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Der Wassermann von Frasdorf - jahrzehntelang rund um die Uhr im Einsatz

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Von: Sylvia Hampel

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Konrad Neumayr war 32 Jahre lang der Wassermann von Frasdorf, baute die Wasserversorgung der Gemeinde aus. Er war ehrenamtlich rund um die Uhr im Einsatz.
Konrad Neumayr war 32 Jahre lang der Wassermann von Frasdorf, war ehrenamtlich rund um die Uhr im Einsatz. © privat

Konrad Neumayr weiß genau, welches Leitungswasser er im Glas hat. „Das aus der Lederstube schmeckt süßer, das aus Westerndorf ist herber.“ Natürlich weiß Neumayr das. Er ist schließlich der Wassermann von Frasdorf.

Frasdorf - Neumayr kennt jede Leitung, jede Pumpe, jedes Stellrad, jeden Schieber und vermutlich jede Schraube der Frasdorfer Wasserversorgung. Er war über drei Jahrzehnte lang die Frasdorfer Wasserversorung. Wenn‘s nötig ist 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag. „Es ist nicht viel Arbeit, wenn man‘s gerne macht“, sagt Neumayer.

Ausrücken mitten in der Nacht

Und er hat es gerne gemacht, ab 1975 erst als Beisitzer, dann als zweiter Vorsitzender und Wasserwart, ab 1988 als Vorsitzender war er mit Leib und Seele „und Herzblut“ ehrenamtlich der Wassermann von Frasdorf. Selbstverständlich rückte er auch mitten in der Nacht aus, wenn es irgendwo eine Störung gab. Urlaub? Doch, schon, aber nicht viel, „ich hab‘s daheim schön“. Und ins Flugzeug steigen mag Neumayr nicht.

Bei der Verleihung der Verdienstmedaille: Landrat Otto Lederer und Konrad Neumayr mit seiner Frau Notburga und Daniel Mair, Bürgermeister von Frasdorf.
Bei der Verleihung der Verdienstmedaille: Landrat Otto Lederer und Konrad Neumayr mit seiner Frau Notburga und Daniel Mair, Bürgermeister von Frasdorf. © LRA Rosenheim

Bei solch einem Einsatz muss auch der Arbeitgeber mitspielen. Der gelernte Elektriker, Spengler und Wasserinstallateur Neumayr arbeitete ab 1980 im Ort, bei der Firma Richter. „Ich konnte immer weg, wenn was war“, ist er den damaligen Chefs noch heute dankbar. Und irgendwas war immer. Und wenn es Ärger mit dem Gesundheitsamt gab, weil Neumayr die Leitung hinab vom Brunnen Lederstube hatte durchblasen lassen, was dem Amt missfiel, erzählt Neumayr und die hellen Augen des 82-Jährigen blitzen.

Heimische Handwerker sind ihm die Liebsten

Gearbeitet hat er bevorzugt mit heimischen Firmen, gegebenenfalls die Ausschreibungen entsprechend aufgeteilt. Denn die Handwerker im Ort wollen selber sauberes und reichlich Wasser. „Und mit denen kann man reden, wenn es mal nicht passt.“ Im Notfall kommen sie auch mitten in der Nacht oder am Feiertag, wenn die Störung allein von den Leuten des Wasserbeschaffungsverbandes nicht zu beheben ist oder ein Ersatzteil gebraucht wird. „Und hinterher trinkt man gemeinsam a Hoibe“.

Neumayr ist auf einem der ältesten Höfe Westerndorfs aufgewachsen. Dass viele Bauern ihre Einödhöfe selber an die Leitungen des Wasserbeschaffungsverbandes anschließen mussten, war ihm wohlbekannt. „Ich habe sie angeschlossen. War sehr aufwendig“, sagt er. Auch der Bau von zwei Hochbehältern fiel in seine Amtszeit. Ebenso der Notverbund mit Umrathshausen. „Ich hatte die Verantwortung, dass alles passt. Da kann man nichts schieben“, sagt Neumayr energisch. Vorausschauend planen müsse man sowieso.

Denn davon hängt die Trinkwasserversorgung des ganzen Ortes ab. Für die Qualität konnte Neumayr etwas tun. Und tat das so erfolgreich, dass Familie Abfalter, Besitzer der St. Leonhardsquelle, reichlich Grund rund um die Hangquelle Lederstube kaufte - weil das Wasser so gut ist. „Zur Zusammenarbeit kam es dann aber doch nicht“, erzählt Neumayr.

Die Bevorratung des Trinkwassers ist der Schnee

Konrad Neumayr, ehemaliger Vorsitzender des Wasserbeschaffungsverbandes Frasdorf

Bei der Quantität ist auch der beste „Wassermann“ eher machtlos. Er kann durch Hochbehälter und Leitungen zwischen den Brunnensystemen dafür sorgen, dass immer das gesamte Leitungsnetz bedient werden kann. Aber bei der Menge ist er auf die Natur angewiesen. „Die Bevorratung des Trinkwassers ist der Schnee“, erklärt Neumayr. Nach einem normalen Winter komme Frasdorf auch ohne viel Regen bis zum August. Erst dann werde es kritisch - vor allem, wenn dann auch noch der Herbst regenarm ist. Oder im Gegenteil zu nass: „Wetter beobachten musste ich immer. Denn wenn Hochwasser kommt, ist man schon sehr im Einsatz.“

Jetzt ist er als Opa im Einsatz. Enkelin Antonia, ganze Viereinhalb, platzt mitten im Interview ins Wohnzimmer, drückt Neumayr ein selbstgemaltes Bild in die Hand und flitzt wieder zu Oma in die Küche. Xaver und Vinzenz hinterlassen da schon mehr Spuren. „Wenn die Zwillinge bei Oma und Opa sind, liegt das ganze Wohnzimmer voller Spielsachen“, erzählt Neumayr und strahlt.

Leidenschaft für Oldtimer

Familie, Wasserversorgung - da blieb keine Zeit für Hobbies, oder? „Doch!“ sagt Neumayr energisch. Die Oldtimer sind‘s - ob zwei-,ob vierrädrig, ob Straße oder Feld. An denen bastelt und schraubt er mit Leidenschaft und Ehefrau Notburga. Heutzutage weniger als noch vor ein paar Jahren, „ich bin kraftlos.“

Was Neumayr nicht davon abhält, immer noch nachzuschauen, ob bei „seiner“ Wasserversorgung alles in Ordnung ist. Und gegebenenfalls seinen Nachfolger anzurufen. Denn Frasdorf hat seit 1. Januar 2021 einen neuen Wassermann, Sepp Winkler.

Konrad Neumayer, der hat seit kurzem eine Bronzeplakette samt Anstecknadel und eine Urkunde des Freistaats Bayern. Die Urkunde für Menschen, die sich im kommunalen Ehrenamt über die Maßen engagieren. „Das hat Konrad Neumayr getan und einen gut aufgestellten Wasserversorger hinterlassen. In dieser langen Zeit, in 32 Jahren, hat er wichtige Weichen gestellt“, so Bürgermeister Daniel Mair, der Neumayr in Abstimmung mit dem Gemeinderat für die Auszeichnung vorschlug. Eine Auszeichnung, die Neumayr kalt erwischte: „Ich war völlig überrascht. Damit hätte ich nie gerechnet.“

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