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Werkeln an der „Königin der Instrumente“: Was Elena Eder aus Heufeld am Orgelbau so fasziniert

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Endspurt in der Werkstatt in Heufeld: Vater Roland Eder und Tochter Elena Eder vor der fast fertigen Orgel.
Endspurt in der Werkstatt in Heufeld: Vater Roland Eder und Tochter Elena Eder vor der fast fertigen Orgel. © Johann Baumann

Wenn Elena Eder aus Heufeld bei Bruckmühl in der Werkstatt ihres Vaters steht und an den Orgeln arbeitet, ist die 22-Jährige ganz in ihrem Element. Was sie an der Arbeit so fasziniert – und welche Erfolge sie bereits vorweisen kann.

Bruckmühl – Der Orgelbau blickt auf eine lange Geschichte zurück und zählt seit 2017 zum immateriellen Kulturerbe der Unesco. Schon im dritten Jahrhundert vor Christus war in Ägypten eine einfache Pfeifenorgel bekannt. Im Jahr 1777 bezeichnete Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief an seinen Vater die Orgel als die „Königin aller Instrumente“.

Dieser Faszination hat sich auch Elena Eder verschrieben: Sie hat vor Kurzem ihre Ausbildung als Orgelbauerin nicht nur erfolgreich abgeschlossen, sondern wurde dabei Kammersiegerin in ihrem Beruf im Bereich der Handwerkskammer für München und Oberbayern und zweite Landessiegerin.

Detailarbeit: Elena Eder aus Heufeld leimt ein rundes Spaltlederblättchen auf einen Registergriff.
Detailarbeit: Elena Eder aus Heufeld leimt ein rundes Spaltlederblättchen auf einen Registergriff. © Johann Baumann

„Am Orgelbau fasziniert mich die Vielseitigkeit und dass diese Tradition schon lange in der gleichen Form besteht“, erklärt die Heufelderin auf Anfrage des Mangfall-Boten. Sie ist nach der Justus-von-Liebig-Grundschule ans Gymnasium Bad Aibling gewechselt und hat dort ihr Abitur abgelegt. Statt eines Studiums hat sie sich für die Orgelbau-Ausbildung entschlossen.

Neubau wird bald in einer Kirche im Kreis Erding erklingen

Wenn man die Orgelbauwerkstatt ihres Vaters und Ausbilders Roland Eder in Heufeld betritt, fällt einem eine fast fertige neue Orgel ins Auge. Sie wird in Kürze in einer Kirche im Landkreis Erding erklingen. Elena hat bei der Entstehung des imposanten Instruments im Rahmen ihrer Ausbildung von Anfang an mitgewirkt. Dies bezieht sich sowohl auf die Planung einschließlich der musikalischen Leistungsausrichtung des Instruments, als auch auf die Konstruktion.

Diese betrifft das Herzstück einer Orgel, die „Windlade“, die für die Luftzufuhr des aerofonen Musikinstruments sorgt. Ebenso wichtig ist der sogenannte Spieltisch mit seinen Klaviaturen, Registerzügen und der dazugehörigen Mechanik. Einen weiteren Kernbereich bildet das Pfeifenwerk. „Die hölzernen Pfeifen stellen wir selber überwiegend aus Fichtenholz her, die Metallpfeifen liefert uns ein Pfeifenmacher“ schildert die 22-Jährige. Die gelieferten Roh-Pfeifen, die aus einer Zinn- und Blei-Legierung gefertigt sind, werden dann in der Orgelbauwerkstatt weiterbearbeitet. Abschließend werden die Pfeifen intoniert und gestimmt.

Elena Eder aus Heufeld und ihr Gesellenstück: eine tragbare Orgel.
Elena Eder aus Heufeld und ihr Gesellenstück: eine tragbare Orgel. © Johann Baumann

Den schulischen Teil ihrer dreijährigen Ausbildung in der Fachrichtung „Orgel und Harmonium“ hat Elena an der Fachschule für Musikinstrumentenbau, der Oskar-Walcker-Schule, in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) absolviert. Sie musste dort zweimal im Jahr jeweils einen sechswöchigen Block-Unterricht durchlaufen.

Als Gesellenstück hat sie mit einem Aufwand von rund 100 Arbeitsstunden eine tragbare Orgel in traditioneller Bauweise konstruiert. Vater Roland ist stolz auf seine erfolgreiche „Azubine“: „Eine schnelle Auffassungsgabe, handwerkliches Geschick, Kreativität und Musikalität“, attestiert er ihr, merkt jedoch an: „Aufgrund der familiären Situation war ich mir am Anfang nicht ganz sicher. Aber es hat besser geklappt als gedacht und die Vater-Tochter-Ausbildungskonstellation hat zu keinen Spannungen, sondern in einigen Bereichen zu mehr Nähe geführt.“

Elena besucht aktuell die Fachschule für Holztechnik in Rosenheim, ihre Tätigkeit im elterlichen Betrieb führt sie weiterhin fort. Auch in ihrer Freizeit musiziert sie gerne, allerdings auf einem wesentlich kleineren Instrument: Schon seit ihrem fünften Lebensjahr spielt sie Gitarre, mittlerweile auch Ukulele. Musik ist aber nicht ihr einziges Hobby: Sie ist begeisterte Skifahrerin und leitet in der Wintersportabteilung des SV DJK Heufeld Nachwuchs-Skikurse. Dabei stehen die Kinder oft aufgereiht am Hang – wie Orgelpfeifen.

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