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Zapfenduster in Prien und Rimsting? Das sagen die „Paten der Nacht“ zur „Strom-Sperrstunde“

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Von: Heidi Geyer

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Auch an Weihnachten wird sich an diesem Bild nichts ändern: Heuer bleibt die Kirche in Rimsting dunkel.
Auch an Weihnachten wird sich an diesem Bild nichts ändern: Heuer bleibt die Kirche in Rimsting dunkel. © Berger

Es geht bald ein Licht aus – oder eher mehrere. Die neue Energiesparverordnung der Bundesregierung sieht das jedenfalls vor. Was die „Paten der Nacht“ von der neuen Regelung halten und ob es in Rimsting und Prien künftig zapfenduster wird.

Rimsting/Prien – „Licht aus“ heißt es seit 1. September an vielen Stellen. Denn die bundesweite Energieeinsparverordnung sieht vor, dass Gebäude und Baudenkmäler nicht mehr beleuchtet werden. Auch Leuchtreklame ist nur noch wenige Stunden abends erlaubt. Eigentlich eine gute Nachricht für Manuel Philipp aus Rimsting. Denn er setzt sich mit seiner Organisation „Paten der Nacht“ dafür ein, dass weniger "Lichtverschmutzung" entsteht. Doch Philipp ist nicht ganz so euphorisch.

„Das ist ein zweischneidiges Schwert“, sagt Manuel Philipp. Einerseits freue er sich, dass es zu weniger Beleuchtung komme. Seine Initiative „Paten der Nacht“ will in erster Linie aufklären, dass zu viel Kunstlicht schädlich ist. Denn Licht beeinflusst Ökosysteme: So werden den Paten der Nacht zufolge Pflanzen in ihrem Wachstumszyklus gestört, Zugvögel verlieren ihre Orientierung und nachtaktive Insekten werden irritiert – um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Natur spielt keine Rolle

Also eigentlich ein Schritt in die richtige Richtung. Nur aus Sicht von Philipp aus der falschen Motivation heraus. Denn um Lichtverschmutzung und deren negative Auswirkungen gehe es ja nicht: „Die Rede ist ja nur von den Energiepreisen, nicht von CO2 oder Umweltaspekten.“ Es zähle nur der Geldbeutel, nicht die Umwelt. Philipp und seine „Paten der Nacht“ haben sogar den Bayerischen Umweltpreis 2021 gewonnen. Hinter ihrer Idee steckt also keine fixe Idee, sondern fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse. Inzwischen berät Philipp sogar das bayerische Umweltministerium zu dem Thema.

Zahnlos und ungenau

Die im August erlassene Verordnung des Bundes ist ihm aber zu ungenau und zahnlos: „Nirgends steht drin, was passiert, wenn sich jemand nicht daran hält.“ Fragezeichen hat Philipp außerdem bei Leuchtreklame: „Der Betrieb beleuchteter oder lichtemittierender Werbeanlagen ist von 22 Uhr bis 16 Uhr des Folgetages untersagt.“ Nur heißt es weiter, dass dies nicht gilt, wenn die Beleuchtung zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit oder zur Abwehr anderer Gefahren erforderlich ist und nicht kurzfristig durch andere Maßnahmen ersetzt werden kann. So der Text der Verordnung. „Inwiefern dient denn Leuchtwerbung zur Verkehrssicherheit?“, fragt sich Philipp.

Rechtsanwalt Wolf Herkner aus Wasserburg berät die „Paten der Nacht“ in genau solchen Fragen. Obwohl er tief in der Materie steckt, bleiben für ihn viele Fragen offen. Wobei er einräumt: „Für so eine Verordnung gab es ja kein Vorbild.“

Wie wird die Regelung überwacht?

Gerade den Aspekt der Verkehrssicherheit sieht er kritisch: „Für mich wirken die Ausnahmen so, dass von der Regel nichts mehr bleibt.“ Dass das Werbelicht den Verkehrsraum heller mache und dabei der Verkehrssicherheit diene, könne ja auch eine Auswirkung auf Haftungsfragen haben. „Da wird jede Tankstelle argumentieren, dass sie nicht nur zu Werbezwecken Leuchtreklame hat, sondern das Licht scheint auch auf den Gehsteig. Wenn dann der Fußgänger hinfällt, haften wir alle“, sagt Herkner.

Unklar sei auch, wie die neue Verordnung überwacht werde. Verstöße können laut Herkner an das Landratsamt gemeldet werden, dass dann vermutlich Bußgelder erheben werde.

Drohende Bußgelder spielen bei der Gemeinde Rimsting derzeit keine Rolle, zumindest, was deren Gebäude betrifft. Denn diese sind nach Auskunft von Franz Fischer vom Tiefbauamt ohnehin schon lange nicht mehr beleuchtet. „Lediglich die Kirche haben wir in der Weihnachtszeit beleuchtet“, sagt Fischer. Aber heuer werde das wegen der Verordnung nicht der Fall sein. Außerdem stelle man in Rimsting derzeit auch viel Beleuchtung im Innenraum auf LED um. Den Wechsel auf LED in der Straßenbeleuchtung diskutiere man derzeit im Gemeinderat. „Insofern wirkt sich die Verordnung bei uns kaum aus“, so Fischer, der zugleich auch Energiebeauftragter ist.

Drei Gebäude in Prien

In Prien hat man reagiert. „Wir haben eigentlich nur drei Gebäude, die beleuchtet werden“, sagt Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG). Der Giebel des Heimatmuseums werde nicht mehr angestrahlt. Gleiches gelte für die Kirche und die Galerie im Alten Rathaus. Die Strahler im Brunnen vor dem Rathaus sind ebenfalls außer Betrieb. „Hier wollen wir ein Zeichen setzen, der Brunnen ist bereits im Winterzustand“, so der Bürgermeister.

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