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„Alk-Treff vor unserem Tor muss weg“ - Hilferuf aus dem Priener Jugendzentrum

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Von: Sabine Deubler

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An der kleinen Blühwiese mit den großen Steinen direkt vor dem PrienaYou (im Hintergrund zu sehen) trinken immer öfter Erwachsene Wein und Bier, beklagt Leiterin Claudia Sasse.
An der kleinen Blühwiese mit den großen Steinen direkt vor dem PrienaYou (im Hintergrund zu sehen) trinken immer öfter Erwachsene Wein und Bier, beklagt Leiterin Claudia Sasse. © Anita Berger,Foto Berger-Prien a

Im geschützten Rahmen des „PrienaYou“ ist Alkohol verboten. Doch direkt vor dem Rolltor treffen sich Erwachsene und trinken dort. Die Marktgemeinde schließt ein Alkoholverbot aus und will jetzt selbst kontrollieren.

Prien – Wenn aus einer extra angelegten Blühwiese mit Sitzsteinen ein Treffpunkt fürs Alkoholtrinken wird, ist Ärger programmiert. Vor allem dann, wenn Jugendliche direkt dort vorbeigehen müssen, um in „ihr“ Jugendzentrum zu gelangen.

„Da draußen stehen immer öfter trinkende Erwachsene zwischen Mitte 20 und Mitte 40 herum“, klagt PrienaYou-Leiterin Claudia Sasse im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung. Sie und ihr Team seien besorgt und bräuchten Hilfe, denn: „Wir fürchten um den Ruf des Jugendzentrums und sehen im öffentlichen Alkoholkonsum eine Gefahr für unsere Jugend.“

„Unsere Macht endet am Rolltor“

Innen sei das Jugendzentrum ein geschützter Raum, in dem die Mitarbeitenden weder Alkohol noch Zigaretten dulden. Doch am Rolltor ende ihre Macht. Sie habe die Priener Polizei schon mehrfach auf das Problem hingewiesen, sagt Claudia Sasse.

Polizei kann Problem nicht so einfach lösen

Der stellvertretende Leiter der Polizeidienststelle Prien, Peter Hans, bestätigt dies. „Ja, wir wurden darauf hingewiesen und es gibt dort Probleme. Meist sind es Personen, die wir sowieso kennen. Die wissen auch, dass dort das Jugendzentrum ist“, so Hans.

Man habe das Problem im Auge und kontrolliere auch. Laut Wolf sind in der Situation der Polizei zum Teil die Hände gebunden: Die Streife könne nicht jeden Tag vorbeikommen, und man könne die Leute auch nicht einfach verjagen.

Das Problem müsse gelöst werden, fordert Sasse von der Marktgemeinde Prien. Sei es mit einem Alkoholverbot vor dem Rolltor des Jugendzentrums oder indem die Gemeinde die drei Steine wieder entferne, die diese im Vorjahr dort verlegt hat.

Für Alkoholverbot fehlt Rechtsgrundlage

Die Lage ist schwierig, wie eine Nachfrage im Priener Rathaus ergab. Beim Thema Alkoholverbot winkt man ab. „Das ginge nur, wenn bereits Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten vorliegen“, erklärt Geschäftsleiter Donat Steindlmüller die rechtliche Basis. Da solche nicht vorliegen, sei ein Alkoholverbot rechtlich nicht möglich.

Die Marktgemeinde wolle jetzt aber selbst „auf diese Leute einwirken“. Er werde selbst regelmäßig vorbeischauen und die dort Alkohol Trinkenden darauf hinweisen, dass sie vor dem Jugendtreff nicht erwünscht sind.

Die Steine, die eben nicht nur Jugendlichen eine Sitzgelegenheit bieten, habe die Marktgemeinde zur Aufwertung des kleinen Areals verlegt. Steindlmüller: „Eigentlich ist das ja eine Blühwiese und besonders im Frühjahr schön anzuschauen.“ Das Schöne werde aber oft für andere Zwecke missbraucht.

Standort schwierig und gut zugleich

Das Grundstück gehöre einem Privatbesitzer. Man wolle nun klären, ob eventuell ein Platzverbot dort möglich ist. „Die so genannten Schluckis gibt es auch in Rosenheim und anderswo. Die sind nirgends schön. Das Problem ist, dass die nicht irgendwo hin wollen, fernab von allem“, so der Geschäftsleiter.

„Wir sind halt hier am Bahnhof. Das ist immer der Ort, wo sich Menschen mit Problemen treffen“, fügt Claudia Sasse hinzu. Der Standort des PrienaYou ganz nah am Priener Bahnhof sei dennoch gut: Denn der Treff liegt umringt von den Priener Schulen, die rund 3000 Kinder und Jugendliche nach Prien bringen.

Die Gründe, warum Menschen zum Alkohol greifen, sind vielfältig, weiß Gabriele Schelhas. Sie ist Teil des Priener Marktgemeinderats (SPD) und Sozialbeauftragte. In Prien geht sie immer wieder auf Menschen zu, die sich beim Trinken im öffentlichen Raum aufhalten.

Corona verschärfte soziale Probleme

Von dem Problem beim Jugendzentrum sei sie noch nicht informiert worden, sagt Schelhas. Allgemein betont sie: „Diese Leute sind ganz unterschiedlich und auch verschiedenen Alters. Sie halten sich überall verstreut auf und natürlich gerne dort, wo es angenehm ist. Ich frage sie, woher sie sind und was sie vorhaben. Wichtig ist es, in Kontakt zu bleiben.“

Sie selbst wolle jetzt auch beim Jugendzentrum vorbeischauen, um festzustellen, wer sich dort aufhalte. Corona habe soziale Probleme verschärft, auch das Trinken auf öffentlichen Plätzen – und in diesem Fall an Orten, wo es so gar nicht passt.

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