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25.000 Arbeitslose mehr in der Region bei Erdgas-Embargo? „Folgen wären katastrophal“

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Von: Xaver Eichstädter

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Luftaufnahme des BSH-Werks in Traunreut (Archivbild).
Luftaufnahme des BSH-Werks in Traunreut (Archivbild). Laut einer Umfrage der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft müssten bei einem kurzfristigen Ausfall russischen Gases 22 Prozent der bayerischen Unternehmen den Betrieb einstellen. © BSH-Pressebilder

Soll Deutschland russisches Erdgas boykottieren? Die heimische Industrie warnt und zeigt mögliche Folgen auf - beispielsweise 3000 Traunreuter BSH-Mitarbeiter wären bei einem Embargo ohne Beschäftigung...

Traunreut/Oberbayern - Um die 5000 Einbauherde oder Kochfelder werden im Traunreuter Werk der Bosch-Siemens-Hausgeräte täglich produziert. Wenn es nach Ulrich Ständer, dem Leiter der technischen Dienste bei BSH geht, wäre die Produktion praktisch bei null, wenn Deutschland ein Embargo gegen russisches Erdgas ausspricht. „Für emaillierte Backbleche braucht es einfach eine Gasfeuerung“, so Ständer in einer Pressekonferenz der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) am Montag (30. Mai) - und rund 90 Prozent des Erdgases, das in Bayern genutzt wird, stammt aus Russland.

BSH Traunreut abhängig von russischem Gas

3000 der 3300 Mitarbeiter der BSH in Traunreut wären bei einem Embargo „auf Kurzarbeit null“, so Ständer: „Die Folgen wären katastrophal.“ Blickt man auf die ganze Region, wären in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Altötting insgesamt 25.000 Arbeitsplätze bedroht, falls sich die Bundesregierung entscheidet, auf russisches Erdgas zu verzichten. „Überall würde sich die Zahl der Arbeitslosen auf einen Schlag verdoppeln“, befürchtet Norbert Peine, stellvertretender Vorsitzender der Bezirksgruppe München-Oberbayern der VBW. Die Zahlen basieren auf einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle.

Peine stellte in der Pressekonferenz klar: „Wir unterstützen die Maßnahmen gegen die russischen Aggressoren mit allen Kräften, aber ein Gas-Embargo lehnen wir ab.“ Nur drei Monate nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine habe die Bundesregierung die Abhängigkeit von russischer Energie schon deutlich gesenkt: Der Anteil des Öls aus Russland sank von 35 auf zwölf Prozent, der von Gas von 55 auf 35 Prozent. Der Unterschied sei aber, dass sich Kohle oder Erdöl aus vielen verschiedenen Ländern importieren ließen - „bei einem Gas-Embargo schaden wir uns selbst aber mehr als Russland“, so Norbert Peine. Norwegen oder Holland könnten den russischen Anteil nicht ersetzen.

Preise für Rohöl, Steinkohle und Erdgas bereits verdoppelt

Mit satten Preissteigerungen hat es die Industrie ohnehin schon zu tun. Egal ob Rohöl, Steinkohle oder Erdgas, laut Peine hätten sich die Preise seit dem vorigen Jahr allesamt mindestens verdoppelt. Bei BSH Traunreut spürt man laut Ulrich Ständer die Preissprünge noch nicht eins zu eins. Bosch kauft für alle Tochterunternehmen die Energie langfristig ein. Trotzdem habe sich der Anteil der Energiekosten schon verdoppelt, dementsprechend rechnet er auch bei den Herden oder Kochfeldern aus Traunreut mit Preissteigerungen.

xe

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