2011 kam der Angeklagte nach Deutschland, um zu arbeiten. Auch hier setzte es Gerichtsurteile gegen den Mann: Wohnungseinbruchsdiebstahl, Betrug, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Die Gerichte verhängten hierzulande aber immer Bewährungsstrafen. Bei den Taten war immer wieder Alkohol im Spiel.
„Die Frage ist, wenn man so oft im Gefängnis sitzt, wegen Taten, die man unter Alkoholeinfluss beging, wird man da nicht mal überlegen, aufzuhören?”, so der Vorsitzende Richter Volker Ziegler. Das sei vor seiner Ehe gewesen, antwortet der Angeklagte über seine Dolmetscherin. Danach habe er weniger getrunken. Fünf Monate vor dem verheerenden Brand in Tuntenhausen begannen jedoch Streitigkeiten in der Beziehung. Starke psychische Probleme hätten den 41-Jährigen seitdem geplagt.
Der Angeklagte äußert sich nicht selbst zu dem verheerenden Brand in dem Mehrparteienhaus in Tuntenhausen im Sommer 2021. Aber sein Verteidiger Markus Frank erklärt, dass der Angeklagte in der Nacht auf den 20. Juni betrunken gewesen sei und sich deswegen auch nicht mehr an den Vorfall erinnern könne. Der 41-Jährige gehe aber davon aus, dass er das Zimmer in dem Haus in Brand gesteckt habe.
„Er bedauert es zutiefst und er will seine Alkoholprobleme in den Griff bekommen”, so Verteidiger Frank. Nachfragen zu den ungeheuerlichen Taten will der Angeklagte nicht zulassen: Zwei Mitbewohner standen in Flammen und erlitten schlimme Verletzungen. Am Haus entstand ein Sachschaden in Millionenhöhe.
Im Gericht stehen zwei Schautafeln mit Fotos des zerstörten Hauses in der Fuchsbergstraße in Tuntenhausen. Sie zeigen die Zimmer, in denen die Arbeiter schlafen. Das Foto von Zimmer 13 ist ein Bild des Grauens. Schutt und graue Asche sind die einzigen Überbleibsel, die die Flammen hinterlassen haben. Ein Ermittler der Kripo Rosenheim wird der erste Zeuge im Prozess sein.
Der Prozess beginnt. Auf der Anklagebank ein 41-jähriger Mann, zuletzt wohnhaft in Tuntenhausen. Schwarzer Pullover, Tätowierungen am Hals. Neben ihm eine Dolmetscherin und sein Verteidiger, Markus Frank aus Rosenheim. Es geht um grauenvolle Vorwürfe, die sich in der Nacht auf 20. Juni vorigen Jahres in einem Tuntenhauser Mehrparteienhaus abgespielt haben sollen. Die Anklage wird verlesen:
Der 41-Jährige soll mitten in der Nacht plötzlich in einem anderen Zimmer des Mehrparteienhauses gestanden sein, in dem zwei Bewohner schliefen. „Ich bring Euch um, ich fackel‘ Euch ab“, soll er mehrfach gesagt haben. Dann soll er einen der Bewohner mit Benzin übergossen und das Benzin auch am Boden verteilt haben, so der Staatsanwalt. Im Anschluss habe er ein Feuerzeug gezückt und alles in Brand gesetzt.
Auch die beiden Bewohner sollen in Flammen gestanden sein. Und nicht nur das: Das Feuer griff auf das gesamte Gebäude über, in dem sich 18 weitere Personen aufhielten und großteils schliefen. Der Gesamtschaden habe über 1,2 Millionen Euro betragen.
„Der Geschädigte erlitt erhebliche lebensgefährliche Verletzungen, Verbrennungen zweiten Grades auf 60 Prozent der Körperoberfläche“. Anderthalb Monate Klinikaufenthalt und vier Operationen waren nötig. Auch der zweite Mitbewohner erlitt schlimme Verbrennungen. Angeklagt ist der Mann wegen versuchten Mordes in 20 Fällen, schwerer Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung.
Gibt es ein Geständnis? Oder zweifelt der Mann die Vorwürfe an? Was sind die Hintergründe? Im nächsten Schritt wird er selbst das Wort haben.
Tuntenhausen/Traunstein - Ein 41-Jähriger soll in einem Mehrparteienhaus in Tuntenhausen einen Mann mit Benzin übergossen und angezündet haben. Zum Zeitpunkt der Tat, in den frühen Morgenstunden des 20. Juni 2021, befanden sich laut Staatsanwaltschaft 20 Personen teils schlafend in dem Gebäude. Die Flammen breiten sich aus, das Gebäude wird durch den Brand zerstört. Zwei Menschen mussten schwer verletzt, mit teils lebensgefährlichen Brandwunden, in ein Krankenhaus gebracht werden.
Der mutmaßliche Brandstifter wird des versuchten, zwanzigfachen Mordes, der Brandstiftung und der gefährlichen Körperverletzung beschuldigt. Seit des Brandes im Sommer 2021 sitzt der Verdächtige in der JVA Traunstein in Untersuchungshaft. Der Prozess beginnt am Dienstag (5. April) um 8.30 Uhr vor dem Landgericht Traunstein. Zwei weitere Verhandlungstage sind für Donnerstag (7. April) und dem darauffolgenden Dienstag (12. April) vorgesehen.
rosenheim24.de wird aktuell vom Prozess berichten.
ce/xe
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