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Der Winter ist zu warm – Was das für die Skigebiete Sudelfeld und Hochfelln bedeutet

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Von: Martin Lünhörster

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Es ist zu warm für Wintersport - selbst die Schneekanonen funktionieren derzeit nicht
Es ist zu warm für Wintersport - selbst die Schneekanonen funktionieren derzeit nicht © Uwe Lein/dpa

Eigentlich herrscht tiefster Winter. Zumindest dem Kalender nach. Die Temperaturen draußen sprechen teilweise eine andere Sprache. Sehr zum Leidwesen der Skiliftbetreiber. Kunstschnee heißt das Mittel zum Zweck.

Sudelfeld/Hochfelln - Eisfreie Seen, braun-grüne Wiesen. Von Winter und Schnee ist derzeit kaum eine Spur zu finden. Was die Autofahrer freut, ist vor allem für die Betreiber der Wintersportanlagen ein großes Problem. Es ist zu warm für diese Jahreszeit. Wintersport ist derzeit nicht überall und wenn, dann nur sehr eingeschränkt möglich. “Ohne Kunstschnee geht momentan überhaupt nichts. Keine Chance”, sagt Egid Stadler, der Geschäftsführer der Bergbahnen Sudelfeld.

Der Schneemangel wird auch mehr und mehr zum Problem für den Tourismus. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagte kürzlich bei einem Treffen mit den Geschäftsführern der bayerischen Tourismusregionen, die Beschneiungsanlagen hätten dazu beigetragen, dass Skifahren in den Weihnachtsferien vielerorts überhaupt möglich wurde. “Ohne Beschneiung hätten wir in den letzten Wochen in vielen Regionen Bayerns leere Hotels und Restaurants gehabt”, sagte Aiwanger. 

Der derzeit in Ruhpolding stattfindende Biathlon-Weltcup musste auch künstlich beschneit werden, sonst hätte die Veranstaltung nicht stattfinden können. 

Von Schnee so gut wie keine Spur

Im Skigebiet des Hochfelln liegt derzeit wenig bis gar kein Schnee. Auf OVB Anfragen hieß es von dort, an der Mittelstation sei alles grün, weiter oben “liegen vielleicht zehn Zentimeter”. In der kommenden Woche liege die Situation vielleicht anders, aber derzeit findet dort kein Skibetrieb statt. Anlagen für eine künstliche Beschneiung gibt es dort nicht, man ist auf den natürlich gefallenen Schnee angewiesen.

Im Skigebiet Sudelfeld kann derzeit Ski gefahren werden. Dank künstlicher Beschneiung. “Derzeit sind sieben von 13 Liftanlagen in Betrieb und elf Pisten. Und wir warten auf die Gäste. Die großen Anlagen sind alle offen”, sagt Egid Stadler. Die Verhältnisse zum Skifahren seien eigentlich nicht schlecht, abseits der Pisten gehe aber gar nichts. Vor zwei Nächte war es kalt genug, dass Stellen, an denen der Schnee knapp wurde, nochmal eingedeckt werden konnten. Jetzt ist es aber wieder zu warm, um die großen Schneekanonen einsetzen zu können.

Enormer Wassereinsatz notwendig

Der Aufwand und vor allem die Kosten, eine Piste mit Kunstschnee auszustatten, sind teilweise enorm. Um künstlichen Schnee zu erzeugen, wird Wasser in einem kalten Luftstrom zerstäubt und eine Turbine bläst die Schneeflocken auf die Piste. 

Der Wasserverbrauch ist nicht zu unterschätzen. Aus 1000 Litern Wasser können durchschnittlich etwa zwei Kubikmeter Kunstschnee erzeugt werden. Für eine sogenannte Grundbeschneiung mit einer Schneehöhe von ca. 30 Zentimetern wird pro Hektar Pistenfläche eine Million Liter Wasser benötigt. Im Laufe der Zeit kommt durch die Nachbeschneiung der Pisten nochmal ein hoher Wasserverbrauch zustande.

Für die 20 Kilometer langen Pisten am Sudelfeld kam ein riesiger Wasserbedarf zusammen. Für die Grundbeschneiung mit den 130 aufgebauten Schneekanonen sind laut Stadler etwa 150.000 Kubikmeter Wasser nötig. Also 150 Millionen Liter Wasser. Zum Vergleich: Ein Olympiaschwimmbecken fasst zwei Millionen Liter Wasser. Das Wasser, das hierfür benutzt wird, ist reines Oberflächen- und Schmelzwasser. 

Auf die Temperatur kommt es an

Damit die Schneekanonen aber überhaupt funktionieren, ist auch eine gewisse Außentemperatur erforderlich. Minus zwei Grad sollte die Umgebungsluft mindestens kalt sein. Kälter wäre besser. Bei minus zehn Grad ist die optimale Temperatur erreicht. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt hier eine Rolle.

Hinzu kommen die in den vergangenen Monaten stark angestiegenen Strompreise, die auch an den Skigebieten keinen Halt machen. Die Firma Technoalpin, die Kunstschneeanlagen anbietet, gibt die Kosten für einen Kubikmeter Kunstschnee mit bis zu fünf Euro an. Kosten, die auch erwirtschaftet werden müssen. 

Kosten für Skipässe steigen vorerst nicht

Im Sudelfeld sind die gestiegenen Kosten noch nicht bei den Skifahrern angekommen. Laut Stadler fand die Grundbeschneiung Mitte Dezember statt, als noch der alte Stromvertrag galt. “Für diese Saison werden sich die gestiegenen Kosten nicht mehr auf die Tageskarten auswirken. Wie es nächste Saison aussehen wird, können wir noch nicht sagen”, erklärt er.

Die Betreiber versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Die Seilbahnen am Hochfelln fahren trotzdem, “im Winter fahren wir dann für die Fußgänger”, heißt es von dort. Und am Sudelfeld werden wegen den eingeschränkten Möglichkeiten die Karten zu ermäßigten Preisen angeboten. “Wir hoffen auf Naturschnee, der nächste Woche kommen soll”, sagt Egid Stadler.

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