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Sie kratzt, beißt, tritt und schlägt um sich: Prienerin (31) wegen diverser Ausraster vor Gericht

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Von: Christa Auer

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Vor allem gegenüber Polizeibeamten tickte eine 31-jährige Frau aus Prien regelmäßig aus.
Vor allem gegenüber Polizeibeamten tickte eine 31-jährige Frau aus Prien regelmäßig aus. © picture alliance/dpa

Innerhalb von nur fünf Monaten hatte eine 31-jährige Frau aus Prien im vergangenen Jahr in acht Fällen Menschen körperlich massiv angegangen. Opfer waren Polizeibeamte, aber auch Zivilisten. Nun musste sich die Frau für ihre Ausraster in Rosenheim vor Gericht verantworten.

Rosenheim – Das Schöffengericht Rosenheim verurteilte jetzt eine 31-jährige Prienerin wegen diverser Körperverletzungsdelikte, Widerstand und tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Bedrohung und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren. Eine offene Bewährungsstrafe von einem Jahr kommt noch oben drauf.

Rauschmittel und Persönlichkeitsstörung

Drogen, Alkohol und eine Persönlichkeitsstörung bringen die Prienerin immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. „Wenn sie wütend wird, dreht sie völlig durch“, berichteten Polizeibeamte vor dem Schöffengericht. Dort musste sich die 31-Jährige wegen vorsätzlicher Körperverletzung in sieben und versuchter Körperverletzung in zwei Fällen, Widerstandshandlungen in drei und Angriff auf Vollstreckungsbeamte in vier Fällen sowie Beleidigung in 15 und Bedrohung in acht Fällen verantworten.

Detaillierte Bodycam-Aufzeichnungen

Laut Anklage, die auf Zeugenaussagen und über zwei Stunden andauernden, detaillierten Bodycam-Aufzeichnungen basierte, richteten sich die Aggressionen der Prienerin vorwiegend gegen Polizeibeamte. Aber auch Zivilpersonen blieben nicht verschont. Zwischen dem 5. Februar und dem 21. Juni letzten Jahres war es zu acht massiven Zwischenfällen gekommen.

In einem Einkaufsmarkt in Aschau soll die Angeklagte einer Frau gegen den Unterschenkel getreten haben, nachdem sie ihr zuvor schon ins Gesicht gespuckt hatte. Mitarbeiter, die die Angeklagte aufgefordert hatten, eine Maske zu tragen, soll die Angeklagte unter anderem mit „Söderschlampe“, „Hure“ und „Arschloch“ beleidigt haben.

Am Bahnhofsplatz in Prien soll die Angeklagte einen Geschädigten beleidigt, bespuckt und eine schlimme Krankheit an den Hals gewünscht und ihm gedroht haben, „ihn abzustechen“. In einem weiteren Fall soll die Prienerin eine Frau in einem Laden in Prien beleidigt und ihr gedroht haben, sie umzubringen. In einem weiteren Fall soll die 31-Jährige einen Jugendlichen mit einem Messer bedroht haben. Im Nachgang wurde auch noch eine spitze Küchenschere mit einer Gesamtlänge von 22 Zentimetern in ihrer Jackentasche sichergestellt.

In Aschau soll die Beschuldigte einer Frau mit der Hacke des Fußes mit Wucht zwischen die Beine getreten haben, so dass die Geschädigte eine blutende Risswunde erlitt. In Prien verletzte die Angeklagte im Hausflur eines Mehrfamilienhauses einen Mann, indem sie ihm mehrfach mit der Faust ins Gesicht schlug und versuchte ihn zu treten.

Beinahe wöchentliche Vorfälle

Komplett ausgetickt ist die Prienerin jedes Mal, wenn die Polizei ins Spiel kam. Laut den Beamten habe es im besagten Zeitraum beinahe wöchentlich Vorfälle gegeben. „Sie knurrt, fletscht die Zähne und gerät außer Kontrolle“, schilderten mehrere Einsatzkräfte aus Prien ihre Erfahrungen. Da man sie in ihrer aggressiven Phase kenne, versuche man, von Anfang an sie zu beschwichtigen. Aber wenn sie außer Rand und Band sei, sei kein normales Gespräch möglich. Es folge eine Litanei an Beschimpfungen, Bedrohungen und massiver Widerstand gegen polizeiliche Anordnungen, „der uns physisch und auch psychisch aufs Äußerste fordert“, berichtete eine Beamtin.

In den angeklagten Fällen brauchte es dementsprechend jeweils mehrere Polizeibeamte, um die zierliche Prienerin zu überwältigen und beispielsweise in das Polizeifahrzeug, den Rettungswagen oder die Gewahrsamszelle zu bringen. Denn die Angeklagte war in ihrer Raserei auch nicht durch den Einsatz von Pfefferspray zu bremsen. Mit Kratzen, Beißen, Kopfstößen, Fußtritten und Faustschlägen attackierte sie die Einsatzkräfte.

Während einer Festnahme und anschließender Verbringung ins Inn-Salzach-Klinikum habe sie die gefesselte Angeklagte, die weiterhin getreten, gespuckt und zu Kopfstößen ausgeholt habe, nur mit großem körperlichem Einsatz im Fahrzeug fixieren und sie nur auf ihr liegend während der rund 30-minütigen Fahrt in Schach halten können.

Die Angeklagte machte zu den Tatvorwürfen keine Angaben. Der medizinische Sachverständige bescheinigte der Prienerin eine Persönlichkeitsstörung sowie Alkohol- und Cannabismissbrauch. Damit sei bei den Taten eine beeinträchtigte Steuerungsfähigkeit nicht auszuschließen.

Staatsanwältin verweist auf Videos

Die Staatsanwältin sah die Anklagevorwürfe durch die Zeugenaussagen und Videoaufnahmen bestätigt und forderte eine Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Verteidiger Dr. Frank plädierte für eine Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung. Das Schöffengericht hielt eine deutlich höhere Freiheitsstrafe für erforderlich. Die Angeklagte habe über einen längeren Zeitraum eine Vielzahl von Personen verletzt, bedroht und massiv beleidigt.

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