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17-facher Oscar-Gewinner lebte in Stephanskirchen - Jetzt wird seine Millionenvilla verkauft

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Von: Sylvia Hampel

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Eine Villa mit verschnörkeltem Giebel lugt hinter verschneiten Büschen und Bäumen hervor
Die „Villa Winterholler“, Anfang des 20. Jahrhunderts von Franz Winterholler umgebaut, wurde 1950 zum Landsitz der Familie Arnold. © Peter Schlecker

26 Zimmer auf 1000 Quadratmetern Wohnfläche und 100.000 Quadratmetern Grundstück. Diese Luxusimmobilie steht in einer der teuersten Gemeinden des Landkreises, in Stephanskirchen, zum Verkauf. Der jetzige Besitzer ist vielfacher Oscar-Preisträger.

Stephanskirchen - Bob Arnold hat 17 Oscars in Empfang nehmen dürfen. Bob wer? Robert „Bob“ Arnold. 78 Jahre alt., erfolgreicher Geschäftsmann und Urgestein der Filmwelt. Er wurde schon lange nicht mehr auf dem Landsitz der Familie Arnold in Pulvermühle gesehen. Die Villa steht jetzt für 29,5 Millionen Euro zum Verkauf.

Bob Arnold hätte sich auch „Sohn“ als Beruf aussuchen können. Sohn von Dr. August Arnold. Dieser wiederum ist Träger des „Ar“ im Namen „Arri“ und Erfinder der Arri-Flex, der erfolgreichsten Kamera der Filmwelt. Bob Arnold wollte aber offensichtlich nicht nur als Sohn von August bekannt sein. Er studiert, wird Wirtschaftsingenieur und trifft während des Studiums Oskar Weishäupl. Zusammen gründen sie die Firma, die jetzt einer von Europas renommiertesten Gartenmöbelherstellern ist und bis heute in Stephanskirchen beheimatet.

Erst danach steigt er in die Firma ein, die August Arnold und Robert Richter vor über 100 Jahren gründeten. „Arri“ entwickelt, baut, verkauft und verleiht Filmausrüstung. Höchst innovativ, davon zeugen knapp zwei Dutzend Technik-Oscars. Und höchst erfolgreich. Arri ist laut der „Wirtschaftswoche“ Weltmarktführer bei Filmkameras und Beleuchtungstechnik.

Dr. August Arnold 1950 bei Dreharbeiten nahe der Villa in Pulvermühle.
Dr. August Arnold, das AR in „ARRI“, 1950 bei Dreharbeiten nahe der Villa in Pulvermühle. © re

August Arnold und Robert Richter kauften 1950 das Gelände in Pulvermühle, zunächst nur für Filmaufnahmen. 1953 machten sie aus der ehemaligen Pulverfabrik eine bis heute bestehende Produktionsstätte für Filmtechnik. Gut 120 Jahre zuvor war die Pulverfabrik der erste Industriebetrieb in Stephanskirchen, wie dem heimatgeschichtlichen Band „Stephanskirchen und Umgebung in alten Ansichten“ zu entnehmen ist.

Bob Arnold steigt bei Arri ein, ist ab 1977 Mitglied der Geschäftsleitung. Bis ins Jahr 2000. Da steigt er aus dem Tagesgeschäft bei Arri aus. „Frührentner“ sei er, sagte er kurz darauf in einem Interview der „Welt“.

Bob Arnold 2010
Bob Arnold 2010 mit seiner damaligen Freundin, der Sopranistin Anna-Maria Kaufmann. © Ursula Düren

2010 verkauft Bob Arnold seine 50 Prozent der Firma Weishäupl an die Kinder seines Kommilitonen Oskar. Zwei Jahre später auch seine 50 Prozent von Arri an die Familie Richter/Stahl, Kinder- und Enkelgeneration von Robert Richter. Deren Stahl Beteiligungs GmbH mit Sitz in Riedering ist seitdem alleiniger Eigentümer.

Die 26-Zimmer-Villa in Pulvermühle war über Jahrzehnte der Landsitz der Familie Arnold. Dr. August Arnold, Bob Arnolds Vater, starb dort 1983 - zehn Jahre, nachdem ihm die Gemeinde Stephanskirchen die Ehrenbürgerwürde verliehen hatte. Stammsitz der Familie, wie der Firma, war immer München. Bob Arnold lebt bis heute in Bogenhausen. In einer riesigen Wohnung mit Schwimmbad im Garten.

Die noch riesigere Villa in Pulvermühle mit 1000 Quadratmetern Wohnfläche und etlichen Nebengebäuden auf dem 100.000 Quadratmeter großen Grundstück steht jetzt für 29,5 Millionen Euro zum Verkauf. Ob dort auch einige der angeblich rund 100 Oldtimer des leidenschaftlichen Sammlers Bob Arnold stehen, ist ebenso unbekannt, wie der Grund für den Verkauf. Der Makler wollte sich dazu nicht äußern und Heiko Meyer, Pressesprecher der Firma Arri, verweist auf Arnolds Verkauf der Firmenanteile vor gut zehn Jahren. „Seitdem besteht keine direkte Verbindung zwischen Arri und der Familie Arnold, deshalb können wir uns nicht äußern.“

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