Seeoner Seenplatte im Wandel
Am Beispiel Klostersee: Wie verändern sich unsere Seen in Zukunft?
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Verkrautung, Algenwuchs, niedrigere Pegel: Gibt es Anzeichen für eine verminderte Wasserqualität an der Seenplatte rund um Seeon - und welche Rolle spielt die Klimaveränderung?
Seeon-Seebruck – Die LMU München betreibt in Seeon eine limnologische Forschungsstation, um in einzelnen Seen der Seenplatte spezielle wissenschaftlichen Fragestellungen zu untersuchen – wie im 47 Hektar großen Klostersee oder im kleineren nebenliegenden Bansee. Diese Auswertungen liegen auch dem Traunsteiner Wasserwirtschaftsamt vor.
Wassertemperatur nimmt kontinuierlich zu
Anhand von grundlegenden wasserchemischen Daten hinsichtlich des Nährstoffgehaltes seit Untersuchungsbeginn im Jahr 1998 hätten sich Professor Dr. Herwig Stibor von der LMU zufolge „an den Seen keine großen Veränderungen“ gezeigt.
Die Stickstoffwerte in den Seen seien saisonal und von Jahr zu Jahr schwankend, bewegen sich aber in einer „für bayerische Seen typischen Größenordnungen“.
Künftig mehr Blaualgen in den Seen?
Abwandlungen zeigen sich laut dem Professor im jährlichen Anstieg der Wassertemperatur um circa 0,03 Grad Celsius. Diese Erwärmung habe Auswirkungen auf die Schichtung der Wassersäulen der Seen und könnte langfristige Änderungen zur Folge haben: Sauerstoffdefizite im Tiefenwasser, eine geringere Nährstoffdurchmischung, sinkender Phosphorgehalt im Oberflächenwasser.
Daraus resultierend könnte es zu einer schwächeren Algenblüte im Frühjahr kommen, Wasserpflanzen (Makrophyten) hingegen profitieren von besseren Lichtbedingungen. Als Folge davon können Makrophytenbestände zunehmen - dies sei in den Seeoner Seen auch schon beobachtbar.
Der Professor ist sicher: „Mittelfristig werden die klimatischen Veränderungen zu größeren Veränderungen der Nahrungsnetzstrukturen in Seen führen. Ideale Bedingungen für wärmeliebende Planktongruppen wie Blaualgen. Ähnliche Beobachtungen wurden bereits für viele andere europäische Seen beschrieben, die Seeoner Seen sind von dieser Veränderung nicht ausgenommen.“
Sinkende Grundwasserspiegel, höhere Verdunstungsraten
Sowohl für den Klostersee als auch für die nahe gelegene Grundwassermessstelle sei laut dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein ein sinkender See- und Grundwasserspiegel im Zeitraum von 1974 bis 2022 dokumentiert. Die Gründe: Klimatische Veränderungen und eine geringere Niederschlagsmenge.
Daneben wirken sich weitere Faktoren auf die mengenmäßige Grundwasserneubildung aus: Aufgrund steigender Temperaturen seit Anfang der 1990er-Jahre zeige sich eine Tendenz zu höheren Verdunstungsraten.
Gleichzeitig habe sich die Verteilung der Niederschläge und deren Intensität verändert: „Tendenziell treten vermehrt kürzere, intensivere Niederschläge in Form von Starkregenereignissen auf, die hauptsächlich oberflächlich abfließen und aufgrund der Sättigung des Bodens nicht aufgenommen werden können.“
Ebenso ein Punkt: Die zunehmende Versiegelung der Oberflächen durch Neubauten. Auch hier fließe das Wasser vermehrt oberflächlich ab und fehle im Vergleich zu früheren Jahrzehnten für die Neubildung des Grundwassers.
Welches Résumé wird aus Messstellen gezogen?
Dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein sei aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung oder mitunter durch Kritik des Umweltschutzverband Alztal und Umgebung (UVA) bekannt, dass auch Quellen am Brunnensee während Trockenphasen versiegen können.
Die Seeoner Seen seien eine Kette von Einzelseen sowie kleineren Mooraugen nördlich des Chiemsees, die hauptsächlich durch das Grundwasser gespeist werden. Die Seewasserspiegel korrespondieren direkt mit dem Grundwasser. Der Vergleich des Seewasserspiegels an der Messstelle „Seeon Klostersee“ mit den Grundwasserspiegeln der Grundwassermessstelle „S.Oestl.Obing 868“ zeige einen „gut korrelierenden Kurvenverlauf“.
Beeinflussen Kiesgruben die Grundwasserqualität?
Im Umfeld der Seeoner Seen gibt es zwei Kiesabbauflächen: In Thalham und in Voglöd. Diese Kiesgruben werden gemäß Verwaltungsvorschrift „Leitfaden für die Verfüllung von Gruben, Brüchen und Tagebauen“ ausnahmslos im Trockenabbau betrieben, wie das Wasserwirtschaftsamt mitteilt.
Dies bedeutet, der tiefste Punkt der Abbaufläche, die sogenannte „Abbausohle“, müsse mindestens 1,5 Meter über dem höchsten Grundwasserstand liegen. Die Abbautiefe wird regelmäßig von der technischen Gewässeraufsicht am Wasserwirtschaftsamt sowie der Fremdüberwachung der Kiesgrube kontrolliert. Verstöße seien nicht bekannt.
Da in den Grundwasserleiter nicht eingegriffen werde, könne der Abbau und die Wiederverfüllungen auf den Grundwasserstrom keine Auswirkung haben, schließt das Wasserwirtschaftsamt.
mb