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Die nächste Generation des Anderlbauers: Über neue Ziele und Herausforderungen

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Von: Katharina Koppetsch

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Die Gesichter, die hinter dem „Anderlbauern“ stecken: Johann junior, Margarita, Rosalie, Emmeran und Johann Huber.
Die Gesichter, die hinter dem „Anderlbauern“ stecken: Johann junior, Margarita, Rosalie, Emmeran und Johann Huber. © Sandra Eckhardt

Johann Huber, Geschäftsführer vom Anderlbauer, ist gelernter Zimmerer, Kaufmann, Direktvermarkter und bezeichnet sich in Sachen regionaler und nachhaltiger Vermarktung als „Einzelkämpfer“ der ersten Stunde. Nun übergibt er seinen Betrieb nach und nach an seine Kinder.

Frasdorf – Huber hat den Bauernhof „beim Anderl“ in Frasdorf, der seit 1665 im Familienbesitz ist, zu einer Molkerei mit eigenem Hofladen ausgebaut. Sein Käse wird nachhaltig und regional produziert, wurde mehrfach ausgezeichnet, und vor Ort genauso wie überregional verkauft. Nun wird der Betrieb Schritt für Schritt in die nächste Generation übergeben. Hubers Kinder – Johann junior, Rosalie und Emmeran – sind die Zukunft des Anderlbauerns.

Kinder arbeiten sich in den Betrieb ein

„An einem bestimmten Zeitpunkt muss man sagen, wie geht es weiter“, sagt Johann Huber bei einem Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Das Treffen findet im kleinen Showroom auf dem Hof statt, der wie ein gemütliches Wirtshaus eingerichtet ist. Eine Käseplatte mit unterschiedlichen Weich- und Hartkäse steht auf dem gedeckten Tisch. Huber lehnt sich entspannt auf seinem Stuhl zurück und kommt ins Erzählen.

Immer wieder greift er auf Metaphern zurück, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen. So auch als sich das Gespräch um seine Kinder dreht. „Mir war es von Anfang an wichtig, dass meine Kinder, das richtige Werkzeug an die Hand bekommen“, sagt Huber. Der Betrieb gebe es her, dass seine beiden Söhne und seine Tochter ihren Bereich finden und sich dort einbringen. Gelernt haben alle in anderen Unternehmen. Jetzt, nachdem sie über 21 Jahre alt sind, arbeiten sie im elterlichen Betrieb mit.

Das sind die Aufgaben seiner Kinder

Johann Huber junior ist Bereichsleiter in der Produktion und Kommission bei der Käserei Anderlbauer. Emmeran Huber übernimmt kaufmännische Tätigkeiten wie Vertrieb, Buchhaltung und Controlling. Zudem fährt er auf Messen und vertritt die Marke Anderlbauer im Außendienst. Rosalie Huber arbeitet in der Frischkäseherstellung, kreiert neue Produkte und ist für die Käsereiführungen mit Bewirtung zuständig.

Die nächste Generation hilft bereits im elterlichen Betrieb mit. Johann junior, Emmeran und Rosalie Huber
Die nächste Generation hilft bereits im elterlichen Betrieb mit. Johann junior, Emmeran und Rosalie Huber © Sandra Eckhardt

Und Vater Johann Huber hat sich auf die Digitalisierung, die Akquise und das Marketing spezialisiert. „Als ich angefangen habe, habe ich Klinken geputzt. Ich bin mit meinem alten Opel herumgefahren und habe Käse verkauft.“ Nun gebe es eine ganze Bio-Branche mit Biogroßhandel. Der Anderlbauer beliefere auch Großhandelskette. „In Berlin können Verbraucher einen Käse vom Anderlbauern kaufen“, sagt Huber voller Stolz.

Beliefert Großküchen in München

Ihm ist es wichtig, nachhaltige, regionale Bioprodukte an den Mann zu bringen. „Die regionalen Produkte müssen ihren Weg in die Großküche finden“, erklärt Huber. Und so beliefert sein Betrieb auch Großküchen in München.

Denn für Huber ist klar: die Vermarktung gehört zur Landwirtschaft. Daher auch die Idee, einen Direktvermarkter in Frasdorf zu errichten, denn der jetzige Hofladen gehöre Huber nicht.

Neben den Direktvermarkter wollte die Bad Endorfer Bäckerei Miedl eine Bäckerei, eine Konditorei und ein Café errichten. 2021 entschieden die Bürger der Gemeinde Frasdorf, dass das Vorhaben am sogenannten „Frasdorfer Anger“ umgesetzt werden kann. Viel getan, hat sich seitdem nicht.

Das Verfahren wurde vonseiten der Investoren nicht weiter vorangetrieben, sagt Frasdorfs Bürgermeister Daniel Mair (CSU), daher „ruht es gerade“.

Direktvermarkter nach wie vor geplant

Es sei alles zu viel geworden, so Huber. Erst kam die Corona-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg. „Die Fantasie ist da, aber wir brauchen einen günstigen Augenblick“, sagt Huber und auch Rosalie Huber betont, dass ein eigener Regionalmarkt nach wie vor das Ziel sei.

Entscheidungen treffe man gemeinsam. Einmal in der Woche bespreche sich die ganze Familie, um die anstehenden Projekte und Herausforderungen anzugehen. Eine Trennung von Privat- und Arbeitsleben sei trotzdem schwierig geworden. „Am Anfang haben wir beschlossen, am Mittagstisch nicht über die Arbeit zu reden“, sagt Emmeran Huber. Die Regel habe aber nicht lange gehalten. Das habe Vor- und Nachteile. „Jeder hilft jedem“, sagt Emmeran Huber. Komplikationen gebe es aber trotzdem manchmal. „Wir sind in den Betrieb hineingewachsen, wir kennen es nicht anders“, sagt Rosalie Huber und das sei eine „schöne und gute Erfahrung“.

Die Kinder wollen den Betrieb weiter erhalten, mit all den Herausforderungen, wie zum Beispiel den kommenden Autobahnausbau. Von ihm ist der Anderlbauer betroffen, da die Erweiterung in Teilen über den Grund der Hubers geplant wird. „Verkaufen werde ich meine Flächen nicht“, sagt Johann Huber. Er spekuliere auf Tauschflächen. Existenzbedrohend sei der Autobahnausbau aber nicht.

Erbe der Eltern weiterführen

„Der Anderlbauer ist ein erfolgreicher Betrieb, mit guten Produkten“, sagt Bürgermeister Mair. „Ein Gewinn für den Ort.“ Und als solchen will die neue Generation das Erbe der Eltern erhalten, aber auch neue Wege einschlagen. „Ich will die Regionalität und die Qualität der Produkte fortführen“, sagt Emmeran Huber. Ein Ziel von ihm sei es, den Betrieb zu einem Ausbildungsbetrieb auszubauen. Er und sein Bruder Johann hätten die entsprechenden Qualifikationen abgeschlossen und wollten dies als nächstes großes Projekt angehen.

„Ich möchte unseren Betrieb noch ein bisschen kreativer gestalten“, sagt Roaslie. Sei es in Sachen Produkte oder mit Hoffesten. Da könne sie mit Kindern arbeiten, was ihr sehr am Herzen lege. „Es ist viel Potenzial da.“

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