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Feuerwehr-Dramen mit Rücktritten in Schonstett und Wasserburg: Die Glut glimmt weiter

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Von: Sophia Huber

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Brennender Kühlschrank auf Straße in Celle
Unabdingbar für den Brandschutz: die Feuerwehren, wie hier auf unserem Symbolbild. Doch, was wenn die Ehrenamtlichen zurücktreten? © picture alliance/dpa

Wenn das Jahr 2022 eines gezeigt hat, dann, dass die Thematik „Feuerwehrhäuser“ für ordentlich Zündstoff sorgen kann. Denn gleich zweimal entbrannte über deren Neubau massiver Streit im Altlandkreis. Und noch ist nicht alles gelöst.

Wasserburg/Schonstett - Keine Frage, Feuerwehren sind oft Teil der lokalen Berichterstattung. Meist geht es aber um Unfälle, Brände, Naturkatstrophen oder auch das ein oder andere Vereinsfest. Der Rücktritt von Ehrenamtlichen, das ist eher ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist, wenn es gleich zweimal im selben Jahr passiert. Die Gründe, bei beiden Fällen ähnlich: Es ging um Wertschätzung und den Neubau eines Feuerwehrhauses.

In Wasserburg treten die Kommandanten zurück

Den Anfang der „Feuerwehr-Dramen“ machte die Stadt Wasserburg. Seit einiger Zeit wird in der Stadt an Plänen für ein neues Feuerwehrhaus gefeilt. Bereits in der Haushaltssitzung im Januar zeichneten sich hier allerdings Probleme ab. So forderten beinahe alle Fraktionen in ihren Haushaltsreden im Januar, die Kosten für den Neubau im Blick zu behalten. Nicht alle Wünsche könnten erfüllt werden, betonte beispielsweise Heike Maas in ihrer Rede.

Ende März entzündete sich dann die schwelende Glut. Alle drei Kommandanten der Feuerwehr Wasserburg - Niko Baumgartner, Rudi Göpfert und Stefan Gartner - verkündeten ihren Rücktritt. Der Vorwurf gegen die Stadt: Zu wenig Wertschätzung, zu wenig Einbindung bei den Plänen des Neubaus. „Fachliche Entscheidungen seien angezweifelt und teilweise sogar in der Öffentlichkeit ins Lächerliche gezogen worden“, heißt es in der Stellungnahme, die Anfang des Jahres hohe Wellen schlug. Bürgermeister Michael Kölbl regte sich über die öffentliche „Schlammschlacht“ auf.

Obwohl sich die Nachfolge der Kommandantur mit Timo Paul, Maximilian Labsch und Heinrich Lir relativ schnell geklärt hatte, hätte die Problematik das Feuerwehr-Thema des Jahres werden können. Bis im Oktober klar wurde: In Schonstett bahnt sich eine Katastrophe an.

Schonstetter Wehr droht mit dem Rücktritt

Denn Ende Oktober verbreitete sich die Nachricht, dass die Gemeinde aufgrund der finanziellen Situation dem Neubau des Feuerwehrhauses eine Absage erteilen musste. Für die Feuerwehr selbst waren die Konsequenzen damit klar: Nach 20 Jahren Geduld erklärten die Ehrenamtlichen nun ihren mehrheitlichen Rücktritt zum 1. Januar 2023. Die Zustände im alten Feuerwehrhaus hielten sie aufgrund von unzureichendem Arbeitsschutz und engen Verhältnissen für nicht länger tragbar. Die Einführung einer Pflichtfeuerwehr drohte, der ersten in Bayern. Entsprechend viele Fragen stellten sich, nicht nur für die Schonstetter: Wie würde die Ausbildung aussehen? Wer konnte überhaupt zum Dienst verpflichtet werden? Würde die Pflichtfeuerwehr im maroden Feuerwehrhaus überhaupt arbeiten können?

Viele Stunden telefonierte die Redaktion mit den Beteiligten zu diesen Themen, während sich der Gemeinderat Schonstett in der ungewohnten Rolle des Brandlöschers wiederfand. Wöchentlich treffe man sich, so die Aussage von Bürgermeister Paul Dirnecker, um zu einer Lösung zu kommen. Bemühung, die anscheinend Früchte trugen. Denn im Dezember wurde dann bekannt: Die Gemeinde und Feuerwehr haben sich geeinigt. Das Feuerwehrhaus soll bis Mitte 2025 fertig gebaut sein und in Betrieb genommen werden.

Das Feuer ist damit gelöscht, die Freiwillige Feuerwehr bleibt im Dienst, doch die Glut glimmt weiter. Denn die Finanzierung ist noch ungeklärt. Gelder hätten sich aufgetan, so Dirneckers Aussage im Gemeinderat. Das nächste Jahr wolle das Gremium nutzen, um sich Zugang zu den Finanzen zu schaffen. Ob das kommende Jahr ausreicht, um alle Fragen zu klären, wird sich herausstellen.

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