Erdgasbohrung: Wie konkret sind die Pläne?

Breitbrunn/Eggstätt - Bereits 2012 könnte der Startschuss für die Erdgasbohrungen am Langbürgner See fallen. Aber wie konkret sind die Pläne wirklich?
Die österreichische RAG, Spezialist für Rohöl- und Rohgas-Aufsuchung, will bereits Anfang 2012 mit den
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Probebohrungen nach Erdgas am Rande des Landschaftsschutzgebietes beginnen. Zwischen Gattern und Zell sollen zwei Bohrlöcher in die Tiefe gehen: einmal bis in 1100 Meter "Teufe", wie die Fachleute sagen, beim anderen Bohrloch wollen sie die Teufe zwischen 1800 und 2400 Meter erkunden. Besonders Heikel: Die zweite Bohrung soll nicht gerade in die Tiefe gehen, sondern nach 400 Metern die Richtung ändern. Und zwar unter den Langbürgner See.
Über der Erde soll ein Bohrplatz in einer Breite von 95 mal 65 Meter betoniert werden. Außerdem wird im Falle der Bohrung ein Entwässerungsgraben angelegt, eine Zufahrtsstraße eingerichtet und zwei Bohrtürme werden aufgestellt.

Die Kritik an dem Projekt ist groß. Im Rahmen der Infoveranstaltung "Gasalarm bei uns am Langbürgner See" meinte Gerhard Kolbeck, dass "schon mit der Bohrung nach Gas die einzigartige Landschaft aufs Spiel gesetzt wird, von einer möglichen Gasförderung ganz abgesehen." Doch wie gefährlich ist die Bohrung wirklich für das angrenzende Naturschutzgebiet? Chiemgau24.de hat mit Heinrich Schuster, dem Pressesprecher des Bergamtes, gesprochen:
Wann wird denn eine Entscheidung über die Sondergenehmigung fallen?
Das ist bislang noch schwer zu sagen, da viele Aspekte beleuchtet werden müssen. Der Sicherheitsaspekt, der Naturschutz und der Emissionsschutz sind nur einige Punkte, die man berücksichtigen muss. Wir können deshalb zu diesem Zeitpunkt auch noch keine Aussage treffen, wann eine Entscheidung fallen wird. Allerdings lässt sich jetzt schon sagen, dass Erdgasbohrungen in Bayern schon seit über 50 Jahren durchgeführt werden. Daher ist es ein bekanntes Verfahren. Und wenn die genannten Punkte abgearbeitet sind, wird auch so schnell wie möglich eine Entscheidung fallen.
Könnten dann auch schon Anfang 2012 die ersten Testbohrungen stattfinden?
Dieser Zeitplan wurde von der RAG erarbeitet und entspricht ihren Wunschvorstellungen. Wann wirklich die ersten Bohrungen durchgeführt werden, kann man noch nicht sagen. Aber wenn die Themen von den Behörden abgearbeitet sind, wird das Genehmigunsverfahren so schnell wie möglich abgeschlossen werden.
Vor drei Jahren hatte RWE Dea seismische 3D-Messungen vorgenommen und dabei keine Speicher entdeckt. Und jetzt hat die RAG die Messergebnisse neu ausgewertet und vermutet nun Erdgasvorkommen unter dem Langbürgner See. Allerdings sind diese Vorkommen nicht bestätigt. Wieso könnte jetzt trotzdem gebohrt werden?
Man erkennt erst ob sich Erdgasvorkommen irgendwo befinden, wenn man auch wirklich runterbohrt. Es ist nicht möglich, dies vorher mit Messungen genau zu klären.
Was sagen Sie zu den Befürchtungen die Mitglieder der Bürgerinitative, dass das Landschaftsbild durch die Bohrungen zerstört wird und die Urlauber ausbleiben könnten?
Ich denke, dass da oft Missverständnisse herrschen. Die Abbaustelle ist vom Volumen her nicht einmal so groß wie ein kleiner Landwirtschaftlicher Stadl. Wenn man erstmal sieht wie klein die Baustelle eigentlich ist, sind die meisten erstaunt. Darüber hinaus werden die Bohrungen auch nur innerhalb eines Quartals stattfinden. Acht Wochen dauert dabei eine Bohrung. Es wird daher auch keine riesigen Bohrtürme geben, die das ganze Jahr in der Landschaft stehen. In der Zeit der Bohrungen wird es zwar schon ein wenig lauter. Da das nächste Wohngebiet aber weit entfernt ist, wird es wahrscheinlich nicht zu Lärmbelästigungen der Anwohner kommen. Wir nehmen aber die Befürchtungen der Leute sehr ernst und werden diese auch berücksichtigen.
Die RAG wird am Mittwoch, 16. November, beim „Unterwirt“ in Eggstätt eine Informationsveranstaltung zum Thema abhalten.
Interview Patrick Steinke