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Geht es dem OB nur um einen „coolen Titel“? Shitstorm für Verkehrsexperiment in Traunstein

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Von: Heidi Geyer

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In der Nähe der Staatlichen Berufsschule II ist die Haslacher Straße für den Verkehr stadteinwärts gesperrt. Nur noch Radfahrer dürfen hier in die Stadtmitte fahren.
In der Nähe der Staatlichen Berufsschule II ist die Haslacher Straße für den Verkehr stadteinwärts gesperrt. Nur noch Radfahrer dürfen hier in die Stadtmitte fahren. © Geyer

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: In Traunstein experimentiert die Stadt mit dem Verkehr in der Haslacher Straße. Ein Versuch, der aus Sicht vieler Traunsteiner gehörig in die Hose gegangen ist.

Traunstein – „Keine Sorge – wir testen nur“ – unter diesem Slogan warb die Stadt Traunstein auf ihrer Facebookseite für ein Verkehrsexperiment an der Haslacher Straße. Wie passend die Formulierung ist, zeigt sich jetzt. Denn viele Bürger und Anwohner haben nicht nur Sorge. Ein wahrer Shitstorm prasselt in den Sozialen Medien auf die Stadtverwaltung wegen des Versuchs ein.

Eine der Hauptverkehrsadern ist die Haslacher Straße ohnehin nicht, aber man darf sie auch nicht unterschätzen. Von Haslach ausgehend verbindet sie die Rosenheimer Straße in der Nähe der Justizvollzugsanstalt bis zur Wartberghöhe. Im weiteren Verlauf wird sie dann zur Kardinal-Faulhaber-Straße und führt zum Haslacher Zentrum, das letzte Stück als Einbahnstraße von Haslach aus.

Sorgen machen sich tatsächlich viele Bürger, dass die Regelung so bleibt wie im Versuch.
Sorgen machen sich tatsächlich viele Bürger, dass die Regelung so bleibt wie im Versuch. © Stadt Traunstein

Acht Wochen lang Testbetrieb

Das Teilstück von der Prandtner- und Wartbergfeldstraße ist seit 23. Mai eine Einbahnstraße in Richtung stadtauswärts bis etwa auf Höhe der Staatlichen Berufsschule II. Für Radfahrer gilt die Regelung jedoch nicht. Sie können entgegen der Einbahnstraße in Richtung Stadtmitte fahren.

Der achtwöchige Test soll eine Bewährungsprobe für die Einbahnstraße sein, heißt es seitens der Stadt Traunstein. Parallel sollen Verkehrszählungen stattfinden, um die Auswirkungen der neuen Verkehrsregelung untersuchen und auswerten zu können. Schon in den vergangenen Monaten habe man bereits Daten zum Vergleich aufgenommen. Außerdem können die Bürger an einer Onlineumfrage teilnehmen. Nicht jeder findet das gut: „Ein absurder Schwachsinn“ schreibt ein User auf Facebook. Von einer anderen Nutzerin heißt es: „Ich find’s als Anwohner auch mega bescheuert.“ Einige Kommentare auf Facebook weisen darauf hin, dass die ohnehin schwierige Parksituation sich dadurch noch zusätzlich verschärfe.

Der Ton in den Sozialen Medien ist rau. „So a depperte Idee kann sich nur ein Fußgänger mit zu viel Freizeit überlegt haben“, schreibt ein anderer Nutzer. Gar um eine „Gedenkminute für „des letzte bissl gesunden Menschenverstand“ bittet eine weitere Facebook-Nutzerin.

Einige bemängeln konkret, dass nicht die Haslacher Straße, sondern die Wegscheidbrücke das tatsächliche Nadelöhr der Stadt sei: „Lieber mal an der Wegscheid ein gescheites Konzept erarbeiten, wie man als Radlfahrer dort heil drüber kommt, ohne fünf Mal angehupt zu werden.

Nur noch in eine Richtung dürfen Autos fahren.
Nur noch in eine Richtung dürfen Autos fahren. © Eichstädter

Neben den Zählungen will die Stadt Traunstein auch über eine Online-Umfrage herausfinden, was die Traunsteiner von dem Modellversuch halten. Methodisch halten viele Experten frei zugängliche Online-Umfragen für problematisch. Die Konrad-Adenauer-Stiftung warnt davor, dass Online-Umfragen nicht repräsentativ und somit nicht aussagekräftig seien. Zudem können sie leicht manipuliert werden, schließlich gibt es wenig Handhabe, dass Menschen mehrfach teilnehmen und so die Aussage verzerren.

Lieber „cooler Titel“ statt Sinn?

Mit den Worten „I will aber a so an coolen Radl-freindliche-Stadt-Titel. Mir doch ois wurscht“, weist eine Userin auf das Engagement der Stadt Traunstein in Sachen Radverkehr. Hintergrund des Experiments ist der Plan einer Fahrradstraße, die vom Kirchplatz in Haslach zum Maxplatz entstehen solle, so die Auskunft von Eva Schneider, Sprecherin der Stadt. „Das ist eine erste Investivmaßnahme, sie ist Teil des Radverkehrskonzepts, das eine Fachfirma für die Stadt Traunstein derzeit erarbeitet“, sagt sie auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Eine reduzierte Verkehrsbelastung sei Voraussetzung für eine Fahrradroute und das wolle man testen.

Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer äußerte sich nicht zu einem Zwischenstand des Experiments. Nach Auskunft seiner Sprecherin wolle man dieses wie geplant für die vollen acht Wochen durchführen.

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