"Wir wollen euch hier nicht!"

Eggstätt/Breitbrunn - "Eine solche Veranstaltung hatten wir noch nie", musste Henrik Mosser am Mittwochabend in Eggstätt zugeben. Er informierte über die geplanten Erdgasbohrungen.
Dass das Interesse an diesem Thema groß ist, spürte man bereits weit vor Veranstaltungsbeginn beim Unterwirt. Es wuselte gerade zu auf dem Parkplatz und auch im Saal. Die von der RAG Austria Engine mitgebrachten Unterlagen reichten bei Weitem nicht aus und auch Sitzplätze gab es im Saal nicht genug.
Die RAG hatte selbst eingeladen, um die Gemeinde Breitbrunn und die umliegenden Gemeinden über ihre Pläne am Langbürgner See zu informieren. "Wir haben einen 600 Meter großen Kreis um das geplante Bohrgebiet gezogen und alle Anwohner persönlich eingeladen", erklärte Mosser den vielen Zuhörer. "Wir bleiben heute auch so lange hier, bis ihre letzte Frage beantwortet ist."

Da hatten sich die Verantwortlichen der RAG etwas vorgenommen, denn allein der Gemeinderat hat 23 Fragen formuliert, die vor einer möglichen Bohrungen beantwortet werden sollten. "Diese Fragen müssen uns die zuständigen Behörden beantworten", ist sich Bürgermeister Johann Thalhauser aber sicher. "Alles weitere wird sich zeigen."
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Was sich zeigen wird, ist dem neutralen Zuhörer am Ende nicht ganz klar. Fakt ist, die RAG will am Langbürgner See nach Erdgas bohren. Eine seismische Untersuchung der RWE-Dea lässt das Unternehmen vermuten, dass sich dort, auf rund 1200 Metern und zwischen 2000 und 3000 Metern eine so genannte Sandsteinlagerstätte befindet. Das nötige Grundstück für die Bohrungen hat die RAG bereits angemietet, das Projekt am 11. Oktober im Gemeinderat vorgestellt.
Demnach soll im Februar 2012 der Bohrplatzbau begonnen werden und bis Ende April die Bohrungen abgeschlossen sein. Aufgebaut und gebohrt soll Montag bis Freitag untertags werden. Beim Bau sei mit bis zu 300 Lkw-Fuhren in fünf Wochen zu rechnen, so Mosser, beim An- und Abtransport mit je ca. 60 Fuhren innerhalb von maximal vier Tagen und bei den Bohrungen mit drei bis fünf Transporte pro Tag. Im Falle der Nichfündigkeit verspricht die RAG den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Sollte man aber fündig werden, würde eine Fläche von 70 mal 60 Metern, also 60 Prozent der Bohrplatzgröße, für Container benötigt, die eine maximale Höhe von ca. 3,5 Metern hätten.
All diese Dinge passieren aber nur, wenn das Bergamt Südbayern die Bohrung überhaupt genehmigt. Pressesprecher Heinrich Schuster sagte Chiemgau24, dass der Sicherheitsaspekt, der Naturschutz und der Emissionsschutz nur einige Punkte seien, die man dabei berücksichtigen und genau prüfen müsse sowie natürlich die Bedenken der Bevölkerung.
Und diese sind enorm. Alle Anwesenden im Saal des Unterwirts hatten sich gut in die Thematik eingearbeitet und konnten Henrik Mosser funditerte Fragen stellen. Dieser konnte dennoch die Zweifel der Menschen, dass die Bohrungen tatsächlich nach zwei Monaten ohne Schäden für die Natur abgeschlossen sein würden, nicht ausräumen. Immer wieder forderten ihn engagierte Bürger auf, von dem Projekt abzulassen und die Bohrungen ad acta zu legen. "Verbuchen sie es unter 'außer Spesen nichts gewesen' und wir gehen im Frieden auseinander."

Soweit ist es allerdings noch nicht. Gegenüber Chiemgau24 sagte Mosser, die RAG werde weiter den Dialog suchen. Man wolle alle offenen Fragen beantworten und hoffe auf eine Einigung. Die Gemeinde will ihre Fragen zuerst vom Bergamt beantwortet haben und auch der CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner appellierte zum Schluss an die Verantwortlichen der RAG: "Bitte nehmt die Bedenken der Bürger ernst, auch wenn die Bohrungen genehmigt werden."
Es wird sich also zeigen, ob die RAG die Bürger von den Bohrungen überzeugen kann, ob das Bergamt Südbayern die Genehmigung dafür erteilt oder nicht, oder ob die Bürger den längeren Atem haben und die Erdgas-Bohrungen verhindern. Bei diesen Diskussionen scheint der Bohrungsstart im Februar 2012 allerdings in weite Ferne zu rücken.
cz