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Ausbreitung Coronavirus: "Ball sollte bisserl flach gehalten werden"

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Von: Marina Birkhof

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Viele Fragezeichen wirft das neuartige Corona-Virus auf. Professor Rainer Willy Hauck, Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin an den Kreiskliniken Altötting-Burghausen (oben links) und Dr. Johann Mattes, Leiter der Klinikhygiene, von den Kreiskliniken Altötting-Burghausen klären auf, wie sich der aktuelle Stand in der Region darstellt.
Viele Fragezeichen wirft das neuartige Corona-Virus auf. Professor Rainer Willy Hauck, Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin an den Kreiskliniken Altötting-Burghausen (oben links) und Dr. Johann Mattes, Leiter der Klinikhygiene, von den Kreiskliniken Altötting-Burghausen klären auf, wie sich der aktuelle Stand in der Region darstellt. © dpa (Du Zheyu)/Kreiskliniken Altötting-Burghausen

Landkreise - Corona-Erkrankte gibt es außerhalb Chinas noch wenige. Mittlerweile ist der Fall eingetreten, dass sich inzwischen fünf Patienten in Bayern mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Zwei Experten der Kreiskliniken Altötting-Burghausen klären auf, wie sich die Lage aktuell darstellt.

UPDATE, Freitag, 31. Januar, 9.50 Uhr:

In Bayern gibt es inzwischen sechs Patienten, die mit dem neuartigen Coronavirus aus China infiziert sind. Darunter ein Vater und sein Kind aus Siegsdorf im Landkreis Traunstein

Doch wie kann man sich vor einer Infektion schützen und wie lange dauert die Inkubationszeit? chiemgau24.de hat die wichtigsten Fragen beantwortet. 

UPDATE, 13.10 Uhr - Das sagt das RoMed-Klinikum

Inzwischen hat sich auch das RoMed-Klinikum Rosenheim geäußert, wie im Falle des Falles von Seiten der Klinik vorgegangen würde. "Die RoMed Kliniken haben eine Abteilung für Krankenhaushygiene. Diese gibt fortlaufend Empfehlungen zum Umgang mit infektiösen Patienten heraus, zum Beispiel bei Verdacht auf Grippeinfektionen", teilte Sprecherin Elisabeth Siebeneicher mit. Unter Beachtung der aktuellsten nationalen Empfehlungen des Robert Koch Instituts wurde darüber hinaus ein Ablaufstandard für Patienten mit Verdacht auf Corona-Virus-Infektion erstellt.

Zudem gäbe es eine erhöhte Sensibilisierung bei der Sichtung von Patienten in der Zentralen Notaufnahme mit Fieber, Husten und Atemnot, hieß es weiter. Dabei würde unter anderem auch nachgefragt, ob sich die betroffene Person in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet (China, Wuhan- oder Hubei-Provinz) aufgehalten hat oder/und ob ein Kontakt zu einem bestätigten Fall mit diesem Virus bestand.

"Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus werden in einem Einzelzimmer untergebracht mit speziellen hygienischen Schutzmaßnahmen. Aktuell sind die Kapazitäten für die Unterbringung in Einzelzimmern vorhanden", so die Sprecherin weiter.

Die Diagnostik zur Bestätigung oder zum Ausschluss einer Infektion erfolgt über das Labor. Die Behandlung von Patienten mit einer Infektion mit dem Corona-Virus richtet sich nach den Symptomen. Auch für etwaige schwere Verläufe bestehen entsprechende Behandlungsmöglichkeiten, teilte das Klinikum abschließend mit.

Pressemitteilung RoMedKliniken

Die Erstmeldung:

"Bisher gab es nur einen Fall von Mensch-zu-Mensch-Übertragung außerhalb Chinas. Momentan besteht aus bisheriger Erkenntnis kein Anlass zur Beunruhigung", akzentuiert Dr. Johann Mattes, Leiter der Klinikhygiene an den Kreiskliniken Altötting-Burghausen. Er mahnt jedoch, dass Einzelfälle auftreten werden - in Deutschland und auch in Bayern - wie jetzt in Starnberg. Wegen des ersten Falls in Bayern wurde eigens eine Krisen-Pressekonferenz vom Gesundheitsministerium einberufen.  

Die Gesundheitsämter verfolgen das Geschehen und reagieren adäquat auf die weitere Entwicklung. So heißt es von Seiten des Landratsamts Rosenheim auf Nachfrage der Redaktion. Kliniken in ganz Deutschland, Bayern und natürlich in der Region sind "gut gerüstet und vorbereitet", die Nothilfe informiert.

Vorbereitungen und einzelne Maßnahmen für das Auftreten eines Verdachtsfalles mit dem neuartigen Coronavirus zeigt diese Grafik.
Vorbereitungen und einzelne Maßnahmen für das Auftreten eines Verdachtsfalles mit dem neuartigen Coronavirus zeigt diese Grafik. (Zum Vergrößern anklicken.) © Robert-Koch-Institut

Ähnlichkeit zu Influenza-Viren

Die Übertragung des neuartigen Virus, so führt Dr. Mattes fort, sei nach bisherigem Erkenntnisstand nicht anders als bei der Influenza: "Wer mit respiratorischen Symptomen in die Notaufnahme kommt, wird mit Schutzmaske für Mund, Nase und Atemschutz sowie Handschuhen empfangen, um sich vor Tropfen und direktem Kontakt zu schützen. Die Desinfektionsmaßnahmen, die bei Influenza-Fällen angewandt werden, helfen auch bei diesem Virus." 

Gewöhnliche Coronaviren verursachen meist milde Erkältungssymptome mit Husten und Schnupfen. Weitere Anzeichen des Virus können Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Atemnot sein. Bestimmte Coronaviren können auch schwere Infektionen der unteren Atemwege verursachen, und zu Lungenentzündungen führen. So schreibt es das Robert-Koch-Institut und beantwortet auf seiner Website auch weitere häufig gestellt Fragen zu dem neuen Virus. 

"Noch keine Massen an Verdachtsfällen"

Als Verdachtsfälle gelten jene Patienten, die Atemwegssymptome haben oder in Kontakt mit einem Infizierten, wie beispielsweise dem Starnberger getreten sind, und innerhalb von 14 Tagen die selben Symptome aufweisen. Ebenfalls werden Bürger, die eine Lungenentzündung haben und sich zuvor in der Provinz Wuhan aufgehalten haben, als Verdachtsfälle eingestuft. 

Der Patient werde in einem weiteren Schritt in ein Einzelzimmer isoliert und von Klinikmitarbeitern nur in entsprechender Schutzkleidung behandelt. Proben würden Dr. Mattes zufolge - Stand jetzt - in der Charité in Berlin im Konsiliarlaboratorium untersucht werden. Langfristig gesehen könne er sich vorstellen - falls die Verbreitung anhalte - dass regional Untersuchungsstellen eingerichtet werden.

"Aktuell ist es noch überschaubar, es dürften keine Massen an Verdachtsfällen auftreten", untermalt Dr. Mattes. "Allerdings wissen wir nicht, wie sich die Situation in zwei Wochen darstellt." 

Influenza gefährlicher als Corona-Virus? 

"Von der Ausbreitung her betrachtet muss das Corona-Virus als gefährlich angesehen werden", konstatiert Professor Rainer Willy Hauck, Chefarzt der Pneumologie und Beatmungsmedizin an den Kreiskliniken Altötting-Burghausen

Nicht zuletzt sei dies an der steigenden Anzahl an Erkrankten in China ersichtlich. "Im Moment allerdings ist das Virus insbesondere für Menschen gefährlich, die aus der Region rund um Wuhan kommen, in der das Virus seinen Ursprung hat. Jene Menschen, die zu Tode gekommen sind, waren in der Regel schwer kranke, ältere und mit Vorerkrankung belastete Menschen." 

"Ich glaube, der Ball sollte ein bisserl flach gehalten werden. Denn das Corona-Virus ist auf keinen Fall so gefährlich wie die Influenza-Viren", unterstreicht Professor Hauck. "Wir hatten im Jahr 2017/2018, als der Impfstoff nicht ausreichend zur Verfügung stand, eine ganz schlimme Influenza-Saison, in der 25.000 Menschen ums Leben gekommen sind - und wir reden über gerade mal 100 Todesfälle durch Corona-Viren. Die Influenza hingegen sucht uns jedes Jahr heim." 

Dennoch sei es wichtig, dass China Vorsichtsmaßnahmen trifft um eine Ausbreitung weltweit zu verhindern. Und Einzelfälle hier in der Region seien nicht auszuschließen, da ist Professor Hauck ganz der Meinung seines Kollegen Dr. Mattes. 

Was kann die Allgemein-Bevölkerung tun? 

Speziell, was das neuartige Corona-Virus betrifft rät Dr. Mattes Reisen in die Provinz Wuhan dringend zu vermeiden und allgemeine Reisen nach China zu überdenken

Abschließend erklärt Dr. Mattes: "Auch wenn wir mit Einzelfällen des Corona-Virus zu kämpfen haben, die Grippewelle ist da. Die allgemeinen Schutzmaßnahmen vor Influenza wie das Einhalten von Hust- und Nies-Etiketten, sich eines Taschentuches bedienen oder ausreichend und häufig die Hände waschen oder desinfizieren sowie Kontakt zu sichtlich erkrankten Personen meiden, gelten aktuell ohnehin. Die Impfung gegen Influenza jedoch hilft gegen Corona-Viren nichts." 

mb

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