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Sieben Bahn-Tote in Soyen seit 2007: Warum es immer noch keine Schranken gibt

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Von: Anja Leitner

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Der Bahnübergang in Seeburg, bei Soyen. Hier ist am 19. November 2022 ein Mann tödlich verunglückt.
Der unbeschrankte Bahnübergang in Seeburg bei Soyen. Hier ist am 19. November ein Mann tödlich verunglückt. © Weithofer

Soyen befindet sich nach dem Unfalltod eines 52-Jährigen am Bahngleis in Schockstarre. Was viele ärgert: Der unermüdliche Kampf der Verwaltung für mehr Sicherheit ist bisher erfolglos geblieben. Bürgermeister Thomas Weber erklärt warum.

Soyen - In Soyen ist es am Samstag, 19. November, zu einem tödlichen Unfall beim Bahnübergang in Seeburg gekommen. Ein 52-Jähriger aus dem Gemeindegebiet hat dabei sein Leben verloren (wir berichteten). Zwar sind die unbeschrankten Bahnübergänge mit Lichtanlagen und Andreaskreuzen ausgestattet, dennoch gab es hier seit 2007 sieben Unfalltote. Seit Jahren kämpft die Verwaltung Soyen um mehr Sicherheit in Seeburg, Grasweg und Buchsee. Doch so einfach ist es nicht.

Bürgermeister Thomas Weber und die Gemeinderäte der beiden Soyener Listen nehmen Stellung zu Äußerungen von Ludwig Maier, Mitglied im örtlichen Gemeinderat.
Bürgermeister Thomas Weber. © re

Zwar hätten zwischen 28. Oktober und 4. November Arbeiten an den Gleisen stattgefunden, doch dabei habe es sich um Instandsetzungen gehandelt, Halbschranken seien nicht geplant gewesen, wie Bürgermeister Thomas Weber auf Anfrage berichtet. Die Schranken in Seeburg und Buchsee seien erst zu einem späteren Zeitpunkt angedacht, so der Bürgermeister.

Das eigentliche Problem: Die Bahnübergänge in Seeburg, Buchsee und Grasweg würden technisch zusammenhängen, erklärt Weber. Zwar sei das Planfeststellungsverfahren am Bahngleis in Seeburg - wo auch am 19. November der 52-Jährige tödlich verunglückte - fertiggestellt, doch das Verfahren in Buchsee und Grasweg laufe noch. Und für die drei Bahnübergänge könnten nur gemeinsam die jeweiligen Arbeiten an den Übergängen stattfinden, erklärt der Bürgermeister.

In Buchsee soll, wie in Seeburg auch, eine Halbschranke den Bahnübergang sichern, doch in Grasweg stelle es sich nicht so einfach dar, bedauert der Rathauschef. Die Gemeinde plane hier parallel zum Gleis einen Ersatzweg für Fahrzeuge. Die Strecke führe weiter nach Buchsee, dort könnten Autos und Lkw die Schiene passieren. Für Fußgänger und Radfahrer gebe es in Grasweg weiterhin die Möglichkeit, das Gleis zu überqueren, erläutert Weber.

Die Grafik zeigt die vier Bahnübergänge in Soyen: Seeburg, Buchsee, Grasweg und der Bahnhof in Soyen selbst.
Die Grafik zeigt die vier Bahnübergänge in Soyen: Seeburg, Buchsee, Grasweg und der Bahnhof in Soyen selbst. © OVB/Klinger

Doch im Laufe der Zeit - seit dem ersten Unfall im Gemeindegebiet Soyen sind mittlerweile 15 Jahre vergangen - hat sich auch die Gesetzeslage verändert, erklärt der Rathauschef. Die Bahn fordere in Grasweg ein größeres Sichtfenster für Fußgänger und Radfahrer, die die Schienen überqueren wollen, sagt der Bürgermeister. Das sei hier aber nicht möglich, da eine große Hecke das Sichtfeld störe. Weber habe bereits mit dem Anwohner gesprochen, doch bislang sei noch keine Einigung erzielt worden. Darüber hinaus seien auf dem Gelände, das die Verwaltung für den parallel verlaufenden Ersatzweg verwenden wolle, Lebensräume von Kiebitzen nachgewiesen worden. Hier müsse die Untere Naturschutzbehörde über die weitere Vorgehensweise entscheiden, so das Gemeindeoberhaupt.

Die Bahn sei federführend für den Umbau der Bahnübergänge zuständig. Die Soyener Verwaltung stehe mit ihr seit beinahe zwei Jahrzehnten im Austausch.. Um die Maßnahmen voranzutreiben seien er - und auch schon Altbürgermeister Karl Fischberger und Lorenz Kebinger - „immer dahinter“ gewesen, verdeutlicht Weber. Er selbst fahre zu den Bürgern und Anwohnern, um Angelegenheiten rund um die Maßnahmen zu den Bahnübergängen zu besprechen und das Planfeststellungsverfahren so zu beschleunigen. Viele Behörden müssten hier zusammenarbeiten. „Und so ein Verfahren braucht eben seine Zeit“, bedauert Weber. Die Kosten für die Umbaumaßnahmen an den Gleisen würden von Bahn, Bund und Freistaat getragen, auch dieser Umstand habe sich durch ein Gesetz geändert, denn zuvor hätte die Kommune die Kosten für die Arbeiten mitfinanzieren müssen.

Der Bürgermeister war in seiner Funktion als Feuerwehreinsatzkraft bei dem Unfall am 19. November selbst vor Ort. „So etwas geht an keinem spurlos vorbei. Wir sind in Gedanken bei der Familie und den Angehörigen des Unfallopfers“, so Weber.

Kurz & knapp: Wie verhalten Sie sich am Bahnübergang richtig?

Wie nähere ich mich einem Bahnübergang?

An unbeschrankte Bahnübergänge ist langsam heranzufahren. Gehalten werden muss an Bahnübergängen, wenn dies ein Befugter gebietet, sich ein Schienenfahrzeug nähert, Lichtzeichen oder akustische Signale dies anzeigen oder die Schranken sich schließen.

Wie ist die Vorfahrt am Bahnübergang geregelt?

Schienenfahrzeuge haben generell Vorrang vor dem Straßenverkehr.

Was muss ich beim Parken am Bahnübergang beachten?

Parken vor dem Andreaskreuz ist untersagt.

Quelle: Bussgeldkatalog.de

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