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Hängepartie für Patienten – Wie geht es mit der Priener Dialyse weiter?

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Von: Heidi Geyer

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Ohne eine regelmäßige Blutwäsche dreimal in der Woche können viele Nierenpatienten nicht überleben.
Ohne eine regelmäßige Blutwäsche dreimal in der Woche können viele Nierenpatienten nicht überleben. © picture alliance/dpa/dpa-Zentral

Gerne geht nun wirklich keiner zur Dialyse, nur drohen den Patienten auch noch längere Anfahrtswege: Für viele Nierenkranke ist es eine Katastrophe, dass die Priener Dialyse möglicherweise schließt: Das ist der aktuelle Stand.

Prien – Die Gleichung ist einfach: Wer nicht dreimal in der Woche zur Dialyse kommt, stirbt. Zumindest gilt das für die knapp 60 Patienten am Priener Standort des Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation (KfH). Der Mietvertrag des Dialysestandorts läuft aus. Hintergrund ist ein großflächiger Umbau und die Sanierung der RoMed-Klinik Prien, die den Platz der Dialyse im Gesundheitszentrum selbst beanspruchen.

Seitens des KfH heißt es, dass man „alle Anstrengungen“ unternehme, um in Prien und der unmittelbaren Umgebung einen Standort zu erhalten. „Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass die Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft des KfH in Prien für unsere Patienten nicht einfach ist“, so Sprecherin Christiane Schönfeldt. Man sei an einer „zeitnahen Lösung und Klärung interessiert“. Zunächst müsse man aber „die denkbaren Optionen analysieren und bewerten“.

Proteste wegen Trostberger Standort

Es gibt jedoch auch andere Aussagen. Nach Informationen der OVB-Heimatzeitungen soll der Fortbestand der Priener Dialyse bereits kurz vor der finalen Entscheidung stehen. Und die soll für die hiesigen Patienten nicht gut aussehen, dem Standort soll das Aus drohen.

Zumal sich für einige das Szenario wiederholen könnte. Denn als vor einem Jahr die Dialyse in Trostberg geschlossen wurde, mussten viele Patienten den Standort wechseln. Zwar ist das KfH ein gemeinnütziger Verein, allerdings war die Gemeinnützigkeit kein Hindernis, Trostberg zu schließen. Hintergrund sollen wirtschaftliche Gründe gewesen sein, massive Proteste und sogar eine Landtagspetition die Folge. Dennoch überlebte die Trostberger Dialyse nicht.

Kommt nun auch die Schließung in Priener, müssten die Patienten nun nach Traunstein oder Rosenheim ausweichen. Dies würde bedeuten, dass die Anfahrtswege für sie länger werden.

Ein bisschen mehr Taxifahren – ist das nicht vielleicht doch Jammern auf hohem Niveau? Ein entschiedenes Nein, kommt von Isabelle Jordans, Vorsitzende des Bundesverbands Niere. „Es ist dramatisch für die Patienten, wenn ein Zentrum schließt“, sagt Jordans. Schließlich seien die Patienten dreimal wöchentlich vier bis fünf Stunden in der Nierenersatztherapie, die ohnehin schon eine enorme Belastung sei.

Versorgungsauftrag infrage gestellt

„Die Dialysebetreiber haben einen Versorgungsauftrag, und ich bin mir nicht so sicher, ob dieser dann noch erfüllt werden kann, sollte der Standort geschlossen werden“, findet die Vorsitzende. Sie frage sich, inwiefern die Situation dann noch für die Patienten zumutbar sei.

Gleichzeitig hat auch Jordans Verständnis, dass Dialysen kostendeckend arbeiten müssen. Hier sieht sie eher ein Versäumnis bei der Politik: „Die Dialysekostenpauschale wurde 2013 gesenkt und nie wieder angepasst. Gleichzeitig stiegen die Kosten immens. Das ist ein Widerspruch.“

Auf dem Markt beobachte man, dass immer mehr große Unternehmen Dialysepraxen aufkaufen und Leistungen bündeln. Skaleneffekte nennen das Wirtschaftswissenschaftler: Eine höhere Effizienz durch so viele Patienten wie möglich in den Zentren. „Hier ist die Frage, ob die Qualität noch sichergestellt ist“, sagt Jordans.

Und auch wenn Dialysepatienten immerhin den Vorteil haben, dass Fahrtkosten von den Krankenkassen übernommen werden: „Auch hier wird versucht, Kosten zu senken, indem man Fahrten bündelt“, sagt Jordans. Sollte die Priener Dialyse schließen, müssten die Krankenkassen auch die längeren Anfahrten nach Rosenheim oder Traunstein zahlen.

Unterstützung aus der Politik

„Wir haben ein starkes Interesse, das Dialysezentrum in Prien zu halten“, sagt der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner (CSU). Gemeinsam mit Priens Bürgermeister Andreas Friedrich lotet er Möglichkeiten für einen neuen Standort in oder um Prien aus. „Es gibt viele Stiftungen in Bayern, die mit Eigenkapital solche Projekte unterstützen und moderate Mieten in Aussicht stellen können“, hofft Stöttner.

Sein Plan B könnte sein, dass entgegen der derzeitigen Planung der bisherige Mietvertrag noch etwas verlängert werden könnte, sagt Stöttner im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.

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