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Ende des Jahres ist Schluss: Das steckt hinter dem Aus von „Natur pur“ in Bad Aibling

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Von: Mathias Weinzierl

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Die Lebensmittelspender werden nicht mehr aufgefüllt, die Regale leeren sich langsam: Marina Schäftlmaier und Can Aksel müssen ihren Traum vom eigenen Unverpackt-Laden aufgeben.
Die Lebensmittelspender werden nicht mehr aufgefüllt, die Regale leeren sich langsam: Marina Schäftlmaier und Can Aksel müssen ihren Traum vom eigenen Unverpackt-Laden aufgeben. © Mathias Weinzierl

Nach rund zwei Jahren ist schon wieder Schluss: Das Geschäft „Natur Pur – Nimm‘s mit ohne“ im Bad Aiblinger Stadtzentrum schließt spätestens zum 31. Dezember 2022. Die Gründe für das Aus – und wie‘s für die Inhaber weitergeht.

Bad Aibling – Mit dem eigenen Laden Geld verdienen und zugleich der Umwelt etwas Gutes tun – das war der große Traum von Can Aksel (24) und Marina Schäftlmaier (21), als sie Anfang Dezember 2020 ihr Geschäft „Natur pur – nimm‘s ohne mit“ an der Rosenheimer Straße 4 in Bad Aibling eröffnet hatten. Jetzt, zwei Jahren später, ist der Traum des jungen Paares geplatzt. Der Ausverkauf hat bereits begonnen, bis 31. Dezember 2022 müssen Aksel und Schäftlmaier den Laden geräumt haben.

Massiver Anstieg der Gas- und Stromkosten

Die Gründe für das Aus: „Die steigenden Kosten sind für uns einfach nicht mehr bezahlbar“, sagt Aksel. So habe das Unternehmen deutlich höhere Abschlagszahlungen bei Gas und Strom zu begleichen. Hinzu kämmen immense Spritkosten und drastische Preisanstiege im Wareneinkauf. „Das sind Erhöhungen, die wir einfach nicht an die Kunden weitergeben können, weil diese Preise dann kein Kunde mehr zahlt“, gewährt der 24-Jährige Einblicke in die Kalkulation.

Dabei sei die Nachfrage nach regionalen, unverpackten und damit nachhaltigeren Waren, die während der Corona-Pandemie deutlich angezogen hatte, immer noch groß, wie Aksel sagt. Was während des kurzen Gesprächs mit dem Mangfall-Boten auch durch die Kundenfrequenz bestätigt wird. Immer wieder betreten Kunden die Geschäftsräume, die Reaktionen der Verbraucher sind alle ähnlich. So findet es ein Herr in den mittleren Jahren, der sich unter anderem für einige Holzkisten interessiert, „sehr schade, dass ihr schließen müsst“.

Wie schade er selbst das Aus seines Unternehmens findet, kann Aksel gar nicht in Worte fassen. Auf die Frage nach seiner Gefühlslage verzieht er nur den Mund und zuckt mit den Schultern. Zumal das junge Paar in den zwei Jahren ihres Unternehmerdaseins mit kaum absehbaren Unwägbarkeiten kämpfen musste. Nur drei Monate nach der Eröffnung schlug die Corona-Pandemie mit mehreren Lockdowns, seit Februar 2022 dann der Krieg in der Ukraine mit aufflammender Energiekrise und explodierenden Preissteigerungen erbarmungslos zu.

Bei „Natur pur – Nimm‘s mit ohne“ an der Rosenheimer Straße in Bad Aibling findet derzeit der Räumungsverkauf statt. Zum Ende des Jahres ist das Geschäft dann Geschichte.
Bei „Natur pur – Nimm‘s mit ohne“ an der Rosenheimer Straße in Bad Aibling findet derzeit der Räumungsverkauf statt. Zum Ende des Jahres ist das Geschäft dann Geschichte. © Mathias Weinzierl

In den kommenden Tagen wollen Aksel und Schäftlmaier nun ihre ganze Energie darauf konzentrieren, das finanzielle Minus so gering wie möglich zu halten. Große Schilder in den Schaufenstern und ein Aufsteller auf der Straße vor der Eingangstür weisen Passanten darauf hin, dass alle Waren, die noch da sind, um 30 Prozent reduziert veräußert werden. Auch das Inventar ist zu erstehen, wenngleich Aksel aber sagt, „dass glücklicherweise schon relativ viel verkauft worden ist.“ Spätestens am Samstag, 31. Dezember, ist letzter Verkaufstag, das Paar hofft aber, spätestens an Heiligabend letztmals aufsperren zu müssen. Was dann mit den Räumlichkeiten passiert, dazu hat der junge Geschäftsmann keine Informationen.

Und wie geht es für Aksel und Schäftlmaier selbst beruflich weiter? „Ich werde in meinen alten Job bei einer Spedition zurückgehen“, sagt der 24-Jährige. Auch seine 21-jährige Lebensgefährtin habe schon Aussichten für den Neuanfang. Pläne, irgendwann ein neues Geschäft zu eröffnen, gibt es nach diesen bitteren Erfahrungen nicht. Aksel: „Nein, das steht für uns überhaupt nicht zur Debatte.“

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