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„Katastrophale Situation“ – Verschlechtert Aldi-Erweiterung in Bad Aibling den Verkehr?

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Von: Nicolas Bettinger

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Eine bauliche Erweiterung der Bad Aiblinger Aldi-Filiale sowie des Drogeriemarktes könnte sich negativ auf die angrenzende Kreuzung auswirken.
Eine bauliche Erweiterung der Bad Aiblinger Aldi-Filiale sowie des Drogeriemarktes könnte sich negativ auf die angrenzende Kreuzung auswirken. © Hadersbeck

Die geplante Erweiterung der Aldi-Filiale sowie des angrenzenden Drogeriemarktes in der Ebersberger Straße erhitzt weiter die Gemüter. Grund dafür sind die befürchteten Folgen für den Verkehr. Doch warum könnte der Bau die Sicherheit von Radlern und Autofahrern gefährden?

Bad Aibling – Ein aus verkehrstechnischer Sicht ohnehin heiß diskutierter Bereich in Bad Aibling könnte künftig noch kritischer betrachtet werden. Die geplante Erweiterung der Aldi-Filiale und des angrenzenden Drogerie-Marktes Müller in der Ebersberger Straße geht in eine neue Runde. Der Bauantrag wurde bereits im vergangenen Sommer behandelt und vom Bauausschuss schließlich abgelehnt. Grund hierfür war die Verkehrssituation in der Grassingerstraße und die neue Zufahrt, welche durch den Anbau entstehen würde.

Neben der Aldi-Zufahrt in der Ebersberger Straße gibt es derzeit an der Grassingerstraße noch zwei Parkplatzzu- und ausfahrten. Durch den Anbau und die vergrößerte Verkaufsfläche – der Drogeriemarkt würde um mehrere Meter in Richtung Parkplatz hervorragen – verändert sich die Zufahrtssituation. Die Pläne sehen also vor, diese beiden Zufahrten durch eine neue, rund 20 Meter näher zur Ebersberger Straße hin, zu ersetzen.

Gutachten sollte Verschlechterung des Verkehrs prüfen

Durch diese Verlagerung der Zu- beziehungsweise Ausfahrt könnte es Fahrzeugen, die von der Grassingerstraße kommen, schwerer fallen, auf den Parkplatz zu gelangen – Probleme durch einen Rückstau inbegriffen. Zwar machte Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) schon damals deutlich, dass die Erweiterung „grundsätzlich in unserem Sinne“ sei. Denn es sei wünschenswert, dass der Drogeriemarkt trotz Aldi-Vergrößerung erhalten bleiben könne. Dennoch machte sich im vergangenen Jahr Skepsis aufgrund der angespannten Verkehrslage breit.

„Wir müssen es baurechtlich bewerten und eine Verschlechterung gegenüber der jetzigen Situation kann ich nicht sehen.“

Bürgermeister Stephan Schlier (CSU)

Aufgrund dessen wurde von der Tiefbauabteilung ein verkehrsplanerisches Gutachten nachgefordert. Wie die Stadtverwaltung nun in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses mitteilte, würde sich laut dieses Gutachtens durch die Baumaßnahme keine Verschlechterung der Verkehrsqualität an der Kreuzung Ebersberger Straße/Grassingerstraße ergeben. „Kurzum: Das Prüfungsergebnis besagt, dass es funktioniert“, erklärte Schlier.

Verschiebung der Ausfahrt „könnte zu Problemen führen“

Der Bürgermeister und auch Stadtbaumeister Andreas Krämer stellten jedoch auch klar, dass es in dem Bereich theoretisch schon zu Rückstau kommen könnte. „Muss es aber nicht. Der Autofahrer ist ein Gewohnheitstier“, betonte Krämer. Die Stadtverwaltung verschwieg auch nicht, dass es Autofahrern schwerer fallen könnte, künftig den Parkplatz zu verlassen, sollte es zu Rückstau in der Grassingerstraße kommen. „Dies könnte zu Problemen führen.“

Diese Einfahrt auf Höhe des Drogeriemarktes soll künftig näher Richtung Ebersberger Straße verlegt werden.
Diese Einfahrt auf Höhe des Drogeriemarktes soll künftig näher Richtung Ebersberger Straße verlegt werden. © Hadersbeck

Laut Schlier gehe das Gutachten nicht weit genug darauf ein. Aufgrund der vorgelegten Ergebnisse infolge einer Zählung könne der Anbau seitens der Verwaltung jedoch befürwortet werden. Außerdem prognostizierte Schlier, dass aufgrund der klaren Ergebnisse damit zu rechnen sei, dass das Landratsamt dem Vorhaben auch ohne gemeindliches Einvernehmen zustimme.

„Verkehrslage muss sich nicht verschlechtern; sie ist schon katastrophal“

Deutlich kritischere Stimmen kamen aus dem Gremium. Grünen-Stadträtin Martina Thalmayr sprach von einer „schlichten Katastrophe“. Als Radfahrerin müsse sie dort jede Einfahrt in Schlangenlinien passieren. Autofahrer hätten keine gute Sicht und Querungshilfen für Fußgänger fehlten gänzlich. Angesprochen auf das Gutachten sagte sie deshalb: „Die Verkehrslage muss sich gar nicht verschlechtern; sie ist schon katastrophal.“

Thalmayr brachte erneut einen Kreisverkehr für die kritische Kreuzung zur Sprache. Dieser wäre, so Bürgermeister Schlier, zwar die „einzig richtige Lösung“. Allerdings fehle der Stadt hierfür der nötige Flächenbesitz. „Wir müssen es baurechtlich bewerten und eine Verschlechterung gegenüber der jetzigen Situation kann ich nicht sehen“, sagte Schlier.

Bauausschuss mit eindeutiger Haltung

Unterstützung erhielt Thalmayr indes vonCSU-Stadtrat Erwin Kühnel. Auch er hielt die Verschiebung der neuen Ausfahrt in Richtung Ebersberger Straße für „nicht optimal“. Zumal aus Richtung Mietraching viel Verkehr komme und durch die benachbarte Autowaschanlage „viel aufgestaut wird“.

„Verkehrsgutachten hin oder her, auch ich kann so nicht zustimmen“, positionierte sich ebenso Dieter Bräunlich (ÜWG) klar. Andernfalls würde man eine „Verschlechterung für die Aiblinger Bürger“ beschließen. Und da das Landratsamt Rosenheim auch trotz eines negativen Vetos aus Bad Aibling grünes Licht geben könnte, bat Thalmayr darum, der Behörde eine entsprechende Stellungnahme des Ausschussgremiums mit genau diesen Verkehrssorgen zukommen zu lassen.

Thalmayr zeigte sich zudem skeptisch, da das Gutachten nicht von der Stadt, sondern durch den Bauherrn selbst in Auftrag gegeben wurde. Laut Einschätzungen von SPD-Stadtrat Richard Lechner sei der Gutachter jedoch seriös einzuordnen. Lechner warf indes ein Tempo 30-Limit in den Raum und bat darum, dieses Ansinnen zu verfolgen. Doch auch Lechner bestätigte später die Prognose des Bürgermeisters: „Wir können abstimmen wie wir wollen. Ich weiß, wie das Landratsamt entscheiden wird.“

Für Schlier ergab sich so letztlich ein „ziemlich eindeutiges Stimmungsbild“. Der Bauausschuss lehnte den Bauantrag folgerichtig einstimmig ab.

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