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Verpflichtendes veganes Gericht im Wirtshaus? Das sagen Rosenheimer Gastronomen

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Von: Isabella Wildemann

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Immer mehr Menschen setzen auf eine vegane Ernährung. Geht es nach einer EU-Initiative soll es demnächst auch in jedem Restaurant verpflichtend ein veganes Gericht geben.
Immer mehr Menschen setzen auf eine vegane Ernährung. Geht es nach einer EU-Initiative soll es demnächst auch in jedem Restaurant verpflichtend ein veganes Gericht geben. © dpa/Monika Skolimowska

Eine EU-Initiative fordert ein veganes Gericht als Verpflichtung in jedem Restaurant. Gastronomiebetreiber in der Stadt Rosenheim haben eine klare Meinung dazu.

Rosenheim – Die vegane Ernährung setzt sich bei immer mehr Menschen durch. Um den Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln weiterhin zu erhöhen, fordert eine europäische Initiative jetzt die Einführung mindestens eines verpflichtenden veganen Gerichts in jedem Restaurant. Dadurch will die Initiative – so heißt es in einer Pressemitteilung – zu mehr Tierwohl und zum Klimaschutz beitragen.

Unsinniges Gericht auf der Karte?

Die Nachfrage nach veganen Alternativen „wird immer mehr, aber die Fleischgerichte dominieren trotzdem“, so der Betreiber der „Burrito Company“ Christopher Meißner. Obwohl er selbst bereits vegane Füllungen für seine Burritos anbiete, sehe er ein allgemeines verpflichtendes Gesetz eher kritisch. „Ich weiß nicht ob es sinnvoll ist, wenn jedes Restaurant ein unsinniges veganes Gericht auf der Karte hat“, sagt er.

Ähnliche Bedenken hat Maria Lancioni, Inhaberin der „Essbar“, in der vegane Speisen sehr gefragt seien. „Es kommt immer darauf an, was für eine Gastronomie man betreibt“, erklärt sie. „Für mich war sowieso klar, dass ich ab diesem Jahr etwas vegetarisches, veganes und gesundes anbiete“ , so Lancioni. „Es sei der „Nerv der Zeit“, dass mehr Menschen sich tierproduktfrei ernähren wollen. Unabhängig vom Erfolg der Initiative, setze sie weiterhin auf Pasta, Salate, Hülsenfrüchte oder die vegane Neuinterpretation bekannter Gerichte wie „Chili con Carne“.

In ihrem italienischen Lokal seien Gerichte ohne tierische Produkte beliebter als beispielsweise in traditionell bayerischen Gaststätten, da es für sie viel einfacher sei neue Rezepte zu kreieren.

Eine ähnliche Meinung vertritt der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur“ (VEBWK). „In einer bayerischen Traditionswirtschaft wird kaum jemand die vegane Alternative bestellen“, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.

Bestätigen kann diesen Gedankengang Toni Sket, Inhaber des bayerischen Lokals „Zum Johann Auer“. Zwar könnten seine „Gemüsepflanzerl“ je nach Wunsch auch ohne tierische Produkte bestellt werden, wesentlich beliebter zeige sich jedoch die vegetarische Version dieser, mit Sauce Hollandaise.

Seiner Meinung nach, biete die Lebensmittelindustrie mittlerweile eine große Auswahl an Lebensmitteln an, um tierische Produkte beim Kochen ersetzen zu können. Die tägliche Nachfrage nach veganen Gerichten sei jedoch für viele Lokale nicht groß genug um diese frisch zubereitet anbieten zu können. Als Folge davon müsse man theoretisch auf die Tiefkühlung zurückgreifen. Der VEBWK befürchtet sogar eine dadurch entstehende Lebensmittelverschwendung, welche dem eigentlichen Ziel des Klimaschutzes entgegenstehen würde.

Keine vegane Bratwurst im Johann Auer

Außerdem setze Sket im „Zum Johann Auer“ lieber auf Gerichte, welche „von Haus aus vegan“ wären. Fleischersatzprodukte sähe er wegen der zur Herstellung benötigten Bindemittel und Geschmacksverstärkern kritisch. Er ist sich sicher, dass auf seiner Speisekarte auch in Zukunft keine vegane Bratwurst oder Schweinswürstchen stehen werden. Im Falle eines verpflichtenden Gesetzes, habe er mit den Gemüsepflanzerl die Lösung für sich gefunden, eine vegane Alternative, passend zum bayerischen Konzept des Restaurants, in sein Angebot einzubinden.

Nicht überzeugt von Herangehensweise

Trotz der möglichen Umsetzung in den Restaurants, sind die Gastronomen nicht überzeugt von der Herangehensweise der Initiative. „Verpflichtend finde ich immer etwas schwierig“, meint Meißner und auch Lancioni findet „das muss schon jeder selber erspüren.“ In einem Jahr müssen aus mindestens sieben verschiedenen Mitgliedsstaaten eine Million Unterstützungserklärungen zusammenkommen. Erst dann muss die Kommission auf die Initiative reagieren.

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