Politiker-Derblecken im Hofbräuhaus
Vom „Landkreis-Taliban“ und einem fehlenden 50-Liter-Fassl: Starkbierfest in Traunstein
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Einmal im Jahr heißt es für die lokale Politprominenz: hoffen, dass die Abreibung bei der Starkbierrede nicht all zu grob ausfällt - heuer bekamen Landrat Walch und OB Hümmer aber zusätzlich auch noch eine Standpauke von Luise Kinseher („Mama Bavaria“).
Traunstein - So richtig ernst wurde es beim Starkbierfest im Hofbräuhaus Traunstein nur selten. Aber als Festredner Albert Rosenegger von „Brandstiftern und Psychopathen“ sprach, „die beim Nachbarn einsteigen“, da wusste jeder, wer gemeint ist. „I kehr‘ kritisch dann dafür, liaba vor da eigna Tür“, schloss er mit dem Ukraine-Krieg ab und wendete sich jenen Herrn zu, die auch im Publikum saßen. Ganz besonders auf zwei hatte es Rosenegger abgesehen: Landrat Siegfried Walch und Traunsteins Oberbürgermeister Christian Hümmer.
Starkbierfest beim Hofbräuhaus Traunstein 2022
Ein „schöner Herr“ meine der Landrat selbst zu sein, spottete der Festredner - durch seinen Bart wirke Walch jetzt nicht mehr so zart und „gesteigert männlich“. Denn: Tauche Walch immer nur auf „mit‘m gleichen Schachterlgwand in grea oder in grau, dann griagt er für des wenig G‘schau“. Die Häme über Siegfried Walchs optische Verwandlung im Laufe der jüngeren Zeit gipfelte schließlich in Roseneggers Ausdruck des „Landkreis-Taliban“ - spätestens dann wurden aus dem Grinsen im Publikum brüllendes Gelächter.
„Wie viele Beamte arbeiten in ihrem Haus?“, sei Walch kürzlich gefragt worden. „‘Knapp die Hälfte‘, hod er gmoant“, so Rosenegger, der seine erste Starkbierrede schon vor 30 Jahren hielt. Aber mit ähnlichen statistischen Zahlen könne schließlich auch die Traunsteiner Stadtverwaltung aufwarten. Sie habe mit Hümmer einen neuen OB, „der die Ärmel hochkrempeln will. Sagt er wenigstens.“ Jugendzentrum, Klimaziele, Radfahrerfreundlichkeit... alles beschlossen, „aber noch ist nichts passiert“. Der Stadtratsbeschluss zum Klimakonzept „war ok, doch muaß der dann dahintersteh‘, und ned de Folgen von dem Ganzen, verantwortlich de Leit zuaschanzen.“
Ein Ziel habe Hümmer aber durchaus erreicht: Traunstein ist inzwischen einwohnerstärker als Traunreut. „Er hat zur Selbsthilfe gegriffen und zwar mit einer über Jahrtausende hinweg äußerst effizienten Methode: nämlich, de Kinder selber macha“, spielte Festredner Rosenegger auf Hümmers kleine Zwillingskinder an. Walch und Hümmer bekamen aber auch von Luise Kinseher etwas zu hören, die ein Stück aus ihrem aktuellen Programm vortrug. Als die beiden Lokalpolitiker währenddessen immer wieder ratschten und tuschelten fuhr Kinseher dazwischen: „Ihr bringts mich so durcheinander mit Eurem ständigen Schmatzn. Wollts Ihr vielleicht raufkommen?“
Kinseher erwies sich nicht nur in dieser Situation als äußerst schlagfertig. Als ihr Maximilian Sailer nach dem Auftritt mit einem Blumenstrauß dankte, erntete der Bräu einen eher misstrauischen Blick: „Letztens hab‘ ich einen Auftritt vom Helmut Schleich gesehen, auch in einer Brauerei. Aber der hat als Dank ein 50-Liter-Fassl bekommen.“ Dass Sailer, Kinseher, Walch und Hümmer später aber noch bei Starkbier und Brotzeit beieinandersaßen, versteht sich dabei von selbst.
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