Traunsteiner Wasserwirtschaftsamt bezieht Stellung
Grundwasserstand teils schon „sehr niedrig“: Geht unserer Region das Wasser aus?
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Trockenheit und Hitze machen Mensch und Natur zu schaffen - muss nun auch am Wasser gespart werden? Wir haben uns die Grundwasserstände angeschaut und mit Traunsteiner Experten über die momentane Lage gesprochen.
Traunstein - Die Karte ist fast im ganzen Bundesgebiet tiefrot: dort zeigt der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums an, dass das pflanzenverfügbare Wasser in bis zu 25 Zentimetern Tiefe praktisch aufgebraucht ist. Der „Welkepunkt“ für Pflanzen ist erreicht. Eine der wenigen Ausnahmen: der Südosten Oberbayerns. Am Alpenrand gäbe es keine Probleme, nördlich davon könne nur von beginnender Trockenheit gesprochen werden.
Trockenheit und Dürre in Oberbayern? So steht es ums Grundwasser
Aber wie sieht es mit unseren Grundwasserpegeln aus? Muss angesichts der Trockenheit schon ernsthaft ans Wassersparen gedacht werden? Die Einschätzung des Wasserwirtschaftsamtes in Traunstein überrascht aufs erste: „Es ist kein besonders trockenes Jahr und es liegt auch noch keine anhaltende Trockensituation vor“, so Inga Grote gegenüber chiemgau24.de. Die Trinkwasserversorgung sei nicht gefährdet.
Insgesamt 36 Grundwassermessstellen gibt es in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting und Mühldorf. Bis auf fünf melden derzeit alle „niedrige“ oder „sehr niedrige“ Pegel. Kein Niedrigwasser gibt es nach dem Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern momentan nur an den Messstellen bei Töging, Altötting, Laufen, Ainring und Raubling. „Niedrige Wasserstände treten im Jahresgang regelmäßig auf, sie sind an und für sich nichts Ungewöhnliches“, beruhigt Grote vom Wasserwirtschaftsamt. Entscheidender für die Grundwasserspeicher seien die Niederschläge zwischen November und April.
Mit über 70 Prozent ist es vor allem die Industrie - und dort wiederum vor allem die chemische Industrie - die in Deutschland am meisten Wasser verbraucht. Auf die Landwirtschaft und die öffentliche Versorgung entfallen dagegen jeweils nur 14 Prozent. Auch der Pro-Kopf-Wasserverbrauch bei Privatpersonen sinkt in der Bundesrepublik seit vielen Jahren langsam, aber stetig. Rund 120 Liter sind es durchschnittlich am Tag. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, warnte jüngst, die Gartenbewässerung oder das Füllen großer Pools könne im Sommer zum „echten Problem“ werden und die „Versorgungsinfrastruktur in manchen Regionen an ihre Grenzen bringen“.
Noch keine Sparmaßnahmen durch Stadtwerke und Versorger nötig
Bei uns wohl kein Thema. „Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass die Trinkwasservorräte in unserem Amtsbezirk so weit erschöpft werden, dass eine kontrollierte Rationalisierung oder Priorisierung erfolgen muss“, so Inga Grote vom Wasserwirtschaftsamt, das für die Landkreise Traunstein, Berchtesgadener Land und Altötting zuständig ist. Bei Bedarf seien es dann die kommunalen Wasserversorger und Stadtwerke, die Sparmaßnahmen für ihr Versorgungsgebiet festlegen würden.
Mit ein Grund für die relativ sichere Versorgung mit Grundwasser in unserer Region ist die Topographie: Vor allem durch die Staulage an den Alpen seien dort die Niederschlagsmengen höher. „Trockenperioden fallen in den Alpen und Voralpen etwas weniger ins Gewicht“, so Inga Grote. Außerdem gilt: Je besser das Wasser im Boden versickern kann, umso mehr kommt davon im Grundwasser an. Wenn immer mehr Flächen versiegelt werden und das Wasser dadurch in Bächen und Flüssen „verschwindet“, tut das also auch unseren Grundwasserspeichern nicht gut.
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Rubriklistenbild: © Julian Stratenschulte