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Voller Elan in die Selbstständigkeit: „Traunsteins persönliche Läden dürfen nicht aussterben“

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Von: Xaver Eichstädter

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Alf Götzinger in seinem Laden „Wohnen & Leben“ in der Maxstraße in Traunstein.
Alf Götzinger in seinem Laden „Wohnen & Leben“ in der Maxstraße in Traunstein. © xe

Ketten und Filialen verdrängen die inhabergeführten Läden? In der Maxstraße ist es jetzt genau umgekehrt. Alf Götzinger eröffnete mit viel Herzblut sein Einrichtungsgeschäft: „Eine interessante Stadt wie Traunstein braucht sowas.“

Traunstein - Eine Sieben-Tage-Woche, praktisch jeden Tag im Laden, alles selbst organisieren und für jeden Kunden persönlich da sein - aber Alf Götzinger nimmt‘s leicht: „So ist das halt, wenn man selbstständig ist.“ Keine zwei Wochen gibt es Götzingers Geschäft „Wohnen & Leben“ in der Maxstraße in Traunstein - mit allem, was es fürs Leben drinnen und draußen braucht, wie der Inhaber im Gespräch mit chiemgau24.de sagt. Vom hochwertigen Geschirr, über die saisonale Deko für den Garten bis zu antiken Kleinmöbeln.

Beratung, ein Ratsch, ein Kaffee - „und nicht nur auf ‚Ok‘ drücken“

Der 37-jährige Pettinger führt jetzt einen jener Läden, von denen es sonst oft heißt, sie seien im Aussterben begriffen: klein, inhabergeführt, zentral. Aber Götzinger ist überzeugt: „Eine interessante Stadt wie Traunstein braucht sowas. Die persönlichen Läden dürfen nicht aussterben.“ Ja, auch die Ketten hätten ihren Platz, so Götzinger, aber das „Da sein“ für den Kunden, die Beratung, der Ratsch, einen Kaffee im Laden trinken - das fände man in den Filialen eben nicht. „Und natürlich nicht nur auf ‚Ok‘ drücken, wie im Internet.

Früher das Schmuckgeschäft Glätzer, dann eine Telekom-Filiale und jetzt Alf Götzingers „Wohnen & Leben“.
Früher das Schmuckgeschäft Glätzer, dann eine Telekom-Filiale und jetzt Alf Götzingers „Wohnen & Leben“. © xe

Zuvor war an der Stelle von „Wohnen & Leben“ die Telekom mit einer Filiale vertreten und vor ihr Irmingard Glätzer, mit Goldschmiede und Schmuckgeschäft. Apropos Filialen: Schräg gegenüber von Götzinger gibt es seit einigen Jahren auch die Einrichtungskette „Depot“, mit einer von weit über 500 Filialen im deutschsprachigen Raum. „Aber davon profitiere ich eher. Jeder der da reingeht, schaut auch bei mir zumindest noch ins Schaufenster“, ist sich Alf Götzinger sicher. Von seiner alten, schweren Holztheke aus Italien, auf die er so stolz ist, hat er den Mitbewerber direkt im Blick.

In Traunstein kennt man „Alf“ bisher vor allem aus dem Park-Café, in dem er rund sechs Jahre lang kellnerte. Zwischenzeitig versuchte er es daheim in Petting auch mit dem „Café Götzinger“. Der Eröffnungszeitpunkt kurz vor der Corona-Pandemie war denkbar unglücklich, „und Schulden wollte ich keine machen“. Schließlich schloss Luise Bauers Einrichtungsladen in der Traunsteiner Schaumburger Straße und ein ums andere Mal wurde Alf Götzinger angesprochen: Sowas wäre doch was für ihn, er sei doch so kreativ...

Lange fackelte Alf Götzinger nicht. Im vorigen Herbst reifte die Idee, Anfang des Jahres ging es auf Messen in München und Paris, um sich sein Sortiment zusammenzustellen, dann wurde der Laden in vier Wochen komplett auf Vordermann gebracht und jeder Artikel von Hand ausgezeichnet. Im Gespräch merkt man: Der 37-Jährige will auch Vorbild sein. „Vielleicht trauen sich mehr Leute, selbst was zu machen. Ein Ansporn für Neues. Jetzt, nach Corona, ist die perfekte Zeit.“

xe

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