Bürgerinitiative will Bohrung verhindern

Breitbrunn - Eine Bürgerinitiative setzt sich gegen die Erdgasbohrungen unter dem Langbürgener See ein. Wird eine Zehn-Meter-Lärmschutz Mauer errichtet?
Die Ankündigung des österreichischen Energieunternehmens RAG (Rohöl-Aufsuchungsgesellschaft) hat Unruhe in die Region gebracht. Postwendend hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gegründet, um Erdgasbohrungen unter dem Langbürgener See zu verhindern.
Auch die Gemeindevertreter von Breitbrunn legten die Hände nicht in den Schoß. Auf ihrem Hoheitsgebiet, nur einen Steinwurf entfernt von der Grenze des Naturschutzgebiets Eggstätt-Hemhofer Seenplatte, will RAG seine Bohrstelle einrichten.
Telefonate mit den verschiedenen Ämtern und Behörden hatten zwar ergeben, dass der Bewilligungsantrag der RAG noch nicht einmal an die zuständigen Behörden weitergeleitet sei. Doch bereiteten sich die Gemeinderäte gründlich auf die geplante Informationsveranstaltung mit der RAG (am gestrigen Abend nach Redaktionsschluss, Bericht folgt) vor: Unter großer Beteiligung von rund 40 interessierten Bürgern haben sie am Dienstagabend einen Fragenkatalog an die RAG zusammengestellt. Darauf hatte sich der Gemeinderat eine Woche zuvor einstimmig verständigt (wir berichteten).
In mehr als 20 Punkten fordert er Aufklärung über den Umfang und vor allem die Folgen der geplanten "Erdgas-Exploration". Bürgermeister Hans Thalhauser hatte die Gäste im Sitzungssaal ermuntert, sich an der Unterredung zu beteiligen. Diese machten regen Gebrauch davon und brachten viele zusätzliche Aspekte in die Debatte ein.
Die Vertreter der Bürgerinitiative (BI) etwa berichteten, dass Ingo Tönnesmann vom Bergamt Südbayern,. der zuständigen Genehmigungsbehörde, an der geplanten Bohrstelle in der vergangenen Woche erläutert habe, für den Langbürgener See sei nicht das moderne "Fracking-Verfahren" beantragt worden. Zur Erklärung: Dabei wird eine Mischung aus Wasser, Sand und verschiedenen Chemikalien mit hohem Druck ins über 1000 Meter tiefe Bohrloch gepresst. Im Gestein entstehen Risse, durch die das Gas abgesaugt kann - mitt großer Gefährdung des Grundwassers. Das wiederum sorgt nicht nur Breitbrunn, sondern auch umliegende Gemeinden bis Prien, die aus dem Bereich um die geplante Bohrstelle Wasser beziehen.
Die protestierenden Bürger sehen in dem Hinweis des Bergamt-Vertreters aber alles andere als eine Entwarnung. Denn Tönnesmann habe auch hinzugefügt, dass nach einer einmal erteilten Genehmigung für ein Umschwenken auf die "Fracking-Technik" keine zusätzliche Genehmigung mehr eingeholt werden müsse.
Aber auch bei konventioneller Technik sehen die Breitbrunner ausreichende Gründe, sich gegen das Projekt zu wenden. Beispielsweise die Information, dass aus Schallschutzgründen die Bohrstelle mit zehn Meter hohen Betonwänden eingezäunt werden soll.
Einig waren sich alle im Raum: Niemand will die Bohrungen, selbst wenn sich am Ende herausstellen würde, dass über die Gewerbesteuer ein kleines Sümmchen in die Gemeindekasse fließen könnte.
Und niemand konnte Verständnis dafür aufbringen, dass für eine Seenplatte mit 18 unterirdisch verbundenen Seen ein in den Augen der Gegner derart gefährliches Unterfangen geplant wird.
Da fanden auch die vorsorglichen Überlegungen von Drittem Bürgermeister Reinhard Bauer (Freie Wähler) wenig Anklang, der zwar gegen die Bohrungen ist, aber "für den Fall, wenn dann doch gebohrt wird, wenigstens die besten Konditionen" rausholen möchte.
Die Bohrungsgegner wollen nur eines: das Projekt verhindern. Der Fragenkatalog, den die RAG nun beantworten soll, ist für sie nur der erste Schritt. Weitere werden folgen, zum Beispiel eine Information und Demonstration am Montag Abend um 16 Uhr an der Bohrstelle.
Susanne Pühler / Oberbayerisches Volksblatt