„Unser ureigenstes Revier verteidigen“
Breitbrunn - Gegen die geplanten Erdgasbohrungen unter dem Langbürgner See formiert sich immer mehr Widerstand. Die Gegner wollen ihr "ureigenstes Revier verteidigen".
Nach der Gründung einer Bürgerinitiative in Eggstätt hat der Breitbrunner Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung signalisiert, das Vorhaben einer österreichischen Firma nicht einfach so hinnehmen zu wollen.
Der Sitzungssaal im ersten Stock des Rathauses konnte die Zuhörer kaum fassen. Für über 30 Bürger mussten eilends Stühle herbeigeschafft werden und der Tagesordnungspunkt 10, „Erdgasbohrung am Langbürgner See“, wurde nach vorn verschoben, damit das Publikum nicht zu lange auf das Thema warten musste, wegen dem fast alle gekommen waren.
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In der Oktobersitzung hatte ein Vertreter der RAG (Rohöl-Aufsuchungsgesellschaft) in einem etwa 45-minütigen Vortrag dem Breitbrunner Rat erklärt, was das Unternehmen vorhat. Zwei Wochen vorher waren zwei Firmenvertreter bei Bürgermeister Hans Thalhauser vorstellig geworden und hatten um Aufnahme in die Tagesordnung gebeten. Nach dem Bericht über den Vortrag in der Sitzung in der Chiemgau-Zeitung wurden immer mehr Bedenken und Proteste laut.
Ende Oktober erreichte der Widerstand mit einem Infoabend mit über 100 Zuhörern beim „Unterwirt“ in Eggstätt und der Gründung einer Bürgerinitiative ihren vorläufigen Höhepunkt.
Der Platz, von dem aus die RAG ab Februar 2012 zwei Bohrungen ins Erdreich treiben will, liegt nur einen Steinwurf entfernt vom Rand der Naturschutzgebiets bei Stetten auf Breitbrunner Gebiet.
Nicht nur, dass ein Fußballfeld großes Areal als Bohrstelle asphaltiert werden soll, macht den Kommunalpolitikern Sorgen. Es ist vor allem auch die Angst vor Auswirkungen auf ihre Wasserversorgung durch die Bohrungen. Denn aus dem fraglichen Gebiet beziehen unter anderem auch Prien und Rimsting ihr frisches Nass. „Höchste Brisanz“ hat das Thema deshalb nicht nur für Maria-Theresia Huber- Arpé (Bürgerliste), die dazu aufrief, „unser ureigenstes Revier zu verteidigen“.
Thalhauser schlug vor, eine Resolution zu verabschieden – aber erst in der nächsten Sitzung, denn dann weiß nicht nur der Gemeinderat vielleicht mehr. Die RAG habe nämlich angekündigt, am Mittwoch, 16. November, beim „Unterwirt“ in Eggstätt eine Informationsveranstaltung abhalten zu wollen.
Bis dahin wird der Breitbrunner Rat aber nicht untätig sein. Auf Vorschlag von Dr. Christoph Zipplies (Bürgerliste) werden sich Mitglieder des Gremiums am Dienstag, 15. November, ab 17 Uhr zusammensetzen, um einen Fragenkatalog an RAG zu erarbeiten, die Bürger können sich laut Thalhauser gerne daran beteiligen.
Der Bürgermeister hatte nach der Präsentation vor vier Wochen in Briefen an das Bergamt als Genehmigungsbehörde und den Gemeindetag Rat, Infos und Unterstützung erbeten, aber bis zur jüngsten Sitzung keine Antworten bekommen, was nicht nur ihm sauer aufstieß.
Erklärbar ist das mit der Tatsache, dass der Antrag der RAG erst vor einer Woche beim Bergamt eingegangen ist, wie Heinrich Schuster, der Pressesprecher der Regierung von Oberbayern, gestern im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung berichtete. Das Bergamt untersteht der Regierung und soll dem Vernehmen nach gestern vor Ort in Breitbrunn gewesen sein, um sich von der möglichen Bohrstelle ein erstes Bild zu machen.
Schuster erläuterte, dass das Genehmigungsverfahren in diesen Tagen erst eröffnet wird und in seinem Verlauf alle betroffenen Behörden und auch Eigentümer angehört würden, darunter zum Beispiel auch das Wasserwirtschaftsamt als Fachstelle für das Grundwasser. Sollte es zu einer Genehmigung kommen würden die Bohrungen auch laufend überwacht und kontrolliert.
Schuster konnte sich zum Beginn des Genehmigungsverfahrens gestern noch nicht zu weiteren möglichen Fragen wie Entschädigungen äußern. Er verwies aber darauf, dass solche Erdgasbohrungen in Bayern durchaus nichts Ungewöhnliches seien.
Im Breitbrunner Gemeinderat wurde aber deutlich, dass man sich nach den bereits massiven Bedenken aus der Bevölkerung in der eigenen und der Nachbargemeinde Eggstätt nicht ohne Weiteres in die Hände der Genehmigungsbehörde ergeben möchte. Aus den Reihen des Gremiums wurde wiederholt der Ruf nach einem Zusammenschluss und einer gemeinsamen Interessensvertretung aller Kommunen laut, die aus dem fraglichen Gebiet Trinkwasser beziehen. Und Thalhauser machte am Ende klar, dass die Gemeinde die Sorgen ihrer Bürger ernst nimmt. „Wir lassen den schwarzen Peter nicht auf uns sitzen“, beendete der Bürgermeister die Debatte.
db/Chiemgau-Zeitung