Kreis Traunstein stockt Sozialarbeit an Schulen auf
Kinder teils „aggressiv und respektlos“ - Landrat Walch: „Zu wenig Autorität?“
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Corona, psychische Probleme, Konflikte in den Familien: an vier Schulen im Kreis Traunstein wird die bewährte Sozialarbeit jetzt verstärkt - in Richtung mancher Elternhäuser konnte sich Landrat Walch aber Anmerkungen nicht verkneifen.
Landkreis Traunstein - Die Sozialarbeit an Schulen im Landkreis Traunstein wird ausgebaut. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistages stimmte am Mittwoch (20. Juli) geschlossen zu, dafür insgesamt 101.000 Euro jährlich bereitzustellen. Die Anträge stammten von der Grund- und Mittelschule Ruhpolding, der Grundschule in Traunstein-Haslach, der Achental-Realschule in Marquartstein und der Grund- und Mittelschule Unterwössen. Laut Franz Feil vom Amt für Kinder, Jugendliche und Familien wird bereits an 23 Schulen im Landkreis zusätzliche Sozialarbeit betrieben.
Beispiel Ruhpolding: An der dortigen Mittelschule läuft schon seit 2012 eine Maßnahme für Jugendsozialarbeit, an der Grundschule seit drei Jahren. Aber der „große Bedarf“ lasse sich inzwischen nicht mehr decken. „Insbesondere im Zuge der Corona-Kreise hat sich die angespannte Situation zusätzlich verschärft“, heißt es aus der Landkreis-Verwaltung. Dazu habe man mehr Förderbedarf durch Kinder aus der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber und durch 24 ukrainische Flüchtlingskinder. Durch die Corona-Pandemie hätten sich außerdem vielfältige „psychische Belastungen“ ergeben - nicht nur für die Kinder, auch für deren Familien.
Schulleitung berichtet von aggressivem Verhalten gegenüber Lehrern
Der Bedarf steigt allein schon wegen zunehmender Schülerzahlen, wie z.B. in der Grundschule in Traunstein-Haslach. Außerdem berichtet dort die Schulleitung von einer „Verweigerungshaltung“ sowie „aggressivem und respektlosem Verhalten gegenüber Lehrkräften“. Die Kinder würden manchmal durch die Eltern zu wenig unterstützt: „Zu wenig Struktur, unregelmäßige Mahlzeiten, fehlende Freizeitangebote und fehlende Rituale im Familienleben“, beklagt die Schulleitung. Landrat Siegfried Walch (CSU) konnte sich dazu einen Kommentar nicht verkneifen und fügte hinzu: „...und vielleicht auch zu wenig Autorität.“ Auch das respektlose Verhalten gegenüber Lehrkräfte nehme „jeder wahr“, vermutete Walch.
Besonders im Fokus steht aber die Grund- und Mittelschule in Unterwössen. Dort werden Kinder unterrichtet, die in der Inobhutnahmestelle Litzelau wohnen, also wenn das Kindeswohl akut gefährdet war - beispielsweise bei Gewalt oder Drogen in den Familien. Mit der Zweigstelle im ehemaligen Forsthaus in Reit im Winkl können dort insgesamt 18 Kinder untergebracht werden. „Sie zeigen oft ein sehr auffälliges Verhalten“, heißt es von Seiten des Landratsamtes, und bräuchten daher intensive Betreuung in der Schule. Für die Sozialarbeit gehen 20.000 Euro jährlich an Unterwössen, 23.000 Euro nach Ruhpolding und Haslach, sowie 35.000 Euro nach Marquartstein.
xe