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Franz Pichler und Martin Landinger über die Herausforderungen der Imkerarbeit

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Von: Katharina Koppetsch

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Franz Pichler, Vorsitzender vom Bienenzuchtverein Halfing vor dem Lehrbienenstand. Die Farben vor den Eingängen zum Bienenstock geben einen Hinweis darauf, wie alt die dort lebende Bienenkönigin ist.
Franz Pichler, Vorsitzender vom Bienenzuchtverein Halfing vor dem Lehrbienenstand. Die Farben vor den Eingängen zum Bienenstock geben einen Hinweis darauf, wie alt die dort lebende Bienenkönigin ist. © Koppetsch

Die Bienen am Lehrbienenstand in Halfing fliegen nach wie vor in einem bunten Treiben zu und aus ihren Bienenstöcken. Sie waren heuer fleißig, denn die Honigernte von Franz Pichler, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Halfing, ist gut ausgefallen.

Bad Endorf/ Halfing – „Ich rechne durchschnittlich mit rund 20 Kilo pro Jahr, heuer habe ich über 35 Kilo Honig geerntet“, sagt Pichler. Auch Martin Landinger vom Bad Endorfer Bienenzuchtverein kann nicht klagen. „Wir hatten eine durchschnittlich bis gute Ernte.“

Späte Mahd hilft den Tieren

Dafür gibt es mehrere Gründe. „Es gibt viele Blühflächen und die Landwirte mähen erst später“, sagt Pichler. Damit könne die Biene während der Tracht ausreichend Pollen und Nektar sammeln. Eine Beobachtung, die auch Landinger gemacht habe. Zudem merke er, dass die veränderte Waldstruktur Auswirkungen auf die Honigernte hat.

In der Gegend rund um Bad Endorf gebe es wieder vermehrt Ahornbäume, die nach den Apfelbäumen blühen und eine gute Nahrungsquelle für die Bienen seien. Und auch der jetzt noch stehende Mais bringe noch Pollen für die Brut der Bienen.

Blütenhonig ist schwer zu produzieren

Was die verschiedenen Honigsorten anbelangt, sei es besonders schwer, den reinen Blütenhonig zu produzieren, erklärt Pichler. Es gebe zwei Arten von Bienen: die Sommerbienen leben bis zu sechs Wochen, die Winterbienen rund acht Monate, und zwar von August bis März. „Es gibt bei uns keine richtig kalten Winter mehr“, so der Bienenzüchter. „Ab acht Grad Celsius fliegen die Bienen.“ Dadurch verkürze sich ihre Lebenszeit und damit fehlen die Tiere im Frühjahr. Zudem falle je nach Wetter die Tracht von früh blühenden Pflanzen unterschiedlich aus.

Der erste Honig, den Pichler heuer geschleudert hat, ist kein reiner Blütenhonig. „Mein Honig ist ein Sommerblütenhonig.“ Das heißt, neben Blütenpollen findet sich in dem Honig auch Honigtau. Das schlägt sich in der Farbe nieder: der Honig ist dunkler.

Bienen müssen einmal um die Welt fliegen

Bereits drei Wochen später konnte Pichler Waldhonig produzieren. „Es ist schon faszinierend, wenn man überlegt, dass die Biene für ein Pfund Honig eine Strecke zurücklegt, die einer Erdumrundung gleichkommt.“

Ein Imker müsse immer mit der Biene arbeiten. Die wiederum ist von den äußeren Einflüssen abhängig. Pichler gibt ein Beispiel: am 20. Juni habe es in Halfing stark geregnet und seitdem habe der Eintrag stagniert, beziehungsweise gehe zurück.

Zudem mache der Biene die sinkende Artenvielfalt zu schaffen. „Vor 20 Jahren habe ich noch rund 1600 verschiedene Pollenarten in meinem Honig gehabt, jetzt sind es nur noch rund 600“, sagt der Imker. Dabei könne jeder etwas für die Artenvielfalt tun. Anstatt Geranien sollten Balkonbesitzer bienenfreundliche Blumen pflanzen.

Und auch die Varroamilbe sei ein Thema. Die Milben werden von den Bienen mit in den Bienenstock gebracht, wo sie sich in der Brut vermehren. Ein Leben ohne Milbe, das werde wohl nicht mehr eintreffen, so Pichler. Die Bienen müssten mehrmals im Jahr behandelt werden, um den Schädling her zu werden.

Viruserkrankungen führe zum Problem

„Die Milbe ist gut beherrschbar“, sagt Landinger. Die Krankheiten, die die Milbe übertrage, bereite ihm Sorge. Imker im Landkreis hätten ganze Völker verloren, weil die Milbe einen Virus in den Bienenstock getragen hat. Dabei betont Landinger, dass er seine Völker nicht mit chemisch Mitteln behandle. Genau wie Pichler: „Wir arbeiten regional und extrem sauber“.

Verkaufspreis ist nicht kostendeckend

Generell sind Pichler die Billigprodukte ein Dorn im Auge. Zum einen sind sie kein Qualitätsprodukt und zum Anderen drücken sie die Preise. „Ich verlange für ein Glas Honig sieben Euro“, sagt Pichler. Den Arbeitsaufwand decke der Preis in keinster Weise. Eine vor knapp fünf Jahren durchgeführte österreichische Studie zeigte, dass ein Pfund Honig 40 Euro kosten müsse, damit der Imker einen Stundenlohn von 10 Euro bekommen könnte. „Und das ist ein Stundenlohn, bei dem eigentlich keiner das Arbeiten anfängt“, sagt Pichler. Nichtsdestotrotz wird Pichler weiterimkern.

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