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Stadt Wasserburg sieht rot: Neuer Fassaden-Anstrich sorgt für mächtig Ärger

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Von: Heike Duczek

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Nachher: Noch verdeckt eine Plane die neue Fassade, der Stufengiebel oben ist jetzt rot.
Nachher: Noch verdeckt eine Plane die neue Fassade, der Stufengiebel oben ist jetzt rot. © duc

Farben sind Geschmackssache – eigentlich. Doch die frisch gestrichene Rückfassade des Gewandhauses Gruber in Wasserburg sorgt trotzdem für mächtigen Ärger. Warum die Stadt hier rot sieht und der Bauherr das nicht verstehen kann.

Wasserburg – Die Brücke Richtung Brucktor ist rot, doch die Altstadthäuser an der Innfront, auf die der Passant von hier aus blickt, präsentieren sich in zurückhaltenden Pastelltönen. Nur ein Gebäude sticht seit Kurzem etwas heraus: der Komplex des Gewandhauses Gruber. Das sorgte im Bauausschuss für mächtig Ärger. Geschäftsführer Leopold Gruber kann die Aufregung nicht nachvollziehen.

Die Fassade des Gewandhauses ist traditionell eine der prägendsten in der Altstadt. Das Wabenmuster des Oberhauses am oberen Ende des Marineplatzes, das historische Wurzeln („Geisterfallen“) hat, erstrahlt nach einer umfangreichen Sanierung des Denkmals in frischen Tönen. So darf es sein, betonte Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann im Ausschuss. Es handele sich um einen gelungenen Wiederholungsanstrich. „Das ist okay so“, unterstrich sie.

Gelungen: die Wabenfassade.
Gelungen: die Wabenfassade. © duc

Nicht in Ordnung sei dagegen die Rückseite des Gebäudes an der Innfront. Ausgemacht worden seien bei der Bemusterung mit Vertretern des Denkmalschutzes mehrere Rottöne, in der Mitte hellere. Jetzt sei die gesamte Front plus Stufengiebel und Übergang zum Meyerbräu zu kräftig im Ton geraten. Derzeit ist all dies noch von Planen verdeckt, doch schon zu erahnen.

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Jetzt soll es einen Ortstermin mit der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landratsamt Rosenheim geben, teilte Bürgermeister Michael Kölbl mit. Dabei werde besprochen, welche Korrekturen möglich seien.

„Mich regt so was auf“, schimpfte die Stadtbaumeisterin. Vor der Genehmigung werde schließlich die Farbwahl bemustert, also besprochen, vor allem mit dem Denkmalschutz. Das Ergebnis der Rückseite des Gebäudes passe nicht zur Abmachung. Dafür habe es keine Freigabe gegeben. Der rote Klotz springe jedem ins Auge, fand Christian Stadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen, der das Thema im Ausschuss zur Sprache brachte. Vielen Bürgern sei der Ton an der Rückseite vom Inn ausgesehen zu dominant.

Gruber wünscht sich etwas mehr Mut

Der Geschäftsführer des Gewandhauses betont auf Nachfrage, er persönlich verstehe die Aufregung nicht. Die Farben finde er „extrem schön“, auch passend zur Rückseite, schließlich mache es keinen Sinn, ein Gebäude vorne, seitlich und hinten unterschiedlich zu streichen. „Unsere Meinung war, dass wir die richtigen Rottöne ausgewählt haben.“ Das Gewandhaus habe sich auch an alten Fotos orientiert. Außerdem gebe es an der Innfront ein weiteres Gebäude, das in einem dunklen Weinrot zu sehen sei.

Stadtbaumeisterin Herrmann betont jedoch, in den vergangenen zehn Jahren habe ein Umdenken in der Stadt stattgefunden. Das Ziel seien pastelligere Töne, die nach Meinung der Experten besser passen würden. Der von Gruber angesprochene Rotton an einem weiteren Haus in der Reihe sei eine Fehlentscheidung, die vor ihrer Amtszeit gefallen sei.

Vorher: Die Innfront in eher blassen Pastelltönen.
Vorher: Die Innfront in eher blassen Pastelltönen. © H. Reiter

Gruber findet, die Stadt dürfe das Thema „nicht so verbissen angehen“. Farben seien Geschmackssache, über die es sich streiten lasse, das wisse er selber als Inhaber eines Modehauses schon von berufswegen. Doch eine bunte Stadt komme grundsätzlich nach seinen Erfahrungen gut bei den Bürgern an und sei auch historisch belegbar. Bewusst habe das Gewandhaus einen Malerbetrieb ausgewählt, der große Erfahrung mit historischen Gebäuden aufweise. „Das sind Vollprofis.“ Gruber wünscht sich etwas mehr Mut bei der Farbwahl. Und erinnert an die „Geisterfallen“, die 1989 in Anlehnung an die historische Fassade des Oberhauses an der Schmidzeile wiederbelebt wurden. Das habe damals eine große Kontroverse in der Stadt ausgelöst. Heute sei das Wabenmuster ein beliebtes Fotomotiv und Thema bei Stadtführungen.

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