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„Wie sicher ist das hier noch?“ Aschau im Chiemgau zwischen Schwermut, Angst und Ratlosigkeit

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Von: Benjamin Schneider, Martin Weidner

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Soko „Club“ jagt Hannas (†23) Killer
Ein Fahrradfahrer spricht mit Kriminalbeamten an einem Infomobil der Polizei, für Fragen und Hinweise rund um das Tötungsdelikt an Hanna. ©  Uwe Lein/dpa/Montage

Die Jagd nach dem Killer von Hanna (†23) läuft auf Hochtouren. In Aschau im Chiemgau herrscht seit dem Tötungsdelikt große Trauer. Aber auch Angst und Ratlosigkeit. Die Polizei zeigt Präsenz in der geschockten Gemeinde und hofft weiter auf die Mithilfe der Bürger.

Aschau im Chiemgau – An Alltag ist für die Bürger der Gemeinde Aschau im Chiemgau auch über eine Woche nach der Tat nicht zu denken. Vor dem Aschauer Rathaus steht seit Dienstag (11. Oktober) ein Polizeimobil. Mit dem Infomobil möchte die Polizei Präsenz zeigen. Die Menschen sind in Sorge. Aber die Polizei hofft auch auf neue Hinweise auf diesem Weg.  Nicht jeder will sich per Internet oder Telefon melden.

„Wie sicher ist das hier noch?“

Immer noch ist unklar, was passiert ist. Das Mitgefühl mit der Familie des Opfers ist enorm. „In Aschau kennt doch jeder jeden“, sagt eine Frau, die zu dem Polizeimobil gekommen ist. Die Frau spricht dabei auch die Frage aus, die sich viele Menschen in Aschau im Moment stellen: „Wie sicher ist das hier noch?“ Zudem erzählt sie einem Journalisten der dpa, dass sie selbst eine 16-jährige Tochter habe. Kann sie das Mädchen überhaupt noch auf die Straße gehen lassen? Angst und Ratlosigkeit herrschen in Aschau.

Am Infomobil steht Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Busch. Er rät, dass sich junge Leute abends möglichst zusammentun und nicht alleine laufen sollten, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) nun berichtet. Das würde das Sicherheitsgefühl stärken. Vielleicht lasse sich vorübergehend ein Hol- und Bring-Service einrichten, schlägt er vor. Einen perfekten Tipp kann er der besorgten Mutter nicht geben. Die Polizei könne nicht rund um die Uhr alle Straßen absichern.

Polizei kann Sorgen und Kummer nachvollziehen

Busch kann die Sorgen der Eltern nachvollziehen. Er selbst hat auch eine Tochter.  Als ein besorgter Vater wissen will, ob er seine Töchter morgens noch alleine zum Schulbus gehen lassen könne, empfiehlt der Kommissar, mit der Schule Kontakt aufzunehmen. Vielleicht lasse sich der Einsatz von Schulweghelfern in nächster Zeit etwas ausweiten, oder es könnten sich Eltern als Begleitpersonen für mehrere Kinder aus der Nachbarschaft auf dem Schulweg abwechseln.

Jeder Hinweis zählt – nichts ist unwichtig

Die Aschauer Bürger kommen mit den unterschiedlichsten Anliegen zu dem Polizeimobil. Manche haben Beobachtungen gemacht und wissen nicht, ob diese wichtig oder relevant sein könnten. Busch appelliert an die Menschen, jedes noch so unscheinbar wirkende Detail mitzuteilen: „Nichts ist unwichtig.“

Eine Aschauerin zeigt auf der Landkarte auf ihrem Handy, wo sich in Nebenarmen der Prien Gegenstände verfangen haben könnten. Eine andere Frau berichtet von einer Überwachungskamera. Busch lässt die Information notieren. Vielleicht wurde ja genau diese Kamera noch nicht ausgewertet. Das Infomobil der Polizei wird übrigens auch noch am Mittwoch (12. Oktober) und Donnerstag (13. Oktober) jeweils von 9 Uhr bis 16.30 Uhr in Aschau präsent sein.

Aschau zwischen Trauer und Ratlosigkeit

Der gewaltsame Tod von Hanna beschäftigt nämlich weiter das ganze Dorf und die ganze Region. „Man geht abends ins Bett und denkt darüber nach, und steht morgens auf und denkt wieder darüber nach“, berichtet eine Mutter. Auch der Umgang mit der Familie der Toten beschäftigt einige. Wie soll man die Angehörigen ansprechen? Soll man sie überhaupt ansprechen? „Ich kann doch nicht einfach fragen: Wie geht‘s Dir heute?“, macht sich eine Frau Gedanken. Hannas Freunde haben ihrer Trauer inzwischen Ausdruck verliehen, indem sie eine große Traueranzeige für die Getötete in den OVB Heimatzeitungen geschalten haben.

Ermittlungen der Soko laufen auf Hochtouren

Die Ermittlungen gehen derweil mit Hochdruck weiter. Auch am Dienstag waren Taucher im Einsatz, die nach Gegenständen von Hanna suchen. Vor allem das Handy möchten die Ermittler endlich finden. Die Jacke und die Handtasche der 23-Jährigen konnten bereits aus dem Fluss Prien geborgen werden. Neben den Fotos und Videos aus dem Club Eiskeller werden auch die Mobilfunkdaten ausgewertet.

Hanna wurde am 3. Oktober auf dem Heimweg vom Club brutal getötet, davon ist die Polizei überzeugt. Nach der Tat richtete das Polizeipräsidium Oberbayern Süd die Sonderkommission „Club“ ein. 60 Beamte, Polizeitaucher, Bereitschaftspolizei, Hubschrauber und seit kurzem auch Super-Profiler Alexander Horn, einer von Deutschlands erfolgreichsten Verbrecherjägern. Alle haben nur ein Ziel: Hannas rätselhaften Tod aufklären und den Täter hinter Gitter bringen. Der Schatten wird aber noch lange über Aschau bleiben. Der Schmerz um den Verlust von Hanna sitzt zu tief.

bcs/mw mit Material der dpa

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