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„Zustrom wird weiter steigen“: So viele Ukraine-Flüchtlinge sind schon im Landkreis

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Von: Xaver Eichstädter

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Das Kreiswehrersatzamt soll als erste Anlaufstelle für ukrainische Flüchtlinge im Landkreis Traunstein dienen.
Das Kreiswehrersatzamt in Traunstein dient als erste Anlaufstelle für ukrainische Flüchtlinge im Landkreis Traunstein. Auch das Altenmarkter Impfzentrum wurde zu einem Erstaufnahmezentrum umfunktioniert. © Landratsamt Traunstein

Rund fünf Wochen tobt der Krieg in der Ukraine bereits - jetzt zog der Landkreis Traunstein Zwischenbilanz: Wie viele Flüchtlinge sind schon da? Wie viele freie Plätze gäbe es? Landrat Walch spricht von „enormem Druck“ und warnt vor Anfeindungen.

Landkreis Traunstein - Oft geht es Schlag auf Schlag im Erstaufnahmezentrum für ukrainische Flüchtlinge in Traunstein: „Manchmal haben wir nur 15 Minuten Vorwarnzeit und dann kommt mitten in der Nacht ein Bus mit 50 Leuten an. Der Druck ist enorm hoch“, berichtete Siegfried Walch (CSU) in der Kreisausschusssitzung am Mittwoch (30. März). Der Landrat zog eine erste Zwischenbilanz über die Hilfe für Ukrainer im Landkreis. Walchs Fazit: „Wir sind weiterhin aufnahmefähig, während andere Landkreise das schon einige Zeit nicht mehr sind. Wir können die Leute ordentlich unterbringen und brauchen keine Turnhallen oder ähnliches.“

Mindestens 991 Ukraine-Flüchtlinge bereits im Landkreis Traunstein

991 geflüchtete Menschen aus der Ukraine sind auf offiziellem Weg bereits in den Landkreis Traunstein gekommen und registriert. Insgesamt werden es aber weit mehr sein, weil die Ukrainer ohne Visum in den Schengen-Raum einreisen dürfen. Laut Walch sind 90 Prozent ukrainische Staatsbürger. Er geht davon aus, dass der Zustrom weiter steigen wird. Auch habe man bereits ukrainische Flüchtlinge aus München oder Berlin aufgenommen, weil dort die Kapazitäten nicht ausreichen würden, so Walch: „Bei uns fuchst es nicht.“

Der Landkreis wappnet sich weiter: Die Kapazitäten im Erstaufnahmelager im ehemaligen Traunsteiner Kreiswehrersatzamt sollen von 70 auf 100 Personen erhöht werden. Außerdem wurde das Impfzentrum in Altenmarkt bereits zu einem Erstaufnahmezentrum umfunktioniert. Sollten Menschen von dort nicht gleich in Unterkünfte weiterverteilt werden können, stünden laut Landrat Siegfried Walch auch in Altenmarkt 60 Puffer-Plätze zur Verfügung. Außerdem sind derzeit noch 600 Plätze für Flüchtlinge frei, die von Privatleuten, Vermietern oder Hoteliers gemeldet wurden.

Walch: „Die Mentalität der Menschen ist positiv“

„Niemand braucht seine Wohnung kostenlos zur Verfügung stellen“, machte Walch klar. Am besten sollten zwischen den Landkreis-Bürgern und Ukrainern „ganz normale Mietverhältnisse“ zustande kommen, das Landratsamt vermittle in solchen Fällen. Überhaupt sei laut Walch schnell klargeworden, dass die Ukrainer hier arbeiten und dem Gastland etwas zurückgeben wollen: „Die Mentalität der Menschen ist positiv.“ Das Landratsamt stellte am Mittwoch außerdem in Aussicht, dass - ähnlich wie bereits mit dem Libanon - nach dem Krieg eine Entwicklungspartnerschaft mit einer ukrainischen Region eingegangen werden soll. In einem ersten Schritt stimmte der Kreisausschuss geschlossen zu.

Eines stellte Landrat Walch aber auch noch klar: „Die Russen sind nicht unser Feind. Es war ein Mann, der den Krieg begonnen hat.“ Walch warnte in dem Zusammenhang vor Anfeindungen der heimischen, russischstämmigen Bevölkerung. „Das wäre völlig unangebracht und nicht akzeptabel und passt nicht zu uns im Chiemgau und Rupertiwinkel.“ Russlanddeutsche aus der Region sollten jetzt nicht das Gefühl bekommen, „komisch angeschaut zu werden“.

xe

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