1. chiemgau24-de
  2. Bayern
  3. Landkreis Mühldorf

Rente, Pflege, finanzielle Nöte - Der VdK Mühldorf hilft und verhilft Menschen zu ihrem Recht

Erstellt:

Von: Christa Latta

Kommentare

VdK-Kreisgeschäftsführerin Teresa Fischer und VdK-Kreisvorsitzender Reinhart Zuck
Immer ein offenes Ohr für die Probleme der Menschen: VdK-Kreisgeschäftsführerin Teresa Fischer und VdK-Kreisvorsitzender Reinhart Zuck. © Christa Latta

„Verband der Kriegsbeschädigten“, abgekürzt VdK - das klingt etwas angestaubt. Dabei hat die 1946 gegründete Vereinigung vieles zu bieten, was gerade in der heutigen Zeit so wichtig ist.

Mühldorf - Der „Sozialverband VdK“, wie er sich seit den 2000ern nennt, steht seinen Mitgliedern zur Seite, wenn sie Unterstützung in Fragen der sozialen Sicherung brauchen, versteht sich als Anwalt sozial benachteiligter Menschen und kämpft für soziale Gerechtigkeit. „Die Mitglieder, die wegen Problemen zu uns kommen, werden immer jünger“, hat Teresa Fischer, Kreisgeschäftsführerin des VdK Mühldorf-Altötting festgestellt.

Eine ausführliche Sozialrechtsberatung und -vertretung bietet der VdK auch in der Geschäftsstelle in Mühldorf an. Fischer: „Im Rahmen der Rechtsberatung auf den Gebieten Rente, Leben mit Behinderung, Gesundheit und Pflege helfen wir bei Anträgen und Widersprüchen und begleiten im Klageverfahren vor Gericht.“ Rentenanträge würden immer komplizierter: „Viele wissen nicht, was ihnen zusteht und sie haben Probleme mit den umfangreichen Formularen.“ Einige Städte und Gemeinden haben ihre Rentenberatung ganz eingestellt, verweisen stattdessen auf den VdK. Ein normaler Rentenantrag hat um die zehn Seiten, der für die Erwerbsminderungsrente rund 40 Seiten. Teresa Fischer: „Da dauert allein bei uns im Büro das Ausfüllen eine Stunde und das auch nur, wenn man alle Unterlagen dafür beieinander hat.“

Coronafolgen und die Ansprüche

Es werden immer mehr Menschen, die Beratung brauchen. Vor dem Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen um 11 Uhr vormittags hat Fischer schon vier Beratungstermine absolviert. Darunter ein Widerspruch wegen eines Grads der Behinderung und die Vorbereitung einer Klage gegen den festgesetzten Pflegegrad. Neben dem „Klassiker“ Rente und Pflege schlagen auch völlig neue Themen beim VdK auf. „In letzter Zeit habe ich immer wieder mit Corona und den Folgen, Long Covid oder Impfschäden zu tun“, berichtet Teresa Fischer.

Eine der beratenen Personen, geboren in den frühen 1990ern, ist vom Erschöpfungssyndrom nach Covid betroffen und stellt nun mithilfe des VdK einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente. „Das Problem in diesen Fällen ist oft, überhaupt eine entsprechende ärztliche Diagnose zu bekommen, um die Ansprüche durchzusetzen.“ Selbst die Ansprüche von Kindern setzt der VdK durch. Fischer nennt als Beispiele den Kampf um den Pflegegrad für einen 17-jährigen Jungen oder die Individualbegleitung für eine Siebenjährige.

Grundsätzlich kann sich jeder an den VdK wenden. Soll der Verband aber in einer speziellen Sache tätig werden, setzt das eine Mitgliedschaft voraus. „Die Arbeit unserer Solidargemeinschaft finanziert sich aus den Mitgliedsbeiträgen“, erklärt der Kreisvorsitzende Reinhart Zuck, selbst seit 1976 Mitglied beim VdK.

Einmal im Jahr von Mitte Oktober bis Mitte November führt der VdK die Haussammlung „Helft Wunden heilen“ durch. Mit dem Geld daraus - im Jahr 2022 kamen 38.400 Euro zusammen - kann der Verband Bedürftige unterstützen. Menschen, die trotz 40 Jahren Arbeit nur eine Mini-Rente erhalten, die kaum zum Leben reicht und es sich nicht leisten können, die kaputte Waschmaschine zu ersetzen oder einen Umzug zu bezahlen. Die versteckte Armut, vor allem auf dem Land, macht die beiden VdKler betroffen: „Das ist wirklich traurig.“

Neues Angebot: Pflegebegleiter

Der VdK baut sein Angebot im Landkreis immer weiter aus, passt es den Bedürfnissen der Zeit an. „Diesen Sommer haben wir ein neues Ehrenamt aufgelegt“, berichtet Fischer. „Unsere Pflegebegleiter besuchen unterstützungsbedürftige Personen, die aufgrund von Krankheit, Alter und Behinderung am gesellschaftlichen Leben nur noch eingeschränkt teilnehmen können. Sie bieten eine regelmäßige Entlastung für die pflegenden Angehörigen und ein kleines Stück Menschlichkeit.“ Die Ehrenamtlichen nehmen sich für diese Besuche in der Regel zwei Stunden pro Woche Zeit, um mit dem Pflegebedürftigen spazieren zu gehen, vorzulesen, alte Fotos anzuschauen oder einfach nur da zu sein.

Ein paar Zahlen zum VdK

Mit bundesweit 2,16 Millionen Mitgliedern ist der VdK der größte Sozialverband in Deutschland. In Bayern mit 69 Kreis- sowie sieben Bezirksgeschäftsstellen mit rund 1800 Ortsverbänden hat der VdK über 750.000 Mitglieder, mehr als alle politischen Parteien zusammen. „Deshalb ist der Verband eine starke Interessenvertretung für Rentner und Rentnerinnen, Menschen mit Behinderung, chronisch Kranke, Pflegebedürftige und deren Angehörige, Familien, ältere Arbeitnehmer und Arbeitslose“, sagt Kreisgeschäftsführerin Fischer.

Der Kreisverband selbst zählte 9258 Mitglieder im Dezember 2022 - „mit steigender Tendenz“, wie Teresa Fischer zufrieden feststellt - im Dezember 2021 waren es nur 8896. In den 29 Ortsverbänden der Landkreise Mühldorf und Altötting engagieren sich 198 Ehrenamtliche. Allein 2022 wurden 3985 Beratungstermine durchgeführt, 941 Anträge gestellt, 276 Widersprüche eingelegt und 64 Klagen eingereicht.

Wer sich beim VdK engagieren oder Mitglied werden will, aber auch wer Beratung braucht kann sich direkt an die Kreisgeschäftsstelle Mühldorf-Altötting unter Telefon 08631 921360 wenden. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.vdk.de/kv-muehldorf.

Auch interessant

Kommentare