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Maxis Leid bewegt die Region

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Von: Norbert Kotter

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Der kleine Maxi (4) aus Bad Aibling ist im Moment zu Hause und hat eine Behandlungspause. Wenn ihm die Nebenwirkungen der Chemotherapie nicht gerade appetitlos machen, isst er sehr gerne Wiener.
Der kleine Maxi (4) aus Bad Aibling ist im Moment zu Hause und hat eine Behandlungspause. Wenn ihm die Nebenwirkungen der Chemotherapie nicht gerade appetitlos machen, isst er sehr gerne Wiener. © Hadersbeck

Es ist schier unvorstellbar, welches Martyrium das Schicksal dem vierjährigen Maxi Schmidt aus Bad Aibling zumutet. Der Bub ist schwer an Krebs erkrankt und hat bereits einen wahren Behandlungsmarathon hinter sich. Vor welch harte Prüfungen seine Krankheit auch den Rest der Familie stellt, erzählen seine Eltern.

Bad Aibling - Neuroblastom in der linken Nebenniere, Stufe 4. Die schlimmste Form der Aggressivität, die diese Form von Krebs entwickeln kann. Ein eher kleiner, walnussartiger Primärtumor, dafür Metastasen im ganzen Körper mit Lymphknotenbefall. So lautete die Diagnose der Ärzte in der Haunerschen Kinderklinik in München, als Maxi seinen Kampf gegen die heimtückische Krankheit startete. Die Mediziner hoffen, dass er ihn nach zwei Jahren gewonnen haben könnte, rund die Hälfte des Weges ist er bereits gegangen.

Maxi ist ein „Hochrisikopatient“

„Maxi ist ein Hochrisikopatient“, erklärten die Ärzte damals seinem Vater Florian (38). Was das genau bedeutet und welch große Herausforderungen dieses Krankheitsbild für die gesamte Familie mit sich bringt, davon konnten sich die geschockten Eltern zu diesem Zeitpunkt noch kein Bild machen. „Unsere erste Hoffnung war, Maxi muss operiert werden. Der Tumor kommt raus, und fertig“, bekennt seine Mama Maria (35) freimütig.

Das ist bereits die Maximaltherapie. Mehr geht nicht.

Vater Florian Schmidt

Eine trügerische Hoffnung. Etwa 24 Monate Leidensweg sieht der Therapieplan vor, den die Spezialisten entwickelt haben, um das Leben des kleinen Buben zu retten. Neben vielen belastenden Untersuchungen beruht er auf fünf wesentlichen Säulen: Chemotherapie, Operation, Stammzellenübertragung, Bestrahlung und der abschließenden Immuntherapie. Ein Konzept, das dem tapferen Buben mit dem fröhlichen Lächeln eine Überlebenschance von 60 bis 70 Prozent in den ersten fünf Jahren sichern soll. „Das ist bereits die Maximaltherapie. Mehr geht nicht“, weiß sein Vater.

Das Lachen haben sie nicht verlernt, obwohl ihnen das Schicksal eine harte Prüfung auferlegt hat: Mama Maria Schmidt (35), mit ihren Kindern Moritz (2), Ludwig (zhen Monate) und Maxi (4).
Das Lachen haben sie nicht verlernt, obwohl ihnen das Schicksal eine harte Prüfung auferlegt hat: Mama Maria Schmidt (35), mit ihren Kindern Moritz (2), Ludwig (zehn Monate) und Maxi (4). © Hadersbeck

Wir wissen nicht, welche Tiefschläge noch kommen

Vater Florian Schmidt

Im Klartext heißt das, Maxis Leben hängt an einem seidenen Faden. Auch wenn er zur Zeit zu Hause ist und mit seinen Geschwistern, Moritz (2) und Ludwig (zehn Monate), rumtollt, so gut es geht. Seine Krankheit sieht man ihm nicht unbedingt gleich an, seit nach der letzten Chemotherapie der Haarwuchs bei dem Vierjährigen wieder eingesetzt hat. Dennoch: Wenn ein Therapieschritt nicht den gewünschten Erfolg zeigt, haben die Ärzte nach eigenem Bekunden keine weiteren Mittel der Wahl mehr, um Maxi zu retten. „Wir wissen nicht, welche Tiefschläge noch kommen“, beschreibt Florian Schmidt das Hoffen und Bangen der Eltern und seiner Geschwister. Es gehört zu ihrem Alltag, seit sie von der schweren Erkrankung ihres ältesten Sohnes wissen.

Seit am 16. April vergangenen Jahres feststand, wie schwer der kleine Bad Aiblinger erkrankt ist, hat er viel mitgemacht. Neben jeder Menge Untersuchungen, zu denen unter anderem eine Magnetresonanztomograpie (MRT) und eine Knochenmarkpunktion gehörten, zählt das zweiseitige Stichpunktprotokoll des Vaters über den Leidensweg seines Sohnes etliche belastende Zwischenstationen auf dem Weg zur erhofften Heilung auf.

Daten der Operation und der Entnahme von Stammzellen

Außer dem Setzen eines teilimplantierten sogenannten Hickman-Katheters, der von der Halsvene bis zum Herz verläuft und die Möglichkeit eröffnet, Maxi ohne ständig neues Punktieren seiner Venen dauerhaft mit den erforderlichen Medikamenten zu versorgen, finden sich hier auch die Daten der Operation sowie der Entnahme von Stammzellen des Buben, die seinem Körper zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückgegeben wurden.

Der Blick in den Laptop gehört für Florian und Maria Schmidt mittlerweile zum Alltag. Viele Details von Maxis Krankheit und  wichtige Informationen zur Therapie sind hier gespeichert.
Der Blick in den Laptop gehört für Florian und Maria Schmidt mittlerweile zum Alltag. Viele Details von Maxis Krankheit und wichtige Informationen zur Therapie sind hier gespeichert. © Hadersbeck

Zwölf Bestrahlungen

Außerdem sind im Protokoll sechs sogenannte Chemotherapie-Blöcke, eine hochdosierte Chemotherapie sowie insgesamt zwölf Bestrahlungen festgehalten. Ein Block Chemotherapie bedeutet für den Patienten, dass er eine Woche lang unterschiedliche Medikamente erhält, die ihm im Kampf gegen den Krebs unterstützen. Vor den bekannten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Müdigkeit und Entzündung der Mundschleimhaut blieb auch Maxi nicht verschont. „Die Entzündung der Mundschleimhaut war bei unserem Sohn so stark, dass er tagelang nichts essen und trinken konnte. Er brauchte in dieser Phase starke Schmerzmittel“, sagt sein Vater.

Nach Eingriff drei Wochen Erholung nötig

Noch anstrengender war für den Vierjährigen die Hochdosis-Chemotherapie, die er im vergangenen Oktober über sich ergehen lassen musste. Sie war vor der Rückgabe seiner Stammzellen erforderlich, die ihm am 29. August entnommen worden waren. Maxi musste sich anschließend drei Wochen lang von diesem Eingriff in der Klinik erholen.

Einer der vielen belastenden Momente, die die Familie Schmidt in den vergangene Monaten erlebte. Maxi musste diesen Abschnitt seines Kampfes gegen die heimtückische Krankheit nicht alleine durchstehen. Mama Maria war mit ihrem Baby jeden Tag rund um die Uhr an seiner Seite, Papa Florian kümmerte sich währenddessen zu Hause um Moritz.

Ich bin unglaublich stolz auf sie, was sie alles schafft

Florian Schmidt über seine Frau

„Im Krankenhaus herrschte absolutes Besuchsverbot. Wir haben uns vier Wochen lang nicht gesehen“, sagt die Mutter. Für ihre Leistung, nicht nur in dieser Phase von Maxis Leidensweg, hat ihr Ehemann ein ganz dickes Kompliment für seine Frau parat. „Ich bin unglaublich stolz auf sie, was sie alles schafft.“

Sonderkonto der Bürgerstiftung für Spenden

Zumindest die finanziellen Sorgen, die mit Maxis Erkrankung mittlerweile einhergehen, soll eine Spendenaktion abmildern helfen, die die Bürgerstiftung Bad Aibling und die Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling gemeinsam gestartet haben. Unter dem Stichwort „Maxi“ können bei der Sparkasse auf das Sonderkonto DE 74 7115 0000 0020 1975 70 Spenden für die leidgeplagte Familie eingezahlt werden. Spendenquittungen erstellt die Bürgerstiftung.

Krebspatient aus Bad Reichenhall (83) will bei Beschaffung von Lastenfahrrad helfen

Bereits am Freitag zeichnete sich ab, dass Maxis Leid die Menschen tief berührt. 4890 Euro an Spenden waren bereits wenige Stunden nach Kontoeröffnung eingegangen. Außerdem meldete sich beispielsweise ein 83-jähriger Mann aus Bad Reichenhall, der selbst an Krebs erkrankt ist. Er will der Familie dabei helfen, ein Lastenfahrrad zu erhalten. Mit Hilfe des Vehikels soll es möglich sein, dass Maxi mit seinen Eltern die von ihm so sehr geliebten Radlausflüge unternehmen kann. Selbstständig mit dem Kinderfahrrad zu fahren, wie er es vor seiner Erkrankung so gern tat, ist ihm derzeit nicht möglich.

Auch die Bad Aiblinger Kolpingfamilie will Maxi und seiner Familie helfen. Das kündigte der Vorsitzende Franz Besel an.
Auch die Bad Aiblinger Kolpingfamilie will Maxi und seiner Familie helfen. Das kündigte der Vorsitzende Franz Besel an. © Hadersbeck

Auch der Vorsitzende der Bad Aiblinger Kolpingfamilie, Franz Besel, hat nach der Berichterstattung in den OVB-Heimatzeitungen und den zum Verlag gehörenden Online-Portalen spontan angekündigt, dass Kolping der Familie auf jeden Fall finanziell unter die Arme greifen werde. Mit welcher Summe, darüber entscheidet der Vorstand des Vereins in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 9. Februar.

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