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Auf der Herreninsel steppt der Bär – war das Absicht?

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Von: Katrin Langenwalter

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Satellitenaufnahme des Schlossparkes Herrenchiemsee mit Bärchengesicht
Bärchengesicht im Schlosspark Herrenchiemsee © Google

Auf Satellitenbildern vom Schlosspark Herrenchiemsee lächelt uns eindeutig ein Tiergesicht entgegen. Ob Hund oder Bärchen, die Meinungen innerhalb der Chiemgau24 Redaktion gehen da auseinander. War dem Bauherrn, König Ludwig II. bewusst, dass Elemente des Parks ein Gesicht bilden? Oder sehen nur wir das so?

Chiemsee – Ein digitaler Streifzug über den Chiemsee zeigt: Auf der Herreninsel, mitten im Schlosspark, grinst einem ein Bärchengesicht entgegen. Das kann doch gar kein Zufall sein – oder doch? Konstantin Buchner ist der Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung Herrenchiemsee und hört von dem Bärchen das erste mal: „Mir war das neu, ich habe aufgrund ihres Anrufes dann nochmal draufgeschaut und es scheint in der Tat so zu wirken, als könne man hier einen Bären oder einen Hund sehen.“

Ein Garten nach royalem Geschmack

Um zu verstehen, wie die Parkanlage auf der Insel entstanden ist, müssen wir zurückgehen ins 19. Jahrhundert. König Ludwig II. regiert in Bayern und ist großer Fan von prunkvollen Schlössern und eben auch Gärten. Und auch auf Herrenchiemsee, damals noch Herrenwörth, soll ein Park ganz nach seinem Geschmack entstehen. Er engagiert den Hofgärtendirektor Carl von Effner, der laut Konstantin Buchner hoch im Kurs stand: „Er war unter anderem bei Peter Joseph Lenné, einem preußischen Gartenplaner zur Schule gegangen. Da hat er viel in seinen Gartenplanungen mit eingebracht.“

Ein Drittel der Insel sollte als Parkanlage dienen

Ursprünglich sollte der Garten, so Buchner, ganz andere Ausmaße annehmen. Achtzig Hektar plant Ludwig II damals – ein Drittel der ganzen Insel. Doch dann kommt es anders. Der berühmte Gartenplaner Effner stirbt noch vor Fertigstellung im Jahr 1884, König Ludwig II. folgt ihm zwei Jahre später. Und warum wurde der Park dann nicht trotzdem fertiggestellt? Das Geld war wohl knapp und man habe dann auf die Bremse gedrückt, erklärt Buchner. Zunächst hätte es nach dem Tod des Königs einen Baustopp gegeben: „Man hat dann den Garten mit Lindenbäumen eingerahmt, die man auch heute noch sehen kann, da hat sich dann nichts mehr verändert.“

Gartendenkmal für künftige Generationen

Die Uhren stehen also still seit 1888. Und das sei, so Konstantin Buchner, auch eine wesentliche Aufgabe der Schloss- und Gartenverwaltung: Diese Gartendenkmale für die nächsten Generationen zu erhalten. Dafür sind auf Herrenchiemsee insgesamt 20 Gärtnerinnen und Gärtner angestellt: „An dieser Zahl kann man auch ableiten, was da an Arbeit drinsteckt, um die Gestalt von Herrenchiemsee so zu bewahren wie es vorgesehen war.“

Bärchen-Kollege in Frankreich

Und was hat es jetzt mit dem Bärchengesicht auf sich? Buchner erklärt, dass König Ludwig viel gereist sei. Besonders die Gartenanlagen französischer Herrscher, wie dem Sonnenkönig Ludwig XIV, hatten es ihm angetan. Und ein klassisches Stilelement, das sich in barocken Gärten, wie dem von Schloss Versailles wiederfindet, sind die sogenannten Parterre – verschiedene, aneinander grenzende Zonen des Parkes. Auf Herrenchiemsee befindet sich unser Bärchengesicht im Latona-Parterre mit dem Latona-Brunnen im Zentrum: Die Nase des Bärchens. Und ein Blick aus der Vogelperspektive verrät: Das Chiemseebärchen hat einen Kollegen vor dem Schloss Versailles.

Satellitenbild der Schlossparkanlage von Versailles mit Bärchengesicht
Bärchengesicht im Schlosspark Versailles in Frankreich. Im Bereich des Gesichtes das sogenannte Latona-Parterre und unten zu sehen das Wasserparterre. Diese Elemente finden wir auch auf der Herreninsel. © Google

Rätsel um Bärchen bleibt

Damals gab es zwar noch keine Satellitenbilder, aber auf Entwürfen zur Gartenanlage müsste das Gesicht eigentlich aufgefallen sein: „Wenn sie sich weitere Barockgärten in Europa ansehen würden, würden sie sicherlich noch auf mehrere Gesichter stoßen. Aber wahrscheinlich nie mit Absicht der Gärtner.“ Und doch gibt Buchner zu, dass man es eben nicht sicher sagen kann, ob uns nicht die Könige der damaligen Zeit etwas zum Schmunzeln hinterlassen haben: „Man weiß es nicht, das sind die großen Geheimnisse, die die Gärten noch haben.“

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