimatzeitungen haben sich mit ihm über seine Arbeit unterhalten.

Wie viele Patienten wurden seit Einrichtung der Post-Covid-Sprechstunde behandelt und wie alt ist der Großteil davon?

Dr. Christian Wiesner: Es wurden inzwischen rund 420 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 15 und 81 Jahren behandelt. Eine Häufung ist festzustellen bei den 40- bis 60-Jährigen, gefolgt von eher jüngeren Patienten.

Mit welchen Beschwerden kommen die Patienten in die Sprechstunde?

Dr. Wiesner: Die häufigsten Symptome sind Müdigkeit, teilweise extrem eingeschränkte Belastbarkeit, Merk- und Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und Schmerzen. Darüber hinaus nicht erklärbare Atemnot sowie der Verlust des Riechens und Schmeckens. Eine Covid-Infektion befällt in den meisten Fällen zunächst die Atemwege. Deshalb wird in der Sprechstunde unter anderem die Lungenfunktion überprüft und häufig zusätzlich eine Computertomografie der Lunge (CT) durchgeführt. Bei gravierenden Auffälligkeiten erfolgt eine entsprechende Empfehlung zur Weiterbehandlung bei einem Spezialisten der Neurologie oder Kardiologie.

Was ist der Unterschied zwischen Post- und Long- Covid?

Dr. Wiesner: Laut der deutschen Patientenleitlinie unterscheidet man zwischen Long-Covid von der fünften bis zwölften Woche nach Beginn der akuten Infektion und Post-Covid ab der 13. Woche.

Wie viele Menschen sind davon betroffen?

Dr. Wiesner: Nach einer allgemeinen Schätzung sind etwa zehn Prozent der Covid-Erkrankten von Long- oder Post-Covid betroffen. In der Gutenberg-Studie der Uni Mainz vom Dezember 2021 klagen bis zu 40 Prozent der Befragten über Beschwerden nach der vierten Woche.

Welche neuen Erkenntnisse hat es seit Juli 2020 für Sie als Arzt in Sachen Post-Covid gegeben?

Dr. Wiesner: Mit zehn Prozent der Erkrankten ist die Häufigkeit höher als von mir erwartet. Ursprünglich sollte die Sprechstunde eine Nachuntersuchung der schwer an der Lunge betroffenen Patienten ermöglichen. Allerdings sehe ich in der Sprechstunde eher selten bleibende Lungenschäden. Am Anfang war Haarausfall ein häufiges Problem, aber das Beschwerdebild hat sich zu den bereits beschriebenen Beschwerden gewandelt.

Haben Patienten Aussicht auf völlige Genesung, bleiben Schäden?

Dr. Wiesner: Nach den Daten der Gutenbergstudie nimmt der Anteil der Patienten mit Beschwerden in den ersten sechs Monaten kontinuierlich ab. Über längere Zeiträume gibt es noch keine sicheren Daten. Ob alle wieder gesund werden, können wir deshalb jetzt noch nicht sagen. Das „Chronic Fatigue Syndrom“, zu deutsch das chronische Erschöpfungssyndrom, kann erst nach sechs Monaten diagnostiziert werden. Einzelne Menschen werden leider lange Beschwerden haben.

Brauchen viele Patienten eine Reha?

Dr. Wiesner: Es müssen nicht alle Betroffenen eine Reha in Anspruch nehmen. Die Zahl der Reha-Plätze ist begrenzt, da es auch eine spezielle, auf das Krankheitsbild abgestimmte Reha sein muss. Wie ich den Rückmeldungen meiner Patientinnen und Patienten entnehme, beträgt die Wartezeit etwa vier Monate.

Wie groß ist das Team der Post-Covid-Sprechstunde?

Dr. Wiesner: Die Sprechstunde wird von mir durchgeführt, unterstützt von den Mitarbeiterinnen der Lungenfunktion des InnKlinikum Mühldorf und des Medizinischen Versorgungszentrums MVZ Mühldorf.

Wie lange muss man auf einen Termin bei Ihnen warten und woher kommen die Patienten?

Dr. Wiesner: Die Wartezeit auf einen Termin beträgt derzeit etwa vier Monate. Der Einzugsbereich der Sprechstunde reicht weit über die Landkreise Mühldorf und Altötting hinaus und schließt die Oberpfalz, Niederbayern bis zur Donau, Stadt und Landkreis München und den Chiemgau ein. Es gibt bereits Überlegungen, die Long- und Post-Covid-Versorgung im InnKlinikum auszubauen.

So geht´s zur Sprechstunde

Dr. Wiesner: Das Angebot der Sprechstunde kann jeder mit einer Überweisung des Hausarztes in Anspruch nehmen. Ein Termin kann über das MVZ Mühldorf unter der Telefonnummer 08631/ 166120 vereinbart werden.

Christa Latta

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