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Tödlicher Pilz: Wie Naturschutzverbände den Feuersalamander schützen wollen

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Von: Katharina Koppetsch

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Projektkoordinatorin Malvina Hoppe vom LBV zeigt den Freiwilligen die Feuersalamanderlarven, die sich in dem kleinen Gewässer nahe Nußdorf befinden.
Projektkoordinatorin Malvina Hoppe vom LBV zeigt den Freiwilligen die Feuersalamanderlarven, die sich in dem kleinen Gewässer nahe Nußdorf befinden. © Koppetsch

Er ist klein und hat schwarz-gelbe Flecken: der Feuersalamander. Noch ist der Bestand der Amphibien in der Region stabil. Ein Pilz aus Asien könnte das aber schnell ändern. Dagegen wollen der Bund für Vogelschutz (LBV), Bund Naturschutz in Bayern (BN) und Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern (LARS) jetzt etwas tun.

Nußdorf am Inn – Das frische Grün der Bäume leuchtet, ein kleiner Fluss nahe Nußdorf schlängelt sich den Hang hinab. Auf den ersten Blick erkennt der Betrachter Schlamm, Totholz und Steine im Wasser. Ein zweiter, geschulter Blick lohnt sich jedoch, denn dann entdeckt man die knapp zwei Zentimeter großen Feuersalamanderlarven.

Wo sind die Feuersalamanderlarven? Wenn Sie genau hinschauen, können Sie drei Larven entdecken.
Wo sind die Feuersalamanderlarven? Wenn Sie genau hinschauen, können Sie drei Larven entdecken. © Koppetsch

Der Bund für Vogelschutz (LBV ), Bund Naturschutz in Bayern (BN) und Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern (LARS) haben im vergangenen Jahr das „Artenhilfsprogramm für den Feuersalamander“ ins Leben gerufen. Über vier Jahre lang, soll ein bayernweites Monitoring, also die Überwachung der Bestände und eine Verbesserung der Lebensräume des Feuersalamanders im Vordergrund stehen. Das südöstliche Alpenvorland und damit unsere Region ist eine von fünf Modellregionen, in der das Projekt umsetzt wird.

Offene Wunden bedeuten den Tod

„Wir haben mit dem Projekt viel vor“, sagt Malvina Hoppe Projektkoordinatorin vom LBV. „Die Feuersalamander stehen auf der roten Liste der gefährdeten Arten“. Noch sei die Population stabil – doch ein 2020 eingeschleppter Pilz, der Chytridpilzes Batrachochytrium salamandrivorans, kurz „Bsal“, aus Asien könnte die Arten schnell dezimieren. „Der Pilz verursacht Läsionen auf der Haut des Salamanders“, erklärt Hoppe.

Die offenen Wunden führen aufgrund der Hautatmung und sekundären Infektionen dazu, dass der Feuersalamander innerhalb von ein bis zwei Wochen stirbt. In Belgien und der Niederlande habe der Pilz den Feuersalamander bereits fast ausgerottet.

„Das ist das drohende Schwert, das am Himmel hängt“, so Hoppe. Genau deswegen führen der LBV, BN und LARS das Monitoring durch. Bei ihm werden zum einen die Feuersalamanderlarven in bestimmten Bachabschnitten gezählt. So können starke Schwankungen in der Population festgestellt werden.

Hautabstrich bei Salamander

Zum anderen wird von dem Feuersalamander, ein Hautabstrich genommen. Das wird mit Hilfe eines weichem Wattestäbchens gemacht, sagt Sabine Pröls, Leiterin der LBV- Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach. „So können wir feststellen, ob sich der Pilz bereits im Voralpenland ausgebreitet hat, oder nicht“, fügt Hoppe hinzu. Denn im Steigerwald wütet bereits der Schädling.

Sabine Pröls, Leiterin der LBV- Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach fotografiert die Larven in einer Flussgumpe.
Sabine Pröls, Leiterin der LBV- Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach fotografiert die Larven in einer Flussgumpe. © Koppetsch

Die Verbreitung des Pilzes aus Asien kann sich ganz unterschiedlich vollziehen. Aus Asien könnte er über den Zoohandel oder per Sporen an landwirtschaftlichen Geräten nach Europa gekommen sein. Die Befürchtung von Pröls und Hoppe ist es, dass sich der Pilz auch innerhalb Deutschlands ausbreitet. „Die Sporen sind gegen Trockenheit resistent“, erklärt Hoppe und können sich bis zu 200 Tage halten.

Wanderer oder Mountainbiker, die in unterschiedlichen Gebieten unterwegs sind, könnten den Pilz unwissend am Schuh- oder Reifenprofil verbreiten. Deswegen Pröls Appell: „Jeder hat die Möglichkeit die Sohlen der Schuhe oder die Reifen seines Mountainbikes zu desinfizieren.“ Pröls empfiehlt, Brennspiritus mit Wasser zu vermischen und die Oberfläche so zu reinigen. Das gilt auch für die Freiwilligen. Sie müssen nach jeder Zählung ihre Sohlen, die Kleidung und Hände gründlich desinfizieren.

Bachrenaturierung und Laubbäume als Lebensräume für Feuersalamander

Neben dem Monitoring soll das Artenhilfsprogramm auch langfristig den Lebensraum des Salamanders verbessern. Darunter fallen Ideen wie Bachrenaturierung. „Die Larven fühlen sich vor allem in sogenannten Gumpen, die wenig Strömung haben, wohl“, sagt Hoppe. Auch wäre eine Entnahme von Fichten an Bächen förderlich. „Die Feuersalamanderlarven fressen vor allem Bachflohkrebse und deren Hauptnahrungsquelle sind Laubblätter“. Zudem können Fichtennadeln ein Gewässer übersäuern, so die Expertin vom LBV. Ruhezonen aus Totholz zu schaffen, wäre ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Und so stehen Pröls und Hoppe mit den entsprechenden Behörden vor Ort, wie Jägerschaft und Gemeinden, im Kontakt.

Funde können gemeldet werden

Ein weiteres großes Thema in der Region sei die Besucherlenkung, sagt Pröls. „Mountainbiker, die abends von der Alm abfahren, müssen besonders vorsichtig sein.“ Schilder, die auf die gefährdete Art Hinweisen könnten hier helfen.

Von der Haut des Feuersalamanders wird ein Abstrich genommen, um herauszufinden, ob er vom Pilz befallen ist.
Von der Haut des Feuersalamanders wird ein Abstrich genommen, um herauszufinden, ob er vom Pilz befallen ist. © Pröls

Was ebenfalls helfe, seien Privatpersonen, die tote Feuersalamander beim LBV melden. „Dabei ist es wichtig, dass es sich um Salamander handelt, die nicht totgefahren oder angefressen sind.“ Die Salamander sollten außerdem nicht angefasst werden. Fundort und Foto können an feuersalamander@lbv.de gesendet werden. Über Bilder von lebenden Salamander freuen wir uns aber auch, sagt Hoppe lächelnd. Denn das gelb-schwarze Muster auf der Haut, „ist so individuell wie ein Daumenabdruck“.

Wie viele von den Larven gibt es in den heimischen Gewässern? Freiwillige führen in der Region ein Monitoring durch.
Wie viele von den Larven gibt es in den heimischen Gewässern? Freiwillige führen in der Region ein Monitoring durch. © Pröls

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