1. chiemgau24-de
  2. Chiemgau
  3. Region Chiemsee
  4. Prien am Chiemsee

Zugereiste Weißstörche aus der Schweiz richten sich in Prien ein neues Heim ein

Erstellt:

Von: Ulrich Nathen-Berger

Kommentare

Die beiden Störche bauen ihr Nest.
Die beiden Störche bauen ihr Nest. © Foto Berger

Klapperstörche bringen Glück und reichen Kindersegen – spricht der Volksmund. Wenn dem so ist, wird in Prien die Geburtenrate heuer steil nach oben zeigen, denn seit einigen Tagen richtet sich ein Storchenpaar auf einer hohen Fichte im Priener Ortszentrum ein neues Heim ein.

Prien – Was natürlich für großes Aufsehen bei den Passanten sorgte. Tagelang schleppten die beiden Weißstörche in vielen Anflügen Ast für Ast heran und bauten ihren Horst auf der Spitze einer Fichte am Pfarrer-Kneipp-Weg auf. Dabei gab‘s ab und an Uneinigkeiten zwischen den Langbeinen, welcher Ast wohin zu stecken ist. Ruppig ging es dabei allerdings nicht zu, wie zu beobachten war, vielmehr knabberten sie nach getaner Arbeit mit ihren spitzen Schnäbeln regelrecht zärtlich im Gefieder des Partners herum.

Akrobatisches Liebesspiel in luftiger Höhe

Das gipfelte dann im akrobatischen Liebesspiel in luftiger Höhe; für den Nachwuchs war somit gesorgt. Und wurde mit lauten Geklapper sozusagen verkündet.

Auffallend sind bei den beiden gefiederten Zeitgenossen die Metallringe an den Beinen. Auf den Fotos der OVB-Fotografin sind bei entsprechender Vergrößerung am Bildschirm Buchstaben und Ziffern erkennbar. „HES SL 949“ beziehungsweise „HES SN 668“ ist zu lesen. Erste Web-Recherchen weisen bei HES auf die Schweiz hin.

Gravuren verweisen auf die Herkunft

„Mit den Gravuren auf den Ringen lässt sich verfolgen, woher die Störche angereist sind, in diesem Fall tatsächlich aus der Schweiz“, erklärt Oda Wieding, Expertin für Weißstörche beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz, auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Sie werde die Daten an die Beringungsstelle der Deutschen Vogelwarte in Radolfzell weiterleiten, um Näheres zu erfahren.

Ob der Volksmund recht hat mit dem Storch als Glücks- und Kinderbringer, wird sich am Ende des Jahres zeigen. Deutschlandweit kamen laut dem Statistischen Bundesamt von Januar bis November 2022 nach vorläufigen Ergebnissen rund 675 600 Kinder zur Welt. Dies waren um 6,4 Prozent weniger Geburten als im Vergleichszeitraum im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021. Besonders deutlich sank die Geburtenzahl im ersten und im vierten Quartal 2022 (zwischen minus acht und minus neun Prozent).

Auf der Fichtenspitze wird gebrütet

Ein Trend der Geburtenzahlen in Prien war aus dem Rathaus gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Das Einwohnermeldeamt konnte aus vorübergehend EDV bedingten Gründen keine Zahlen nennen. Das Standesamt stellt entsprechende Geburtsurkunden nicht mehr aus, denn die Priener Kinder kommen mittlerweile andernorts zur Welt.

Nicht der Nachwuchs der beiden klappernden Zugroasten aus der Schweiz: Seit Donnerstag wird auf der Fichtenspitze gebrütet. Nach etwa 30 Tagen wird feststehen, um wie viele „Neubürger“ die Marktgemeinde gewachsen sein wird.

Hoffen auf Sturm freien Herbst

Bleibt zu hoffen, dass es auch so weit kommen kann. Denn was auffällt: Der geschätzt knapp ein Meter hohe „Schwarzbau“ der Weißstörche auf der Krone der Fichte dürfte einige Kilogramm an Gewicht aufweisen. Nach ersten Begutachtungen der Horstfotos hat Oda Wieding zwar Bedenken, „aber eine eventuelle Abstützung kommt jetzt eh erst im Herbst in Frage. Also, Daumen drücken, dass kein heftiger Sturm kommt.“

Auch interessant

Kommentare