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Leidenschaft für Wellen, Feuer und Stahl – Das ist der surfende Messerschmied aus Breitbrunn

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Von: Oliver Lang

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Bernjamin Asbeck
Messer schmieden und Wellenreiten hätten einige Parallelen, davon ist Benjamin Asbeck überzeugt. © Berger

Ein individuell gefertigtes Messer zu haben, ist etwas Besonderes. Nur wenige Handwerker stellen noch welche her. Benjamin Asbeck ist einer von ihnen.

Breitbrunn – Den Beruf des Messerschmieds gibt es offiziell nicht mehr. Doch in den Chiemgauer Gemeinden findet man sie vereinzelt noch: Menschen, die eines der ältesten und wichtigsten Werkzeuge der Menschheit im Schmiedefeuer und unter wuchtigen Hammerschlägen formen. Dazu braucht man Leidenschaft für Feuer und Stahl.

Der Weg zum perfekten Messer

Einer davon lebt und arbeitet in Breitbrunn: Benjamin Asbeck (35) ist begeisterter Offroader, Snowboarder und Wellenreiter. Bereits als Teenager schmiedete er seine ersten Klingen.

„Mein Onkel war Schmiedemeister, mein Papa Schlossermeister. Die Metallbearbeitung habe ich damit praktisch im Blut (lacht). Und Messer haben mich schon immer fasziniert, schon als Kind.“ Seine Mutter habe ihm jedoch nie welche kaufen wollen. Doch zum Glück gab es seinen Opa, der ihm jedes Jahr ein Messer aus seiner Sammlung schenkte.

Das Einfache fasziniert

Inzwischen ist Asbeck gelernter Industrieschweißer. Messer kauft er nicht, sondern schmiedet sie selbst. Kurz vor dem Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen verbrachte er mehrere Wochen beim Surfen auf Sardinien. Auf dem Programm standen aber auch ausgiebige Offroad-Touren mit seinem selbst umgebauten Landcruiser und das Eintauchen in die dortige Messerkultur. „Dort habe ich einen Messermacher in seiner Schmiede besucht. Auch er noch relativ jung. Der hat ganz einfache, aber eigen geformte Klappmesser für Hirten geschmiedet, mit Horngriffen und blattförmigen Klingen.“

Von Hirten bis zu Surfern

Auch Asbecks Messer sind eher traditionell geformt. Allerdings macht er bisher feststehende Messer. So ein traditionelles Hirten-Klappmesser würde ihn durchaus reizen. „Das Einfache ist eigentlich das Besondere daran. Das hat mir schon ganz gut gefallen.“ Für die Ziegenhirten und Landwirte sei das Taschenmesser einfach nur ein Werkzeug, das sie bei ihrer täglichen Arbeit brauchen und auf das sie sich verlassen.

Doch nicht nur Hirten stünden auf Messer. Benjamin Asbeck hat bei seinen Reisen zu Surfspots die Erfahrung gemacht, dass sich Messer oft bestens eignen, um in Kontakt mit anderen zu kommen. „Die Surfer haben natürlich alle einen Bezug zum Meer. Viele sind auch Harpunenfischer. Wenn sie dann mein Messer sehen und hören, dass ich selber schmiede, finden sie das spannend.“ Oft würden sie dann erzählen von ihren eigenen Messern und wie oft sie es schon gebraucht hätten auf ihren Reisen oder zum Reparieren der Ausrüstung und der Boards.

Schmieden und Wellenreiten haben Ähnlichkeiten

Auf die Frage, ob es denn eine Verbindung zwischen dem Wellenreiten und dem Messerschmieden gibt, überlegt der 35-Jährige kurz: „Beim Wellenreiten musst du dir die Welle verdienen.“ Man sei mitten im Meer, müsse die Welle erkennen und sie auch zu nehmen wissen.

„Beim Messerschmieden musst du ein ähnliches Durchhaltevermögen zeigen. Da muss auch jeder Schritt passen, damit das Endergebnis stimmt – vom Schmieden des Rohmaterials bis zur richtigen Härtetemperatur.“

Während Wassersportler oft auf High-Tech setzen, bevorzugt Benjamin Asbeck fürs Schmieden traditionelle Materialien. „Der Stahl, den ich für meine Klingen verwende, stammt oft von alten Autofedern oder von alten Feilen. Noch nie habe ich Stahl zugekauft.“ Dieser ressourcenschonende Ansatz findet sich auch bei den Griffen seiner Messer, für die er bevorzugt heimisches Walnussholz benutzt – das er oft selbst schneidet und im eigenen Garten trocknet.

Genau auf die Hand angepasst

Zu seinen Kunden gehören Jäger, Fischer, Outdoorbegeisterte und auch Hobbyköche. In der Regel sind es Menschen, die genau wissen, was sie wollen – und das auch bekommen. „Wenn du besondere Wüsche hast, dann bist du bei einem Schmied genau richtig. Der kann alles so machen, wie du’s brauchst.“ Die Kunden können genau bestimmen, welche Klingenlänge sie wollen und wie der Griff aussehen soll.

Gerade für die Griffe ist Asbeck besonders bekannt. Sie umschließen die Angel des Messers rundum und können daher perfekt an die Hand des Nutzers angepasst werde. Diese Form ist mitentscheidend für die Funktionalität.

Und Funktion steht für Benjamin Asbeck im Fokus – aber nur in Verbindung mit Ästhetik. „Etwas Schönes zu erschaffen, das zugleich praktisch ist, macht mich für mich den Reiz am Messerschmieden aus.

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