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Veeh-Harfe und Tränen: Wie die Bad Aiblinger Weihnachtsstube Menschen vor der Einsamkeit bewahrte

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Von: Norbert Kotter

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Das Küchen- und Serviceteam, das am Heiligen Abend im Einsatz war: (von links) Arnold Linke, Evi Bachmeier, Lisa Kufner, Edeltraud Grimm, Hermine Heinisch und Stefan Häring.
Das Küchen- und Serviceteam, das am Heiligen Abend im Einsatz war: (von links) Arnold Linke, Evi Bachmeier, Lisa Kufner, Edeltraud Grimm, Hermine Heinisch und Stefan Häring. © Hadersbeck

Die Bad Aiblinger Weihnachtsstube, die nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause heuer am Heiligen Abend erstmals wieder ihre Pforten öffnete, wurde einmal mehr zu einem Ort der Geborgenheit für einsame Menschen, die das Christfest nicht alleine zu Hause verbringen wollten.

Bad Aibling – Unter dem Dach der Kolpingfamilie hatten sich Initiatorin Astrid Kotter und ihr engagiertes Helferteam viel Mühe gegeben, um eine heimelige Atmosphäre im Pfarrheim St. Georg zu schaffen. Da durfte ein schön geschmückter Christbaum, den die Stadt gestiftet hatte, genauso wenig fehlen wie Plätzchenteller und Weihnachtssterne an den gedeckten Tischen. „Toll, wie man sich hier wohlfühlen kann. Da steckt so viel Arbeit dahinter“, sagte beispielsweise Elke Lindl – eine aus der Schar der mehreren Dutzend Besucherinnen und Besucher, die gekommen waren.

Kleines Geschenk für jeden Gast

Sie freuten sich nicht nur über die Fleischpflanzerl und die Suppe, die als warme Speisen serviert wurden. Auf große Begeisterung stießen auch das reichlich bestückte Salatbuffet und die große Auswahl an Süßspeisen, die die kulinarische Abrundung des Abends darstellten. Dass alle Gäste am Schluss der Veranstaltung auch noch ein kleines Weihnachtsgeschenk mit nach Hause nehmen durften, hat sie zutiefst berührt.

„Ich bin meinem Team, das mich unterstützt hat, sehr dankbar. Ohne die vielen Helfer wäre die Veranstaltung nicht möglich“, betonte Astrid Kotter. Damit in der Küche, beim Service und beim Getränkeausschank alles reibungslos lief, dafür sorgten an diesem Abend Arnold Linke, Evi Bachmeier, Lisa Kufner, Edeltraud Grimm, Hermine Heinisch und Stefan Häring.

Eine ganze Schar von Helfern

Bereits im Vorfeld war eine stattliche Schar an Helfern aktiv geworden und hatte zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Unter anderem Bad Aiblings Seniorenreferent Dieter Bräunlich, der sich darum gekümmert hatte, dass für alle Gäste ein kostenloser Taxi-Service zur Verfügung stand. Sein Kolbermoorer Kollege Dr. Berthold Suldinger hatte mit dafür Sorge getragen, dass der kostenlose Zubringerdienst für die Besucher aus der Nachbarstadt funktionierte. Edith Boßmann, Irmi Niedermeier, Margit Schäfer und Hildegard Weigl aus Mietraching hatten für viele leckere Platzerl gesorgt. Nur ein paar Beispiele für die vielgliedrige Kette der helfenden Hände, die für das Wohl der Besucher in irgendeiner Weise Sorge trug.

Zitherklänge und weihnachtliche Geschichten

Der Tradition entsprechend, wurde auch ein weihnachtliches Rahmenprogramm geboten. Wiggerl Englmeier umrahmte die Veranstaltung mit Zitherklängen, Georg Rechenauer trug zwischen den Pausen ein paar kurze Geschichten vor. Auch Annemarie Wagemann, die ehemalige Seniorenbeauftragte der Gemeinde Stephanskirchen, ließ es sich nicht nehmen, am Heiligen Abend wieder nach Bad Aibling zu kommen und ebenfalls zur Programmgestaltung beizutragen.

2019 kam er zum ersten Mal, heuer war er wieder mit von der Partie: Tan Pham aus Vietnam, der seit einigen Jahren in der Kurstadt arbeitet. Er entlockte diesmal nicht nur seiner Veeh-Harfe ein paar Klänge, er hatte zudem noch eine besondere Überraschung im Gepäck. Seine Frau hatte gleichsam als Gruß aus ihrer Heimat einen stattlichen Berg Frühlingsrollen zubereitet und gestiftet, die bei den Gästen ebenfalls großen Anklang fanden.

Frohe Weihnachten: Bürgermeister Stephan Schlier und Initiatorin Astrid Kotter (hinten rechts) stoßen mit Besuchern an.
Frohe Weihnachten: Bürgermeister Stephan Schlier und Initiatorin Astrid Kotter (hinten rechts) stoßen mit Besuchern an. © Hadersbeck

Auf die Bedeutung von Weihnachten ging Stadtpfarrer Georg Neumaier bei seinem Besuch in der Weihnachtsstube ein. Er betonte, dass Christus Licht in das Leben aller Menschen bringe und jeder Mensch selbst zum Licht werden könne. Sein Dank galt der gesamten Helferschar.

Diakon Bernd Schmitz, der von Anbeginn mit dabei ist, hatte das Friedenslicht aus Bethlehem mitgebracht. Er entzündete es gemeinsam mit Besuchern und verteilte es an den Tischen. „Möge Euch allen der weihnachtliche Friede gegeben sein“, wünschte der Diakon den Gästen.

Auch Bürgermeister Stephan Schlier, der Schirmherr der Weihnachtsstube, schaute im Pfarrheim vorbei. Er ging von Tisch zu Tisch und unterhielt sich mit den Besuchern. In seinem Grußwort dankte er insbesondere Astrid Kotter und ihrem Team, das am Heiligen Abend im Einsatz war. Er betonte, die Weihnachtsstube sei aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. „Wir haben während Corona erst so richtig gemerkt, was uns allen abgeht, wenn sie nicht stattfinden kann.“

Bürgermeister singt mit den Besuchern

Als dann für ein paar Minuten die Lichter im Saal ausgingen und das Stadtoberhaupt gemeinsam mit den Besuchern „Stille Nacht, heilige Nacht“ sang, hatte die Weihnachtsstube ihren emotionalen Höhepunkt erreicht. Einen weiteren gab es gleich zu Beginn. Astrid Kotter hatte heuer erstmals Zettel verteilt, auf denen die Besucher unter anderem Namen von Verstorbenen notieren konnten, die sie in die Feier miteinbeziehen wollen. Diese Zettel wurden am Christbaum aufgehängt.

Nach dem Aufräumen gingen gegen Mitternacht die Lichter in der Weihnachtsstube endgültig aus. In den Herzen der Besucher und der Helfer bleibt der Glanz des Abends sicherlich noch länger verankert. „Die Freude, die wir den Menschen mit unserem Angebot bereiten konnten, war bestimmt das schönste Weihnachtsgeschenk für uns alle. So etwas kann man sich nicht kaufen“, sagte Astrid Kotter im Namen des gesamten Teams.

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